Ingolstadt
Die Luftbrücke

Der Westpark denkt bisher nicht daran, die versprochene Rampe zu bauen – jetzt macht die Stadt Druck

25.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:54 Uhr

Verkehrsventil: So ähnlich könnte die Brücke über die Richard-Wagner-Straße aussehen, wenn sie denn gebaut wird. Zweck des Ganzen: Über die Ausfahrtrampe können die Westpark-Kunden stadteinwärts das Parkdeck verlassen und so den viel befahrenen Audi-Ring entlasten. Fotomontage: Rössle/Blank

Ingolstadt (DK) Bei diesem Termin dürfte es heute so richtig zur Sache gehen: Die Rathausspitze verhandelt mit den Westpark-Betreibern. Im Mittelpunkt steht die brisante Frage: Warum ist – zwei Monate vor Eröffnung des erweiterten Westparks – die vertraglich vereinbarte Brücke immer noch nicht gebaut?

Nach DK-Informationen wollen OB Alfred Lehmann, CSU-Fraktionschef Joachim Genosko und FW-Sprecher Peter Gietl in einem Krisengespräch mit dem Westpark sozusagen in letzter Minute die heikle Angelegenheit doch noch entschärfen. „Ein Kuhhandel ist mit uns nicht zu machen“, konstatierte gestern FW-Stadtrat Johann Stachel auf Anfrage.

Stachel war einer derjenigen, die sich im Bebauungsplanverfahren für diese Brücke besonders stark gemacht hatten. Zur Erinnerung: Der Westpark war für seine Expansion – plus 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche – auf die Zustimmung des Stadtrates angewiesen. Im Lauf der Diskussion kam immer wieder auch die angespannte Verkehrssituation zur Sprache. Wenn es am Audi-Ring jetzt schon eng zugeht und zu Staus kommt, was soll dann erst nach der großen Erweiterung des Einkaufszentrums werden?

Die Kommunalpolitiker hatten bei der Furcht vor einer neuen Verkehrslawine auch die Aktivitäten der Friedrichshofener Bürgerinitiative im Hinterkopf. Gerade der Stadtteil Friedrichshofen hat ja unter der Ansiedlung immer neuer Geschäfte und dem ständig wachsenden Kunden- und Lieferverkehr besonders zu leiden.

Aus diesem Grund setzte der Stadtrat durch, dass der Westpark seine Genehmigung nur dann bekommt, wenn er eine Brücke baut, die den Audi-Ring entlasten soll. Es handelt sich dabei um eine Rampe, die vom Parkdeck Ost aus die Richard-Wagner-Straße überbrückt und den Verkehr in Richtung Stadt abfließen lässt. Dazu muss eine beträchtliche Lücke in die Platanenallee an der vierspurigen Straße geschlagen werden.

Noch ist aber nichts zu sehen, weder eine Baugrube noch ein Fundament. Keine Spur von einer Baustelle, obwohl der Einweihungstermin des Westparks am 29. März längst feststeht. Center-Manager Frank Hausschmid hat noch nie ein Hehl daraus gemacht, was er von dieser Brücke hält: nichts. Er hoffe immer noch, sagte er jetzt auf Nachfrage des DK, dass die Politik „zur Einsicht kommt, dass das Unsinn ist“. Dieses Bauwerk wäre in seinen Augen sinnlos und würde den gewünschten Zweck nicht erreichen. Man habe bisher auch nicht mit dem Bau begonnen.

„Wir wissen zukünftig“, empört sich FW-Mann Stachel über Hausschmids Haltung, „wie wir mit diesen Leuten umgehen müssen.“ Für den Stadtrat gibt es bei diesem Punkt keinen Kompromiss. „Wir haben das den Bürgern versprochen, da stehen wir im Wort. Davon rücken wir auch nicht ab.“ Die Brücke müsse her, ohne Wenn und Aber. Die Verpflichtung des Westparks sei „im Baugenehmigungsbescheid verankert und damit Bestandteil der Baugenehmigung“. Stachel: „Konsequenterweise müsste es jetzt heißen: Ihr könnt die Eröffnung nicht machen!“

Ob die Stadt allerdings so weit gehen würde, ist fraglich. OB Lehmann versuchte gestern, nicht weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Er verwies auf das anstehende Gespräch mit dem Westpark. Angeblich habe es „gewisse Probleme mit der Statik“ gegeben. Doch an der Verpflichtung zum Brückenbau lässt auch Lehmann keinen Zweifel. „Ich habe die Interessen der Stadt zu vertreten.“