Ingolstadt
Auch das Blaulicht funktioniert noch

19.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Probesitzen: Der Ingolstädter Inspektionsleiter Ignaz Brunner fühlte sich an die Anfänge seiner Karriere erinnert. - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Emotionen schwangen mit, als Landespolizeipräsident Waldemar Kindler gestern einen alten VW Käfer an das künftige Museum der Bayerischen Polizei in Ingolstadt übergab. Fast alle Anwesenden wussten über diesen Fahrzeugtyp etwas zu berichten. Und: Das Museum öffnet eventuell noch heuer.


Männer und Autos – vieler Worte bedarf es da wohl nicht. Kindler und seine Präsidentenkollegen Johann Rast aus Ingolstadt sowie Karl-Heinz Spörl von der Bereitschaftspolizei in Bamberg nahmen den VW Käfer auch gleich eingehend in Augenschein. Doch auch eine Frau zeigte sich überaus interessiert: Liliane Matthes, Bayerns einzige Polizeipräsidentin und für Unterfranken zuständig, strahlte – nicht ohne Grund, denn das Auto stammt aus ihrem Dienstbereich. Die Geschichte der Funkstreife mit dem Rufnamen "Main 12/3" erzählte aber Ernst Aichner.
 
Als Direktor des Bayerischen Armeemuseum baut Aichner seit Jahren das künftige Polizeimuseum im Turm Triva auf. "Wir haben Ausrüstung, Dokumente, Uniformen und Waffen, aber nur wenige Fahrzeuge", sagte er. Deshalb habe er einmal mit dem Landespolizeipräsidenten gesprochen und angefragt, ob es noch alte Bestände gebe. Waldemar Kindler habe ihn vor zwei Jahren zu einer "Präsidentenrunde" eingeladen, wo Aichner sein Anliegen vorbrachte.

Die Polizeichefs berichteten wiederum in ihren Dienststellen darüber, was sich auszahlen sollte: Einer, der davon hörte, war Winfried Schott von der Würzburger Kripo. Im Frühjahr 2008 war er mit seiner Familie im Werbachtal südwestlich von Würzburg auf einer privater Radtour, als er eine Panne hatte. "Ich habe die anderen in die Eisdiele gesetzt und bin per Anhalter zurück zu unserem Auto", berichtete er. "Und da hab’ ich den Käfer bei einem Schrotthändler stehen sehen."

Die Nachricht machte in Polizeikreisen schnell die Runde. Für 3000 Euro war der ausrangierte Streifenwagen schnell gekauft. Die Arbeit hatte anschließend Jürgen Keupp, Karosseriebauer bei der Bereitschaftspolizei Würzburg. Eineinhalb Jahre lang schweißte und schraubte er und machte den Käfer wieder zu einem Schmuckstück. "Wir haben das nur nebenbei gemacht, wenn mal eine halbe Stunde frei war, darum hat es so lange gedauert." Die Lehrlinge durften mithelfen. Was die Instandsetzung gekostet hat, lasse sich in Geld gar nicht ausdrücken, meinte Keupp. Offenbar hat er ganze Arbeit geleistet: Selbst Martinshorn und Blaulicht funktionieren wieder, wie sich gestern eindrucksvoll zeigte.

Nun also steht der alte VW, der ab 1969 in der Inspektion Würzburg-West eingesetzt war, in Ingolstadt. Während es vom legendären aus der Fernsehserie "Isar 12" bekannt gewordenen BMW 501 noch einige Exemplare gibt, scheint der gestern übergebene Polizei-VW der letzte seiner Art in Staatsbesitz zu sein. "Auf dem Land war der Käfer das Polizeiauto schlechthin", freute sich Aichner umso mehr über das neue Exponat. Ein Klassiker in Form und Technik, gerade einmal 34 PS unter der gebogenen Haube, antiquiert und noch immer faszinierend. "Jetzt hat er eine Heimat gefunden", zeigte sich Landespolizeipräsident Waldemar Kindler zufrieden.

"Mit viel Glück", so formulierte es Museumsdirektor Aichner, werde das Polizeimuseum noch in diesem Jahr aufmachen können. Die Eröffnung war bereits mehrfach angekündigt worden, zuletzt fürs vergangene Jahr. "Das Geschichtliche soll im Vordergrund stehen, aber wir zeigen auch einige spektakuläre Fälle", versprach er. Aichner hätte die Eröffnung noch gerne selbst organisiert. Aus Altersgründen muss der 67-Jährige demnächst jedoch aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Es ist ein Schritt, der dem engagierten und verdienten Historiker sichtlich schwer fällt.