Ingolstadt
"Wir müssen die Begeisterung halten"

Veronika Peters über die Stimmung in der SPD nach der Wahl und kommende Postenbesetzungen

21.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:55 Uhr

Die Stichwahl hat sie verfehlt, doch Veronika Peters freut sich trotzdem über ihre 28,5 Prozent. In der SPD steht sie jetzt »für alles zur Verfügung«, beitreten will sie den Genossen aber immer noch nicht. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Es war knapp. Veronika Peters, parteilose OB-Kandidatin der SPD, hat bei der Kommunalwahl zwar 28,5 Prozent erreicht, die erhoffte Stichwahl jedoch verpasst, denn der CSU-Bewerber Christian Lösel machte mit 52,6 Prozent schon auf Anhieb alles klar. Im DK-Interview spricht die 57-jährige Unternehmerin über ihre Wahlkampfstrategie, die Stimmung in der neuen SPD-Fraktion und mögliche Kandidatinnen für ein Bürgermeisteramt – mit der Betonung der weiblichen Form.

Frau Peters, wann haben Sie am Wahlabend die Hoffnung auf eine Stichwahl aufgegeben?

Veronika Peters: Die Stichwahl war für mich nie das große Ziel. Ich habe mich einfach auf einen Prozess eingelassen und gesagt: Das mache ich jetzt. Ich habe getan, was ich konnte, das war für mich das Wichtigste – und damit Schluss.

 

Sie haben gegenüber dem Ergebnis des SPD-Kandidaten von 2008 mehr als zehn Prozent zugelegt. Warum hat es aber nicht für die Stichwahl gereicht?

Peters: Ich verstehe, dass Sie da immer wieder darauf rumhacken, aber das interessiert mich nicht! Hätte, wollte, würde – wie auch immer. Ich habe immer gesagt, dass ich mich an keinen Spekulationen während der Wahl beteilige. Und jetzt akzeptiere ich das Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin.

 

Als Beobachter hatte man den Eindruck, dass im Wahlkampf der SPD nach einem schwungvollen Auftakt gegen Ende die Luft raus war. Wieso haben Sie nicht noch etwas gezündet?

Peters: Könnte es sein, dass Sie nicht auf allen Wahlkampfveranstaltungen waren?

 

Wo war das große Thema?

Peters: Das war für mich Soziales und Wohnen. Ich erinnere an die Familie in der Obdachlosenunterkunft am Franziskanerwasser, die ich besucht habe, was umstritten war, aber die Familie hat jetzt eine Wohnung. Das ist für mich Sinnbild für das, was hier nicht stimmt! Wir haben nicht genug Wohnraum, und die Ärmsten sind besonders betroffen. Das gilt nicht nur für die Obdachlosen, das habe ich in jeder sozialen Institution erfahren. Das Problem der Wohnungsnot hat mich den ganzen Wahlkampf verfolgt.

 

Sie haben frischen Wind für die SPD-Fraktion gefordert. Was muss sich dort denn ändern?

Peters: Diese Energie, die wir jetzt im Wahlkampf freigesetzt haben, die möchte ich gern die nächsten sechs Jahre mitnehmen. Man ist euphorisch und setzt Adrenalin frei. Aber wir müssen die Begeisterung auch halten können. Wir brauchen eine Klausurtagung. Wir müssen schauen: Wie werden Jobs besetzt? Für mich wird ein Job immer nur nach sachlichen Gesichtspunkten besetzt. Ein Referentenposten etwa darf nicht politisch verschachert werden! Da ist ein Anforderungsprofil nötig. Vor dem Thema stehen wir bald im Stadtrat, wenn es um die Nachfolge des OB-Referenten Christian Lösel geht. So eine Besetzung muss unbedingt nach der Qualifikation gehen!

Stehen Sie selber als Fraktionschefin zur Verfügung?

Peters: Ich stehe für alles zur Verfügung. Ich habe ein gutes Wahlergebnis und würde mich jetzt nicht verwehren. Aber das ist ein demokratischer Prozess, darüber müssen wir dann in der Fraktion sprechen.

 

Sie haben kein SPD-Parteibuch. Ist das für Sie ein Thema?

Peters: Das fehlende Parteibuch war für mich immer ein Vorteil. Ich glaube, mein Wahlergebnis ist auch darauf zurückzuführen. Ich bin ein Freidenker, und das will ich gerne bleiben. Aber ich will mich gerne für die SPD engagieren, denn es gibt viele gute Leute dort.

 

Gibt es in der Fraktion Problemfälle, mit denen Sie sich erst mal beschäftigen müssen?

Peters: In jeder Gruppe gibt’s Problemfälle. Vielleicht bin ich selber einer – das empfindet jeder anders. Teambildung ist in so einem Gremium ganz wichtig. Was mir sehr leid tut ist, dass meine Frauen, die ich auf die Liste gebracht habe, nicht in den Stadtrat gekommen sind.

 

Wenn der Stadtrat entscheidet, dass das Grundstück für das Kongresshotel verkauft wird, sagen Sie dann „Damit ist das Thema für mich abgehakt“, oder versuchen Sie, noch eine Mehrheit dagegen zu organisieren?

Peters: Wenn etwas möglich ist, dann würde ich das tun. Allerdings bin ich Realist genug, und diese Möglichkeit schätze ich als sehr gering ein. Ich will noch etwas zu den Bürgermeisterposten sagen: Der OB ist gewählt, aber wir haben noch Luft beim zweiten und dritten Bürgermeister. Man könnte doch jetzt mal fragen: Muss ein Kämmerer zugleich Bürgermeister sein? Denn man kann sich einen Kämmerer ja auch holen.

 

Das wird Albert Wittmann aber anders sehen.

Peters: Ist ja egal. Das ist ja nur eine Idee. Er ist der zweite Bürgermeister. Es gibt aber auch noch einen dritten, und da plädiere ich ganz stark dafür, dass es eine Frau ist. Denn wenn wir drei Männer haben, muss ich sagen: arme Frauenszene! Wir haben im Stadtrat genug gute Frauen. Da würde ich sogar eine geeignete Kandidatin aus der CSU unterstützen. Oder meinetwegen von den Grünen. Oder Petra Volkwein von der SPD.

 

Oder Veronika Peters.

Peters: Nein, ich spreche nicht von mir.

 

Das Interview führten Reimund Herbst und Christian Silvester.