Ingolstadt
Schaden bei einer halben Million?

Betrugsverdacht gegen Hausverwalter: Kripo hat Ermittlungen nun abgeschlossen

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Fünf Monate haben sich Kripobeamte durch Aktenberge mit Abrechnungen und Kontoauszügen gewühlt – seit gestern ist ihre Arbeit abgeschlossen: Im Fall des mutmaßlich betrügerischen Ingolstädter Hausverwalters wandern die Ermittlungsakten jetzt zur Staatsanwaltschaft.

Bereits seit dem Spätsommer vorigen Jahres sitzt der beschuldigte Geschäftsmann in Untersuchungshaft (DK berichtete). Die Polizei hatte ihn am 21. August festgenommen, nachdem eine Ingolstädter Eigentümergemeinschaft, deren Finanzen der inzwischen 46-jährige Mann verwaltet hatte, Anzeige wegen Betrugsverdachts gegen ihn gestellt hatte.

Schon bei erster Sichtung der von den Eigentümern beigebrachten Unterlagen war der Polizei klargeworden, dass man hier allem Anschein nach einem größeren Betrugsfall auf der Spur war; bereits die frühen Ermittlungen deuteten auf eine höhere sechsstellige Schadenssumme. Der Verdächtige war unmittelbar festgenommen worden und anschließend auf richterlichen Beschluss in U-Haft gewandert. Dort dürfte er nun auch noch bis zum Prozessbeginn, der wahrscheinlich im Frühjahr oder Frühsommer anstehen wird, verbleiben.

Die Ermittlergruppe der Ingolstädter Kriminalpolizei hat in nunmehr fünf Monaten quasi in Buchhaltermanier umfangreiche Unterlagen gesichtet, die seinerzeit bei Hausdurchsuchungen im Büro und in den Privaträumen des Verwalters sichergestellt worden waren. Die Firma des Beschuldigten, die Betreuungsverträge mit etlichen Eigentümergemeinschaften im Stadtgebiet und angeblich sogar darüber hinaus hatte, war unmittelbar nach Verhaftung des Geschäftsführers geschlossen worden. Der Fall hatte – wie berichtet – zu gehörigen Irritationen in der Eigentümerszene geführt.

Nachdem anfangs bei der Polizei von einer möglichen Schadenssumme von bis zu 700 000 Euro die Rede war, ist diese Einschätzung inzwischen etwas revidiert worden: Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen nannte ein Sprecher des Ingolstädter Präsidiums gestern einen nunmehr offenbar anhand der gesichteten Unterlagen belegbaren Betrag von maximal 500 000 Euro, um den die betroffenen Wohnungseigentümer geschädigt worden sein sollen.

Wie es bereits vor einigen Monaten aus Ermittlerkreisen geheißen hatte, soll sich der beschuldigte Verwalter über einen längeren Zeitraum hinweg an den von ihm treuhänderisch verwalteten Rücklagenkonten seiner Auftraggeber bedient haben. Auf diesen Konten werden in der Regel Gelder geparkt, die für etwaige Reparaturen und Renovierungen in Wohnanlagen reserviert sind. Der mutmaßliche Betrüger soll dabei immer dann, wenn diese „Selbstbedienung“ aufzufliegen drohte, die entstandenen Löcher mit Geld von anderen Treuhandkonten gestopft haben. Ein Insider hatte von einem regelrechten „Verschiebebahnhof“ gesprochen, bei dem Beträge beständig zwischen verschiedenen Kundenkonten hin und her geflossen sein sollen.

Nach DK-Informationen ist zuletzt nicht nur gegen den beschuldigten Chef der Hausverwaltungsfirma, sondern auch gegen mehrere Personen aus dessen Umfeld ermittelt worden. Unter den Verdächtigen soll sich nach diesen Informationen auch eine Steuerberaterin aus dem Ingolstädter Umland befinden. Der Sprecher des Polizeipräsidiums wollte sich zu diesem Teil der Ermittlungen gestern nicht äußern und verwies auf die nunmehr zuständige Staatsanwaltschaft. Dort dürften die Unterlagen der Polizei aber erst Anfang kommender Woche vorliegen. Dem Vernehmen nach wird bei der Polizei im Falle des Hauptbeschuldigten aufgrund der offenbar recht deutlichen Ermittlungsergebnisse mit einer zügigen Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft beim Ingolstädter Landgericht gerechnet.

Dass die juristische Aufarbeitung des Komplexes wegen der Umstände durch die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in München übernommen werden könnte, wie anfangs noch verschiedentlich vermutet, gilt inzwischen als unwahrscheinlich. Vielmehr deute in dem Fall inzwischen alles auf einen „stinknormalen Betrug“, so die gestrige Auskunft der Polizei. Damit bleibe die Sache wohl bei der Ingolstädter Justiz.