Ingolstadt
Überraschender Richtungswechsel

Wegen einer Engstelle in der Theresienstraße wird die Halbmarathon-Strecke kurzfristig geändert

13.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Viel zu eng für 3000 Läufer: Halbmarathon-Organisator Roland Knoll muss kurzfristig die Theresienstraße (samt Kreuztor) aus der Strecke nehmen. Von der Baustelle (links) hat erst kürzlich erfahren. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Am 30. April starten wieder an die 3000 Läufer beim Halbmarathon. Von der Aufregung der vergangenen Tage werden sie dann nichts mehr mitbekommen. Die Organisatoren mussten kurzfristig den Streckenplan über den Haufen werfen. Eine Baustelle in der Theresienstraße zwingt sie dazu.

Zwölf Stunden saß Roland Knoll bis tief in die Nacht zum Montag am Computer und tüftelte. Dann hatte der Mitorganisator endlich den Ausweg aus dem Dilemma gefunden, das ihm und Kollege Roland Muck quasi als Osterei ins Nest gelegt worden war. Denn erst vor wenigen Tagen erfuhren die erfahrenen Halbmarathon-Männer, dass bei der 16. Auflage eine große Überraschung auf sie wartete: Am Schliffelmarkt wuchs mitten im Herzen Ingolstadts ein hölzerner Bauzaun bei der Oberen Apotheke in die Höhe, der die Theresienstraße zu einem Nadelöhr macht. "Da können wir keine 3000 Läufer durchschicken", sagt der Streckenverantwortliche Knoll angesichts einer Breite von gerade einmal noch vier Metern an der Stelle. Auf der anderen Seite steht die Stele Marieluise Fleißers, und das Café Segafredo hat seine Stühle und Tische aufgestellt. Käme noch ein Absperrgitter für die Zuschauer hinzu, die sich zwischen Strecke und Lokal an diesem hochfrequentierten Ort vorbeiquetschen müssten. "Das geht einfach nicht. Da gibt es kein ,Augen zu und durch'", sagt Knoll.

Grundsätzlich hätte der Veranstalter die Möglichkeit, die Außengastronomie entfernen zu lassen. "Aber das wollen wir natürlich nicht. Die Leute sollen dort sitzen und die Gastronomen ihr Geschäft machen. Das macht den Halbmarathon und die Stimmung ja gerade aus."

Die Probleme betreffen das Rennen auch beim Aufbau der Absperrgitter, der in einem ganz engen Zeitfenster laufen muss: Der Lauf startet am Samstag, 30. April, erst um 17.30 Uhr, damit die Geschäfte möglichst wenig beeinträchtigt sind. Kurz vorher ist Knoll mit einem großen Lastwagen, Arbeitern und den Gittern unterwegs. "Der Lkw mit Tieflader kommt da nie ums Eck", erklärt der Organisator, der mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung hat.

Er habe schon kurz daran gedacht, den Lauf wegen des plötzlichen Hindernisses ganz abzusagen, sagt Knoll. Aber eben nur kurz. "Andererseits habe ich mich auch nie vor der Verantwortung gedrückt." Zumal die Umstände höchst unglücklich waren: Der Bauherr, der an der Oberen Apotheke den Zaun hat aufstellen lassen, besitzt natürlich seit langer Zeit eine Genehmigung dafür. "Da hat es auch nie einen Vorwurf gegeben. Die müssen das machen. Das ist völlig okay", versichert Knoll, der im Lauf der Jahre seine Laufstrecke wegen diverser Baustellen immer wieder hat verändern müssen. Nur selten in so kurzer Zeit und ohne Vorwarnung. Denn irgendjemand in einem zuständigen Amt der Stadtverwaltung hatte es offenbar einfach verschwitzt, den Organisatoren des jährlichen Großereignisses von der drohenden Engstelle rechtzeitig zu berichten.

Am heimischen Computer entwarf Roland Knoll in Windeseile eine neue Strecke, die er gestern früh den Behörden (mehrere städtische Ämter und der Polizei) vorlegte und grundsätzlich grünes Licht bekam. Der Mann kennt sich auch aus mit der Improvisation. Dabei waren er und Kollege Muck stolz gewesen, seit wenigen Jahren eine feste und dauerhafte Strecke gefunden zu haben. Davor waren immer wieder größere und kleinere Umstürze nötig geworden. Weil zum Beispiel nicht mehr Auf der Schanz gelaufen werden kann, um das Rot-Kreuz-Hauptquartier und die Sankas freizuhalten. 2010 konnte man am Münster nicht vorbeilaufen, weil dort der Trauergottesdienst für die in Afghanistan gefallenen Soldaten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel stattfand. Auch damals waren also die Theresienstraße und das Kreuztor blockiert.

Daran erinnerte sich Knoll nun wieder. Der Halbmarathon 2016 wird den neuen Plänen zufolge auf die beliebte Innenstadtrunde verzichten müssen. Die Sportler laufen nach dem Start auf der Adenauerbrücke die Harderstraße bis zur Nördlichen Ringstraße rauf und runter (siehe Grafik). Dann folgt ab der Brücke die bekannte Ostschleife ins Monikaviertel. Von dort geht es auf dem auch bisher gelaufenen Weg an der Donaulände entlang und durchs Glacis über die Jahnstraße bis zur Friedhofstraße. Dann entfällt hier zwischen Streckenkilometer neun und zehn aber jetzt der Schwenk in die City samt Wahrzeichen. Dafür biegt der Pulk nach links ab und läuft die früher im Uhrzeigersinn gelaufene Westschleife bis zum Baggersee nun einfach in die entgegengesetzte Richtung. Das heißt, die Halbmarathonis laufen vom MTV durchs Glacis und queren dann die Brücke über der Westliche Ringstraße zum Hochwasserdamm, der sie zum Baggersee führt. Von dort führt die Strecke über die Staustufe und den Baggerweg (mit kleinem Umweg) zum Ziel im Klenzepark. "Die eine oder andere Schleife und ein paar Kniffe sind schon dabei, damit wir auf die 21,1 Kilometer kommen", sagte Knoll.

Die Strecke sollte den Athleten gefallen. Davon ist der Organisator überzeugt. Sein Fazit nach der Aufregung lautet aber auch: "Es wird für uns immer schwieriger in der Innenstadt. Vielleicht ist eine Konsequenz, dass wir sie in Zukunft mit dem Halbmarathon noch mehr meiden werden." 2017 wohl ganz sicher, denn Knoll hat an Ostern auch erfahren: Der Holzbauzaun an der Oberen Apotheke bleibt bis voraussichtlich September 2017 stehen.