Ingolstadt
Zwischen Grün und Asphalt

Für neue Wohnhäuser an der Stargarder Straße beginnt jetzt ein Architektenwettbewerb

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Schwierige Aufgabe: Direkt neben der Südlichen Ringstraße stehen die Wohnblocks (Bildmitte), die im nächsten Jahr abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollen. - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Zwei Zahlen, die schon viel verraten: Statt bisher 40 sollen künftig 130 Wohnungen an der Stargarder Straße Platz finden. Wie das gehen soll, darüber machen sich in den nächsten Wochen 24 Architekten bei einem Wettbewerb der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Gedanken.

Dass die etwa 50 Jahre alten Wohnblocks Stargarder Straße 15, 15a, 17, 19 und 21 im kommenden Jahr abgerissen werden sollen, bedeutet zunächst einmal für die jetzigen Mieter: Sie müssen umziehen. Bei der GWG geht so etwas nicht Knall auf Fall wie bei manchem privaten Eigentümer. "Das Plus ist", sagt Geschäftsführer Peter Karmann, "dass der Mieter uns seine Wunschwohnung nennen kann und wir ihn in Einzelgesprächen unterstützen."

In diesem Fall liegt es nahe, dass die Leute in die nagelneuen Wohnungen an der Peisserstraße umziehen, die derzeit nach und nach bezogen werden. Die GWG beteiligt sich an den Umzugskosten und kann bei solchen Aktionen auf reiche Erfahrungen zurückblicken. Auch bei der Sanierung ganzer Stadtviertel wie an der Goethestraße oder im Prinzenviertel am Hauptbahnhof wurden immer wieder ältere Häuser abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Die Mieter hatten zwar einige Unannehmlichkeiten, aber hinterher meist eine schönere neue Wohnung.

Das Grundstück an der Stargarder Straße ist knapp ein Hektar groß. Für die Architekten wird der Wettbewerb keine einfache Aufgabe. Denn gleich nebenan läuft die zur Schillerbrücke ansteigende, vierspurige Südliche Ringstraße vorbei. Nach der Landesgartenschau 1992 waren die Bewohner zumindest teilweise durch eine hölzerne Lärmschutzwand vom Verkehr abgeschirmt. Die Wand hatte jedoch eine begrenzte Lebensdauer und existiert nicht mehr. "Aber es ist nicht nur der Schall", weiß GWG-Technikleiter Alexander Bendzko. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Großparkplatz der Saturn-Arena. Da klagten die Mieter bei Veranstaltungen häufig über "Lichtbelästigung" durch die rangierenden Autos. Auf der Ostseite dagegen ein ganz anderes Bild: Dort grenzt ein Grünzug des Auwaldes fast direkt an das Wohngebiet.

Die Architekturbüros sollen gestalterisch freie Hand haben. "Ein Hochhaus ist möglich, aber keine Forderung", fasst Karmann die Auslobung zusammen. Im Text, den die Planer zugesandt bekommen, steht der Satz: "Erwartet wird ein in städtebaulicher, architektonischer, sozialer, ökologischer, verkehrlicher und wirtschaftlicher Hinsicht überzeugendes Gesamtkonzept." Die rund 130 Wohnungen sind Teil eines staatlich geförderten Modellprojekts "Effizient bauen - leistbar wohnen. Mehr bezahlbare Wohnungen für Bayern". Erwünscht sind laut Ausschreibung "durchdachte, wohnflächeneffiziente Grundrisse, die durch typologische Intelligenz Wohnvielfalt ermöglichen".

Die 24 Teilnehmer kommen aus ganz Europa. 14 von ihnen sind gesetzt, zehn weitere werden durch ein Auswahlverfahren bestimmt. Bis zum 1. September müssen sie ihre Arbeiten abgeliefert haben. Die GWG stellt insgesamt 140 000 Euro an Preisgeldern und Bearbeitungshonoraren für die Büros des Wettbewerbs zur Verfügung.

Der Jury unter Vorsitz von Prof. Ferdinand Stracke gehören als Fachpreisrichter die beiden Mitglieder des Gestaltungsbeirates, Karl Frey und Prof. Ludwig Wappner an, außerdem Karin Sandeck (Oberste Baubehörde) und Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Am 27. September fällt im Preisgericht die Entscheidung.