Ingolstadt
Zwischen Abseits und Kostenfalle

Sportsender Sky erhöht schon wieder die Gebühren – Wirte stöhnen auf, Sportvereine ganz besonders

01.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:23 Uhr

Ingolstadt (DK) An diesem Wochenende startet Ingolstadt in doppelter Hinsicht in die Bundesliga-Saison: der FC 04 auf dem Spielfeld, die Ingolstädter Wirte mit der Übertragung der Partien des Sportsenders Sky. Der hat jetzt wieder (massiv) seine Preise erhöht. In Sportheimen ist das Klagen besonders groß.

Für Wilfried Krupp ist Sky zum Reizwort geworden. Kaum fällt es in dem Telefonat, schon sprudelt der Vorsitzende des SV Haunwöhr sauer los: „Die würgen die Sportheime ab!“ Sein SVH ist heftig erschüttert worden, als der Brief des Sportsenders eintrudelte. Nach der Erhöhung im Vorjahr steigen die Gebühren für die Übertragung der Bundesliga und anderer Sportereignisse auf Sky schon wieder. Sie verdreifachten (!) sich für die Haunwöhrer innerhalb eines Kalenderjahres: von 152 Euro (vor dem 1. September 2013) auf jetzt 345 Euro und bald 470 Euro (ab 1. September 2014) – und das eben monatlich.

Krupp will das so nicht hinnehmen: „Wir müssen unbedingt aktiv werden. Das muss politisch ganz nach oben.“ Er sieht die Deutsche Fußball-Liga in der Pflicht, die ihre Übertragungsrechte teuer an den Pay-TV-Sender verkauft hat (siehe Kasten). „Es kann nicht sein, dass die die Kosten auf die Rücken der Vereine abwälzen!“, sagt Krupp.

Zumal der Vorsitzende kein Ende sieht: „Nächstes Jahr geht das Spiel mit der Erhöhung wieder los.“ Bei 100 Euro Mehrkosten durch das Abo pro Monat müsse er ja mindestens 300 Euro durch Getränke und Essen zusätzlich einnehmen. „Wie soll das gehen“, klagt der Vorsitzende. Dabei müssten die Haunwöhrer laut Krupp aber „in den sauren Apfel beißen“, obwohl sie in der Kostenfalle sitzen. Sky zu kündigen, kommt für ihn (im Moment) nicht infrage. „Wenn ich das abklemme, folgen hohe wirtschaftliche Verluste.“ Ohne Sky bleiben die Gäste aus, zum Beispiel der Dortmund-Fanklub, der den SVH („regelmäßig 15 bis 30 Leute“) beehrt. Der einbrechende Bierumsatz „reißt uns in den Ruin“, weil die Verpflichtungen gegenüber der Brauerei nicht mehr erfüllt werden könnten. Krupp: „Wir gingen gaststättenmäßig kaputt.“

Davon ist Sigi Häusler natürlich noch weit entfernt. Doch der Wirt des gleichnamigen Bistros am Münster und der Galerie Mo mit großem Biergarten stöhnte auch auf, als er den Sky-Brief erhielt. „Da denkst du schon: Ja bin ich denn verrückt, da zahlst du eh schon so viel und dann soll es noch mehr sein . . .“, berichtet Häusler von seinen ersten Gedanken. Beim Durchgehen der Zahlen habe er dann schnell gemerkt: Es rechnet sich noch immer. „Wir sind ja gut besucht.“ Und außerdem: „Man muss es fast machen“, sagt er über das Sky-Abo, „sonst verärgert man die Gäste.“ Und stellt sich quasi ins Abseits. Eine Kündigung sei ihm nie in den Sinn gekommen.

Die Erhöhung schmerzt den Wirt aber natürlich schon. Rund 20 Prozent fordere Sky mehr als im Vorjahr. „Der Mitarbeiter hat sich auch entschuldigt“, berichtet Häusler vom Gespräch mit einem Vertreter des Sportsenders, „aber der kann ja auch nichts dafür.“

Während in anderen Städten die Wirte mit Massenkündigungen schon Sturm gegen den Sportsender laufen, scheint es in Ingolstadt noch relativ ruhig zu sein. „Bis jetzt ist es kein Thema“, sagt Armin Stangl, der Vorsitzende des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes. Beim Bundesverband Dehoga in Berlin klingt das anders: Man sei über die massive Preiserhöhung sehr verärgert, wird Geschäftsführer Stephan Büttner in Medienberichten zitiert. Der Kooperationsvertrag mit Sky, bei dem Dehoga-Mitglieder Sonderkonditionen erhalten, werde „überdacht“.

Auch in Ingolstadt müssen wohl einige Kneipen bald den Stecker ziehen, weil die Schmerzgrenze erreicht ist. Petra Kerkhoff vom Weißbiereck in Unsernherrn hat es erst gar nicht so weit kommen lassen: Obwohl sie (ohne eigenes Zutun fälschlicherweise) als Sky-Sportsbar im Internet geführt wird und ihre Gäste es immer wieder wünschten, hat sie ein Abo bisher strikt abgelehnt. Mehr als 1000 Euro monatlich habe Sky zuletzt gefordert, sagt die Wirtin. „Das ist unverschämt!“ Sie bräuchte regelmäßig 40 bis 50 Gäste, die zu den Spielen kämen, rechnet die Wirtin vor, die das Lokal seit 18 Jahren betreibt. Das könne nie und nimmer funktionieren.