Ingolstadt
Zwei Linien halten, eine rauscht vorbei

Ingolstädter wünschen sich eine Anbindung an die ICE-Linie nach Frankfurt

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Viermal so viele ICE-Züge wie noch 2004 halten heute in Ingolstadt. Trotzdem fänden viele eine Anbindung nach Frankfurt schön - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) 2006 wurde die ICE-Trasse über Ingolstadt eingeweiht. Heute rauscht die Hälfte aller Fernzüge an der Stadt vorbei – im Vergleich zum Jahr 2004 hat sich die Fernzuganbindung allerdings vervierfacht. Manchen ist das dennoch zu wenig, andere stört nur, dass der ICE nach Frankfurt nicht hält.

„Je mehr Fernzüge in Ingolstadt halten, desto besser“, sagt Gerd Treffer, Pressesprecher der Stadt. Kein Zweifel. Er hat die Zahlen der Fernzughalte in Ingolstadt vorliegen. Für 2015, schreibt die Bahn, gebe es etwa 45 Fernzughalte pro Tag unter der Woche. „Bei einem stündlichen Halt dürfte es schwierig werden, die Wartezeit noch zu verkürzen“, so Treffer. Einen Haken hat die Fernzuganbindung der Stadt trotzdem: So habe OB Christian Lösel laut Treffer gemeinsam mit Bundestagsabgeordnetem Reinhard Brandl den dringenden Wunsch an die Bahn geäußert, Ingolstadt morgens und abends an den Finanzraum Frankfurt anzubinden.

Eine Forderung, die auch Grünen-Stadtrat Christian Höbusch hat – und noch mehr: „Die Haltefrequenz der Fernzüge wird der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung unserer Stadt nicht gerecht.“ Die ICE-Strecke nach Nürnberg findet er „von unschätzbarem Wert“, und auch die Strecke nach München habe sich „über die Jahre sukzessive verbessert“. Er selbst pendelt täglich nach München. Vor dem Hintergrund zweier überregional bedeutsamer Unternehmen – Audi sowie Media-Saturn – sei eine gute Fernanbindung für die Stadt sehr wichtig. Doch aus eigener Erfahrung kann Höbusch berichten: „Zu den Pendlerzeiten in der Früh und am Abend sind die ICEs ausgelastet.“

Momentan macht Höbusch vor allem die anstehende Bauphase Sorgen: „Ich habe die Hoffnung, dass die Züge verlängert werden, sonst könnte aus dem Zug um 6.27 Uhr ein Stehzug werden.“ Das komme daher, dass der Zug um 7.01 Uhr ausfallen werde, den viele Pendler nach München nutzten. Kürzlich haben die Ingolstädter Grünen einen offenen Brief an den Bahnvorstand geschrieben – sie wollen, dass die Halte in Ingolstadt nach den Baumaßnahmen verstärkt werden, „um der Bedeutung der Stadt gerecht zu werden“.

Auf Nachfrage des DK heißt es von Franz Lindemair, Sprecher der Bahn in Bayern: „Das Fernverkehrsangebot der Deutschen Bahn wurde 2006 mit der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Nürnberg stark ausgeweitet.“ Seitdem würden die ICE-Züge mindestens einmal in der Stunde in Ingolstadt halten. Die Nachfrage habe sich gut entwickelt. „Zwischenzeitlich haben wir auch den einen oder anderen zusätzlichen Halt eingelegt, wenn wir erkannt haben, dass die Nachfrage dies hergibt. Wir beobachten den Markt sehr genau.“ Auf diese Weise verfüge Ingolstadt über aktuell 45 ICE-Halte am Tag, von Abweichungen wegen Baustellen einmal abgesehen. Drei ICE-Linien würden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke fahren, „zwei davon halten regelmäßig in Ingolstadt, eine nicht“. Es handelt sich um die Verbindung nach Frankfurt, für die sich auch OB Lösel stark macht.

Die DB schreibt dazu in ihrem Antwortbrief an die Grünen: „So fahren z.B. die aus dem Ruhrgebiet und aus Frankfurt kommenden ICE-Züge in der Regel ohne Halt in Ingolstadt durch, um zweistündlich direkte Anschlüsse in München zu den Eurocity-Zügen ins Chiemgau und nach Österreich realisieren zu können, was bei einem Halt in Ingolstadt nicht möglich wäre.“ Als bundesweites Unternehmen habe die DB Fernverkehr nicht nur die Bedürfnisse der Reisenden von und nach Ingolstadt im Blick, sondern wolle für alle Fernreisenden schnellstmögliche Verbindungen zwischen den deutschen Wirtschaftsräumen anbieten.

Laut Anwalt Robert Schumacher verstößt die Deutsche Bahn mit dieser ICE-Linie, aber auch mit den übrigen Durchfahrten von Fernzügen durch die Stadt gegen den Gleichheitsgrundsatz. Fernreisende von und nach Ingolstadt hätten es schwerer, an ihr Ziel zu kommen, als in anderen Großstädten. Seine Forderungen, für die er auch rechtlich kämpfen will: ein Systemhalt der ICE-Linie nach Frankfurt am Hauptbahnhof Ingolstadt sowie, dass Fernzüge nicht mehr planmäßig ohne Halt am Ingolstädter Hauptbahnhof durchfahren dürfen.

„Ich bin gespannt auf das Ergebnis, glaube aber nicht, dass es etwas bringt“, sagt Anwältin Angela Mayr zu den Forderungen. Als die Deutsche Bahn Strecken aufgelöst habe, hätte es von den Kommunen ebenfalls Widerstand gegeben. Wenn es so einfach wäre, gegen die Bahn rechtlich vorzugehen, hätten sie eine Möglichkeit gefunden, so Mayr. „Der Gleichheitsgrundsatz ist tatsächlich die einzige Grundlage, die man andenken könnte“, bestätigt sie. Aber wenn man sich als Anwalt auf das Grundgesetz berufe, habe man oft schon keine andere Möglichkeit gefunden. „Ich fände es sehr positiv, wenn er Erfolg hätte, aber ich fürchte, es bringt nichts.“