Ingolstadt
Zusammenrücken am Runden Tisch

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Ingolstadt (sic) Der Lauf der Ereignisse hätte sie diesmal fast überholt: Als die Pfarrer Markus Herrgen (St. Johannes) und Martin Geistbeck (St. Pius) im September die Einladungen für den Runden Tisch zum Thema „Junge Flüchtlinge in unserer Nachbarschaft“ verschickten, war die Asylbewerberfrage zwar schon eine drängende, aber die aktuellen Auswirkungen auf Ingolstadt ahnten sie noch nicht.

Am Montag gab die Stadt bekannt, dass an der Manchinger Straße ein Containerdorf für 250 Flüchtlinge entsteht. Deshalb befasste sich die 30-köpfige Expertenrunde am Dienstag in St. Johannes mit der Situation aller Asylbewerber in Ingolstadt.

Am Runden Tisch rückte man noch enger zusammen. Pfarrer Geistbeck drängte darauf, eine Art schnelle Eingreiftruppe – Task Force – zu bilden, um die Unterstützung für die oft traumatisierten Bürgerkriegsopfer zu koordinieren. Aus Erfahrung weiß der katholische Geistliche: „Es wäre ein Fehler, wenn wir die Flüchtlinge mit Spielsachen oder Kleidung überhäufen. Viel wichtiger ist es, den zwischenmenschlichen Kontakt zu stärken und Hilfeleistungen mit der Stadt zu vernetzen.“ Geistbecks evangelischer Amtsbruder Herrgen regte unter anderem Kaffee- und Teerunden für Asylbewerber und Einheimische im Anschluss an Sprachkurse an.

Da die meisten Asylbewerber muslimischen Glaubens sind, sei es sinnvoll, die islamischen Gemeinden der Stadt in die Betreuung und Beratung einzubinden, sagte Bettina Nehir. Das Entscheidende sei das Erlernen der deutschen Sprache, betonten die Experten. Norbert Mair, Rektor der Herschelschule, berichtete von ermutigenden Beispielen: „Lernen übt auf traumatisierte Kinder, die ihre Eltern verloren haben, auch eine therapeutische Wirkung aus.“ Robert Bechstädt, Stadtrat und Lehrer, erzählte von einem Buben aus Nigeria, der beim MTV begeistert Fußball spielt und in einem Jahr akzentfreies Deutsch gelernt habe. „So soll es sein!“