Ingolstadt
Zusammenleben ohne Gräben

Am Mittwoch lud der Integrations- und Bildungsverein wieder zum traditionellen Fastenbrechen ein

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Richtig voll war das Restaurant des IBV am Mittwochabend zum traditionellen Fastenbrechen, an dem auch heuer wieder zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Verwaltung teilnahmen. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Noch bis zum 5. Juli dauert dieses Jahr Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. In der Schanz ist es seit vielen Jahren eine feste Tradition, dass der Islamische Integrations- und Bildungsverein (IBV) zu einem der Fastenbrechen nach Sonnenuntergang geladene Gäste aus der lokalen Politik, der Kirchen sowie Vertreter des öffentlichen Lebens und der Verwaltung bei sich begrüßt.

Am Mittwochabend war es wieder so weit.

Bei einem reichhaltigen Buffet aus warmen und kalten Spezialitäten der türkischen Küche kamen heuer so viele Menschen zusammen wie in kaum einem Jahr zuvor. Und das in einer Zeit, in der die politische Stimmung zwischen Deutschland und der Türkei angespannt ist. In Ingolstadt jedoch ist davon offensichtlich nichts zu spüren. Das erkannte auch der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU), schon länger bekennender Stammgast beim Fastenbrechen, in seiner Rede. Er habe für den Abend extra gefastet, räumte Brandl ein. Aber nicht etwa aus religiösen Gründen, wie er ergänzte. "Sondern weil ich weiß, was mich erwartet", sagte er und meinte damit all die verführerischen Leckerbissen, die die Küche wieder hervorgezaubert hatte.

Anschließend kam Brandl nicht umhin, angesichts der politischen Situation nachdenklichere Töne anzuschlagen. Niemand hätte vor einem Jahr an selber Stelle erwartet, dass sich das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei so verschlechtern würde, sagte er. Umso mehr freute es ihn zu sehen, dass dies auf Ingolstadt bezogen nicht dazu beitrage, lokal und regional einen Keil zwischen beide Seiten zu treiben. "Die Vielzahl der Gäste drückt die Wertschätzung für ihre Arbeit aus", lobte Brandl das Wirken des IBV in diesem Zusammenhang.

Was der Verein seit seiner Gründung im Jahr 1973 leistet, darauf ging Vorsitzender Yunus Kambur in seiner Rede ein. Das Hauptanliegen sei es demnach, junge Türken im vereinseigenen Schülerheim auf einen erfolgreichen Abschluss an der deutschen Regelschule vorzubereiten und sie in ihrer gesellschaftlichen und demokratischen Integration zu fördern. Kambur betonte außerdem, dass es sich beim Islam um eine Religion des Friedens handelt. Der Ramadan sei zudem die Zeit, in der die Wohlhabenden den Ärmeren die Hand reichten und die Muslime durch Reinigung von Körper und Geist sich von Stolz und Hochmut lösten, wie Kambur erklärte. Während des Monats fasten gläubige Muslime ab der Morgendämmerung bis hin zum Moment des Sonnenuntergangs. Am Mittwoch seien dies 20 Stunden und elf Minuten gewesen, sagte Kambur.

Auch OB Christian Lösel freute sich über das zahlreiche Erscheinen der vielen Gäste - vor allem aus Politik und Kirche - und hob die entspannte Atmosphäre an den Tischen hervor, die zu einer positiven Gesprächskultur beim Fastenbrechen beitrage, was letztlich zu einer guten Zusammenarbeit führe, wie er sagte. Der OB gab aber auch zu bedenken, dass sich Deutschland mehr um eine gelungene Integration ausländischer Mitbürger kümmern müsse, um Parallelgesellschaften zu vermeiden. Für Ingolstadt hob er die vorhandenen stabilen Strukturen hervor, die dazu beitrügen, dass sich - trotz kritischer Stimmungsmache, wie sie zuletzt auch von Autoren wie Thilo Sarrazin erfolgte - "nichts hochschaukelt", wie er sagte.