Ingolstadt
Wir sind Stadtrat

Gelungene Premiere der "Schanzer G’schichten II" im Ingolstädter Altstadttheater

11.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Grandios gespielt: Johannes Langer und Birgit Mannel-Fischer als Stadtratsneuling Erwin und seine Frau Hilde in den »Schanzer G'schichten II«. - Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Besser hätte man die Ingolstädter Lokalpolitik und ihre Protagonisten gar nicht aufs Korn nehmen können. Mit frenetischem Beifall feierten die „Schanzer G’schichten II“ am Samstagabend im Altstadttheater Premiere. Der kurz umrissene Inhalt: „Wir sind Stadtrat.“

Dass vor allem all jene in den ersten Reihen des ausverkauften Altstadttheaters sitzen, die im Stück eine nicht unwesentliche Rolle spielen, macht die Premierenvorstellung umso interessanter. Und es überrascht nicht wirklich, dass am Ende Oberbürgermeister Christian Lösel, „der Professor“ Joachim Genosko und viele weitere Lokalpolitiker, deren Name in dem Stück nicht nur einmal erwähnt wird, begeistert Beifall klatschen. Spätestens, als sich der komplette Ingolstädter Stadtrat real zum Fototermin im CSU-Haus versammelte, um sich mit „Erwin“, dem Stadtratsneuling in den „Schanzer G’schichten“, zum Gruppenfoto zu stellen, dürften die Stadträte zumindest grob gewusst haben, worauf sie sich einlassen.

Bissig, überspitzt, treffend, grandios gespielt: Altstadttheater-Chef und Autor Johannes Langer bewies für die Fortsetzung seiner „Schanzer G’schichten“ (Regie: Jürg Schlachter) pünktlich zum zehnjährigen Bestehen des Altstadttheaters ein glückliches Händchen. Obwohl, oder gerade weil er kein Blatt vor den Mund genommen hat.

„Ich bin Stadtrat von Beruf“, hat das Hepberger Gsangl Reinhard Meys Lied „Ich bin Klempner von Beruf“ umgewandelt. Erwin (Johannes Langer) ist in den Stadtrat gewählt worden. Für welche Partei, zeigt schon das Bühnenbild. Ganz in Schwarz gestaltet sich dieses, an der Wand ein Bild Franz Josef Strauß’, und eben jenes für das Stück aufgenommene Gruppenfoto. Dass Erwin bei der Wahl 72 Stimmen weniger bekommen hat als sein Erzfeind Faltermeier – der Audianer hatte dem Erwin bereits im ersten Teil der „Schanzer G’schichten“ die Stimmung verhagelt – wurmt nicht nur „Frau Stadtrat“ Hilde, von Birgit Mannel-Fischer bravourös dargestellt. Hilde trägt die politische Verantwortung ihres Mannes gerne mit; und verspricht ihren Freundinnen schon vor der Vereidigung, was ihr Erwin als Stadtrat alles für sie tun kann. Etwa, den Busfahrplan in Oberbrunnenreuth ändern zu lassen. Nach der Wahl ist vor der Wahl, meint Hilde und spinnt gleich noch höhere Pläne: „Irgendwann sind wir dann Bürgermeister.“

Dass der Faltermeier „aus taktischen Gründen“, wie er vom „Albert“ (Wittmann) erfährt, den Sitz im Stadtplanungsausschuss bekommen soll, weil Audi bei der gestalterischen Entwicklung der Stadt ein Wörtchen mitreden möchte, und Erwin sich deshalb mit dem wenig attraktiven Kulturausschuss zufriedengeben soll, ist die erste Ernüchterung im neuen Leben als Lokalpolitiker. Dabei hätte Erwin doch so gerne den Rathausplatz neu gestalten und die Fußgängerzone verschönern wollen.

Dass das Leben als Stadtrat nicht einfach ist, erfährt Erwin schnell. Schon, als es darum geht, die 132 neuen Facebook-Freundschaftsanfragen am Tag nach der Wahl zu bearbeiten. Darf er nun mit dem Achim Werner befreundet sein, obwohl dem der Lehmann das Du entzogen hat? Und warum soll er jetzt auf einmal ins „Corso“ gehen, wo er doch seit 20 Jahren seinen Cappuccino in der „Bar Centrale“ trinkt?

Er möchte „ein aufrichtiger Politiker sein“, sagt Erwin. Doch er merkt schnell, dass man nur eines haben kann: entweder eine politische Karriere oder eine eigene Meinung. Als ihm dann irgendwann der Kragen platzt und er ankündigt, „dem Christian“ (Lösel) die Meinung zu geigen, kommt ein Anruf aus dem OB-Büro: Erwin soll in den Stadtplanungsausschuss, weil der Faltermeier bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben habe. „Hilde, meine Krawatte!“

Die weiteren Vorstellungen der „Schanzer G’schichten II“ sind am 23., 29. und 30. Oktober, am 6 November sowie am 10., 11. und 12. Dezember (jeweils 20.30 Uhr). Am 31. Dezember finden um 18 und 21 Uhr Silvestervorstellungen statt. Karten gibt es für 16,50 Euro, ermäßigt 13 Euro (an Silvester gelten andere Preise) unter der Tickethotline (08 41) 9666-800.