Ingolstadt
"Wir könnten uns mehr vorstellen"

Evangelische und katholische Pfarrer zur Neuausrichtung beim Empfang der Kommunion für Eheleute

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Die Erstkommunion der Kinder wird in der katholischen Kirche in der Regel am Weißen Sonntag eine Woche nach Ostern feierlich begangen. ‹ŒArch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Bei der Eucharistie in der römisch-katholischen Kirche sind evangelische Christen bisher nur bedingt erwünscht. So beschränkt sie den Empfang der Kommunion in der Regel - außer "in Notsituationen" - auf katholische Gläubige. Eine Zerreißprobe stellte dies bis jetzt für Ehepartner dar, die den verschiedenen christlichen Großkirchen angehören. Das soll sich nach der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die am Donnerstag in Ingolstadt zu Ende ging, nun ändern. Demnach wollen die Bischöfe konfessionsverschiedenen Ehepaaren den Weg zum Kommunionempfang in der katholischen Kirche ebnen (DK berichtete). Um eine generelle

Freigabe für evangelische Christen zur Eucharistie handle es sich dabei aber nicht, betonte Kardinal Reinhard Marx zum Abschluss der Konferenz. Vielmehr wolle man den Seelsorgern mit einer "eigenen Handreichung" mehr Handlungsraum bei "genauem Hinsehen" ermöglichen. Der DK hat sich bei evangelischen und katholischen Geistlichen in Ingolstadt umgehört, was sie von der Neuausrichtung halten.

"Über das Abendmahl gibt es ja eine große Kontroverse zwischen den beiden großen christlichen Kirchen. Wir empfinden das als Schritt in die richtige Richtung, könnten uns diesbezüglich aber mehr vorstellen", sagte Pfarrer Axel Conrad (Foto links) von der evangelischen Gemeinde St. Markus. Er würde sich wünschen, dass die katholische Kirche das evangelische Abendmahl offiziell anerkennt. Denn nach Auffassung der evangelischen Kirche sei jeder getaufte Christ zum Abendmahl eingeladen. "Von unserer Seite aus ist die römisch-katholische Kirche vollkommen gültig. Daher ist es für uns kein Problem, wenn evangelische Christen an der katholischen Eucharistie teilnehmen", so Conrad. Aus seiner Erfahrung heraus sei der jetzige Schritt in liberaleren katholischen Pfarrgemeinden ohnehin längst gängige Praxis.

Münsterpfarrer und Dekan Bernhard Oswald (Foto unten) äußerte sich generell positiv zu der Meldung, gab aber zu bedenken, dass der Empfang der Eucharistie auch als Zeichen der Gemeinschaft mit der katholischen Kirche verstanden werden müsse, die sich etwa auch in der Anerkennung des Papstes und des jeweiligen Bischofs der Diözese äußert. "Ich freue mich darüber, dass die Entscheidung so getroffen wurde, weil es in Deutschland konfessionsgemischte Ehen gibt, denen es ein Anliegen ist, dass der Empfang der Kommunion geregelt ist", sagte er. Für katholische Pfarrer bedeute dies Rückendeckung von bischöflicher Seite bei der Abwägung zur Zulassung zur Eucharistie. Oswald würde vom Empfang der Kommunion jedoch abraten, wenn der Betroffene diese lediglich als Mahl der Gemeinde ansähe, aber nicht daran glaube, dass dies im Beisein von Jesus Christus geschehe. Der Geistliche hält es zudem für maßgeblich, dass diese Glaubensauffassung auch vorgelebt würde, ohne deshalb aber gleich konvertieren zu müssen.

Andererseits, das bestätigt auch Oswald, sei es vor Ort in den Pfarrgemeinden schon häufig Praxis, dass auch der evangelische Ehepartner die Kommunion empfange. Laut Kirchenrecht dürfe auch niemand davon zurückgewiesen werden. Eine Zurückweisung sei demnach nur möglich, wenn die Kommunion offensichtlich unehrenhaft empfangen werde, zum Beispiel nach einer Exkommunikation. Es könne aber auch nicht bewusst zur Kommunion eingeladen werden, wie es bei den evangelischen Christen der Fall sei.

"Ich glaube, das ist ein schweres Thema für die Bischöfe, weil die Situation in Deutschland so unterschiedlich ist", sagte Pfarrer Erich Schredl (Foto) von der katholischen Gemeinde St. Augustin. Er stellte die besondere Nähe von Katholiken und Protestanten in Bayern heraus. Dies sei nicht überall der Fall, so Schredl. Für ihn hätten die Bischöfe versucht einen Weg zu beschreiben, wie die Eucharistie als verbindendes Element der Konfessionen neu gestaltet werden kann. "Damit haben sie klug gehandelt", sagte er. Schredl befürchtet allerdings, dass die Pfarrer nun sagen könnten, alles würde auf sie abgewälzt, und Gruppen von Interessenvertretern die Bischöfe kritisieren könnten, weil sie nicht in ihrem Sinne gesprochen hätten. Dafür habe er aber kein Verständnis, so Schredl.