Ingolstadt
"Wir glauben an den Standort Ingolstadt"

Reno und Coffee Fellows ziehen sich aus der Innenstadt zurück – doch Woolworth kommt wieder

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Das Ladensterben in der Innenstadt geht weiter: Nur mehr seine Filialen im Westpark und an der Eriagstraße wird der Schuhhändler Reno in Zukunft in Ingolstadt betreiben. Der Naturkosmetikladen in der Sauerstraße hört Ende August ebenfalls auf. Und nach zehn Jahren (und einigen Pächterwechseln) hat der in vielen anderen Städten sehr erfolgreiche Coffee Fellows an der Donaustraße den letzten Kaffee aufgebrüht - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Bevor der Textilriese Primark in die Innenstadt kommt, dünnt die Gewerbelandschaft erst einmal weiter aus. Coffee Fellows in der Donaustraße hat schon geschlossen, am Samstag folgt Reno in der Ludwigstraße.

Ein weiterer Rückzug ist schon angekündigt. Aber es gibt auch positive Nachrichten. „Wir bedanken uns für 10 Jahre Treue“ steht auf einem Zettel, der an die Eingangstür des Gebäudes geklebt ist, hinter der zehn Jahre lang, mit wechselnden Betreibern, die Kette Coffee Fellows fast alle erdenklichen Kaffeesorten und Bagles vor allem an Schüler und Lehrer des Scheiner-Gymnasiums verkaufte. Der jetzige Betreiber habe drei andere Shops, unter anderem einen am Nürnberger Hauptbahnhof, übernommen, sagt Unternehmenssprecherin Eva-Sybille Wossidlo. „Und wir hatten Schwierigkeiten, so schnell einen neuen Betreiber zu finden.“ Coffee Fellows entschied sich schließlich, sich trotz eines noch einige Monate laufenden Mietvertrags jetzt schon zurückzuziehen. „Die Ecke und Lage ist ganz schwierig“, sagt Wossidlo. „Wir waren selber erstaunt und auch ratlos.“ Denn das kaufkräftige Ingolstadt sei als Standort eigentlich prädestiniert für einen Lifestyle-Laden wie Coffee Fellows, der in deutschen Innenstädten rund 80 Filialen betreibt. Das Unternehmenskonzept funktioniere in den anderen Städten hervorragend, nur eben nicht in Ingolstadt, sagt die Sprecherin. Und damit sei Coffee Fellows nicht allein. In der Ecke gebe es ja mehrere Leerstände – auch das vor fast 30 Jahren gegründete Drugstore American Warehouse in der Donaustraße 2 wird offenbar im August schließen. In den vergangenen zwei, drei Jahren habe sich die Situation deutlich verschlechtert, sagt Wossidlo. „Unsere Vermutung ist, dass sich irgendwas an der Stadtstruktur deutlich verändert hat.“ Das solle aber nicht heißen, dass das Münchener Unternehmen Ingolstadt für immer den Rücken kehrt. „Wir glauben an den Standort Ingolstadt“, bekräftigt die Sprecherin.

In den vergangenen Wochen zog der Reno-Schuhladen noch allerhand Schnäppchenjäger in seine Filiale in der Ludwigstraße. Mit starken Rabatten sollte die letzte Ware verkauft werden. Am Samstag wird die Filiale dann geschlossen. „Der Standort ist nicht zukunftsfähig“, sagt Pressesprecherin Anja Schmermund auf Nachfrage. Warum das Osnabrücker Unternehmen das so sieht, dazu wolle sie keine Auskunft geben, erklärt die Sprecherin. „Aber wir bleiben der Stadt ja weiter treu.“ In der Eriagstraße und im Westpark gibt es zwei weitere Filialen, nur eben in der Innenstadt keine mehr. Aktuell plane Reno auch nirgendwo einen Ersatzstandort, sagt Schmermund.

Beim Innenstadt-Gewerbeverein IN-City sieht man die Schließungen entspannt. „Einige der Objekte sind schon wieder vermietet oder es laufen Verhandlungen“, sagt Geschäftsführer Bernd Wölfl. „Es wird sich bald was tun.“ In der Innenstadt werde es einen „schönen, bunt gefächerten Mix“ geben, auch Waren, die es zuletzt nicht gab. Dazu werde der geplante Umbau der Fußgängerzone einiges an Besuchern bringen, glaubt Wölfl, ebenso wie die Restaurantkette L’Osteria, die Anfang 2016 ins Holdt-Haus am Viktualienmarkt einziehen wird, und Primark, der Mitte 2017 in Betrieb gehen will. Und dann gebe es ja noch das Cityfreiraum-Projekt, bei dem die Stadt Existenzgründern unter die Arme greift. Acht wurden schon begleitet, mehr als zehn weitere Bewerber haben sich schon angemeldet. Als nächstes werde im Herbst ein veganer Imbiss eröffnen, sagt Wölfl.

In den sozialen Netzwerken wurde schon ausführlich über verschiedene Geschäfte spekuliert, die in die leer werdenden Gebäude einziehen könnten. Ein Name fiel dabei häufiger: Woolworth. Das Unternehmen, das 2009 sein Warenhaus in der Fußgängerzone geschlossen hatte, sucht tatsächlich für eine neue 2000 Quadratmeter große Filiale Leiter und Angestellte. Einziger Standort, der dafür infrage käme: Dort, wo bisher Reno untergebracht war. „Wir kommen zurück“, bestätigt Unternehmenssprecherin Marie-Christin Schröder gegenüber unserer Zeitung. Im August werde man die Räume von Reno übernehmen, renovieren und bald darauf auch eröffnen. „Man kann von vier bis acht Wochen ausgehen“, sagt Schröder. Dann werde es Woolworth wieder in Ingolstadt geben. „Nur elf Hausnummern vom alten Standort entfernt.“