Ingolstadt
Wie vier Prozent zu 16 Prozent führen

Stadt rechtfertigt Gebührenerhöhung in Kindertagesstätten Gehälter sind gestiegen

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Kreative Betätigung in der Kindertagesstätte Blauland an der Richard-Strauss-Straße. Die Stadt argumentiert: Auch nach der Gebührenerhöhung sei der Elternbeitrag im Schnitt nicht höher als in vergleichbaren anderen bayerischen Städten. ‹ŒArch - foto: Hauser

Ingolstadt (sic) Prozentrechnen gehört zu den anspruchsvolleren Techniken der Mathematik. Es kommt entscheidend auf die Summe an, auf die sich die Hundertstel beziehen. Die angekündigte Gebührenerhöhung in den städtischen Kindertagesstätten um 16 Prozent pro Monat hat jetzt verärgerte Teilnehmer in Internetforen zu gewagten Interpretationen und Zahlenreihen verleitet - so arg, dass Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt, Kulturreferent Gabriel Engert und Jugendamtsleiter Maro Karmann gestern vor der Presse die mathematischen Größen richtig zuordneten.

"Im Internet exponieren sich Rechenkünstler", sagte Treffer. Die spürten der Frage nach, wieso die tarifliche Gehaltserhöhung für die Erzieherinnen von im Schnitt vier Prozent zu einer Erhöhung der Elterngebühren von 16 Prozent führt. Da gelte es zu vergleichen. "Vier Prozent Äpfel können sehr wohl 16 Prozent Birnen sein", sagte Treffer, und Engert rechnete vor: "Die vier Prozent Gehaltserhöhung beziehen sich auf die gesamten Personalkosten in den Kitas der Stadt in Höhe von rund neun Millionen Euro. Die Gebührenerhöhung von 16 Prozent bezieht sich aber auf die bisherigen Einnahmen aus den Elterngebühren in Höhe von ca. 2,25 Millionen Euro." Doch diese von den Eltern aufgebrachte Summe decke nur etwa 18 Prozent der Gesamtbetriebskosten der städtischen Kitas in Höhe von 12,5 Millionen Euro - ohne die Investitionskosten. "Die von vielen Eltern geforderte, geringere Anhebung der Gebühren wäre der Stadt nur möglich, wenn diese auf Steuereinnahmen, die dann an anderer Stelle fehlen, zurückgreift", so begründet die Verwaltung die Erhöhung des Elternanteils um 16 Prozent. Engert hält das für vertretbar. Er verweist auf "qualitative Verbesserungen" etwa die Einstellung mehrerer Springerinnen in den Krippen, Kindergärten und Horten. Zudem seien die Gebühren in den Einrichtungen der freien Träger höher. "Es fällt auf, dass die Stadt da ein gutes Stück drunterliegt, wobei es natürlich nicht unser Ziel ist, über den Preis zu steuern, wo die Eltern ihr Kind hingeben", betonte Engert. Pädagogische Überlegungen oder der Wohnort sollten im Vordergrund stehen. "Deshalb darf die Gebührendifferenz zwischen der Stadt und den freien Trägern nicht zu groß sein."

Der Kulturreferent argumentiert auch damit, dass die Elterngebühren in den Ingolstädter Kindergärten dem Durchschnitt der bayerischen Städte vergleichbarer Größe entsprächen, die Ingolstädter Krippen lägen sogar darunter. "Und außerhalb Bayerns schaut die Welt eh ganz anders aus." Der Stadtverwaltung zufolge koste zum Beispiel ein Platz in einer städtischen Krippe (bis drei Jahre) für eine Betreuungszeit von fünf bis sechs Stunden 185 Euro im Monat. Nach der Erhöhung um 16 Prozent sind es 215 Euro. Ein Kindergartenplatz (ab drei Jahren) kostet die Eltern (ebenfalls bei fünf bis sechs Stunden) jetzt 116 Euro im Monat, davor waren es 100 Euro. Zum Vergleich: In Regensburg kostet ein Kindergartenplatz für dieselbe Betreuungszeit 101 Euro, in Würzburg 115 Euro, in Fürth 120 Euro und in Erlangen 91 Euro.

Engert sprach sich wie Jugendamtsleiter Karmann gegen einkommensbezogene Elterngebühren aus. "Das wäre ein unglaublicher Verwaltungsaufwand!" Wegen der großzügigen Gebührenübernahmeregelung der Stadt könne man insoweit ohnehin von einkommensbezogenen Gebühren sprechen, sagte Karmann. Bei Geringverdienern übernimmt die Stadt einen bestimmten Teil der Kita-Gebühren - oder zahlt sie sogar komplett, wenn die Familie in besonderer Armut lebt.