Ingolstadt
Wichtige Aufklärungsarbeit

Infoabend zur Flüchtlingssituation: Basiswissen zum drängendsten Problem dieser Tage

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

Geballte Sachkompetenz: OB Christian Lösel (stehend), Regierungspräsident Christoph Hillenbrand (rechts daneben) und eine ganze Riege von Stadtreferenten und Amtsleitern respektive -leiterinnen standen für die Fragen der Bürger zu den Flüchtlingsquartieren parat - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Mit ihrem Infoabend zu den neuen Flüchtlingsquartieren hat die Stadt wichtige Aufklärungsarbeit zum wohl brennendsten lokalen Thema dieser Tage geleistet. Der Ausbreitung dumpfer Ängste in Teilen der Bevölkerung wurde so womöglich rechtzeitig und entscheidend begegnet.

Wie bereits am Freitag berichtet, hatten die Spitzen der Stadt und der für die Koordination der Flüchtlingsversorgung in Oberbayern zuständige Regierungspräsident Christoph Hillenbrand aus München den Abend in der neuen Fronhofer-Realschule für prägnante Lagebeschreibungen und die Erläuterung der bisherigen Lösungsansätze genutzt. Keiner der rund 200 Besucher konnte anschließend sagen, dass ihm die Dringlichkeit dieses Problems und der gebotenen humanitären Hilfe nicht vor Augen geführt worden wäre.

Es sei das wahrscheinlich „schwierigste Jahr“ in seiner langen Zeit als Verantwortungsträger im öffentlichen Dienst, meinte Christoph Hillenbrand. Voraussichtlich 35 000 Asylbewerber sind heuer vom Freistaat unterzubringen, ein Großteil davon in Oberbayern. In München, Dienstsitz der Regierung von Oberbayern, kulminiert das Problem besonders, weil sich hier die Wege vieler Schleuser aus dem Nahen Osten und aus Afrika kreuzen. Menschen, die ihre krisengeschüttelten Heimatländer unter größten Strapazen und Gefahren verlassen haben, würden hier Nacht für Nacht zu hunderten stranden – „direkt vom Lkw“. Die Unterbringungsnot sei derzeit besonders groß, weil allein am 18. August 439 Menschen binnen 24 Stunden nach München gekommen seien. Hillenbrand: „Eine normale Erstaufnahmeeinrichtung ist auf 500 Personen ausgerichtet.“

In dem neuen Containerdorf an der Manchinger Straße – und ab Weihnachten auch in der Max-Immelmann-Kaserne in Oberstimm – werden vor allem Asylbewerber aus Syrien, Eritrea, Nigeria, Afghanistan und Somalia untergebracht. Den Einwand eines örtlichen NPD-Vertreters, nur zwei Prozent der Asylbewerber würden als politische Flüchtlinge anerkannt, der Rest seien Wirtschaftsflüchtlinge, hielt Hillenbrand deutliche Worte entgegen: „Was die Leute mitgemacht haben, würde ich Ihnen nie im Leben wünschen.“

Dass es auch unter Bürgern ohne rechtes Gedankengut ganz natürliche Berührungsängste und Bedenken gegen eine zu große Konzentration von Flüchtlingen in bestimmten Stadtteilen gibt, war am Donnerstagabend aus einigen Wortmeldungen herauszuhören. Stadt und Bezirksregierung versichern, dass auf Ordnung und Sicherheit ebenso wie auf Hygiene und gesundheitliche Kontrolle von Anfang an großer Wert gelegt werden soll. Eine Untersuchung auf ansteckende Krankheiten gibt es demnach in den Erstaufnahmelagern für jeden Ankömmling innerhalb von drei Tagen. In Ingolstadt und in Oberstimm soll zudem ständig medizinisches Personal für die Flüchtlinge ansprechbar sein.

Die beiden neuen Massenquartiere, das wurde betont, sollen und werden keinen Lagercharakter haben. Sie würden zwar von qualifizierten Sicherheitsdiensten überwacht, doch die Flüchtlinge werden Freizügigkeit genießen und deshalb demnächst auch in der Stadt und im Umland zum täglichen Bild gehören. Ob die schulpflichtigen Kinder der länger bleibenden Neuankömmlinge in den Quartieren oder ganz normal in den öffentlichen Schulen unterrichtet werden, ist offenbar noch nicht entschieden.

Geplant seien auf jeden Fall hinreichende Spielmöglichkeiten für den Nachwuchs der Asylbewerber, so OB Christian Lösel. Sportliche Betätigung wird es beim Containerdorf wohl auch geben: Der FC Ingolstadt 04 hat laut Rathauschef bereits zugesagt, Möglichkeiten zu schaffen, damit Asylbewerber auf seinen nahe gelegenen Trainingsplätzen Fußball spielen können.