Ingolstadt
"Wenn ich spiele, lebe ich"

Gedenkstunde im Stadttheater: Schauspielkollegen und Freunde nehmen Abschied von Karlheinz Habelt

22.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Gemeinsamer Abschied: Mit dem Lied "So leb denn wohl" verabschiedeten sich gestern im Großen Haus Ensemblemitglieder und Freunde von dem verstorbenen Schauspieler Karlheinz Habelt. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Im Rahmen einer stimmungsvollen Gedenkstunde nahm gestern Vormittag das Ensemble des Stadttheaters Ingolstadt gemeinsam mit rund 200 Angehörigen, Wegbegleitern und Freunden im Großen Haus Abschied von Karlheinz Habelt (kleines Bild). Der Schauspieler, der seit den späten 1980er-Jahren bis 2012 am Stadttheater engagiert war und bis zuletzt - trotz Krankheit und Ruhestand - noch Gastrollen übernahm, starb Ende April im Alter von 69 Jahren.

Es sei, nach der bewegenden Trauerfeier am Samstag, der Abschied auf der Bühne, die sein Lebensmittelpunkt gewesen sei, sagte Intendant Knut Weber zu Beginn der Gedenkfeier. Die zu kurz Gekommenen, die Rebellen und die am Rand der Gesellschaft Stehenden seien es gewesen, die er mit Vorliebe gespielt habe. "An ihnen hing sein Herz", merkte Weber an und hob dabei die eigene Verletzbarkeit des Verstorbenen, aber auch seine "unglaubliche Disziplin" hervor, die er im Beruf an den Tag legte.

Dass der beliebte Schauspieler darüber hinaus abseits der Bühne eine sehr humorvolle und komödiantische Seite besaß, die er auch in Gesprächen geschickt zu nutzen wusste, zeigte sich in einem eingespielten Interview, in dem Habelt über seine jungen Jahre als Schauspielschüler in Schweden berichtete, nicht ohne zahlreiche amüsante Episoden aus dieser Zeit zum Besten zu geben. Seine Leidenschaft fürs Theater brachte er in einem einfachen Satz auf den Punkt: "Wenn ich spiele, lebe ich."

Der stellvertretende Intendant Donald Berkenhoff erinnerte noch einmal an die menschlichen Seiten des Künstlers. Er beschrieb Habelt als solidarischen Mitmenschen, der sich für andere einsetzte und zudem als großer Katzenfreund galt. Passend dazu hatte Berkenhoff eine Stoffkatze mit auf die Bühne gebracht; das Lieblingsrequisit Habelts aus der Aufführung "Pettersson und Findus". Habelt sei der einzige aus dem Ensemble gewesen, der auch Volksstücke von Ingolstädter Laienspielgruppen besuchte und anschließend mit Rat und Kritik zur Seite stand. Unvergessen bei vielen sind auch seine privaten Auftritte als Nikolaus, den er in der Weihnachtszeit über zehn Jahre lang für befreundete Familien spielte. Auf der Bühne erzählten eine Mutter und zwei Mädchen aus ihren Erinnerungen an diese Abende und sprachen von Habelt als einen "guten Mann" und "Freund". Ein ergreifender Moment für viele Menschen im Publikum und auf der Bühne, wo zu diesem Zeitpunkt erste Tränen der Rührung flossen.

Begleitet wurde die Gedenkstunde von zahlreichen musikalischen und szenischen Einlagen, vorgetragen von Ensemblemitgliedern. Darunter auch ein Ausschnitt aus dem Stück "Der gestiefelte Kater", in dem Habelt zuletzt auf der Bühne stand. "So leb denn wohl" hieß es zum Ende, als alle Mitwirkenden als Chor die Bühne betraten und unter die Abschiedsfeier den musikalischen Schlussakkord setzten.