Ingolstadt
Wenn Grüne rot sehen

Im Plenum brechen die alten Gegensätze zwischen Henry Okorafor und seinen ehemaligen Fraktionskollegen wieder auf

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

"Was der Kollege gesagt hat, ist gelogen": Okorafor attackierte Christian Höbusch. - Foto: Hammer

Ingolstadt (rh) Henry Okorafor hat ein Problem. Nach der Kommunalwahl im März 2014 zog er mit dem drittbesten Ergebnis der Grünen in den Stadtrat ein. Er bekam fast so viele Stimmen wie die langjährige Fraktionschefin Petra Kleine.

Im Gegensatz dazu steht der minimale politische Einfluss Okorafors, seit sich die Grünen-Stadträte 2015 getrennt haben und der Neuling nicht mehr zu ihrer Fraktion gehört. Im Stadtrat brachen die alten Gegensätze am Donnerstag wieder auf, als ein Antrag Okorafors zur Debatte stand.

Der forderte eine "Gleichbehandlung aller fraktionslosen Stadträte" und deren Aufnahme in die wichtigen Gremien wie Ältestenrat und Konsolidierungsrat, außerdem das Recht, eine Rede in der Haushaltsdebatte halten zu dürfen. Seit der Trennung von den Grünen, so der Stadtrat, falle es ihm schwer, "mein Wahlmandat in vollem Umfang auszuüben".

Doch das ist eine komplizierte Geschichte, wie OB Christian Lösel erläuterte. Die juristische Klärung habe ergeben, dass Okorafors Forderungen nur dann erfüllt werden könnten, wenn er eine eigenständige grüne Politik vertreten, sich also gewissermaßen programmatisch von den anderen Parteimitgliedern abheben würde. "Wenn Sie dies nicht schaffen", sagte der Rathauschef, "ist es ein rein innerparteiliches Thema der Grünen."

Okorafor lehnte es strikt ab, sich vom Wahlprogramm zu distanzieren. Dazu Lösel: "Sie wollen sich nicht in dieser Intensität abwenden, dann ist es ein Thema zwischen Ihnen und Ihren ehemaligen Fraktionskollegen." Als Grünen-Stadtrat Christian Höbusch erklärte, es habe keinen Ausschluss aus der Fraktion gegeben, sondern einen "einvernehmlichen Austritt des Kollegen Okorafor", wurde es richtig giftig. Dieser hatte die Vorgänge vor eineinhalb Jahren offenbar ganz anders in Erinnerung und setzte - während Höbusch kurz den Saal verlassen hatte - zu einer scharfen Erwiderung an: "Was der Kollege gesagt hat, ist gelogen, das ist ein Irrtum!"

Da wurde es dem FW-Senior Gerd Werding zu bunt. So ein Streit gehöre nicht in den Stadtrat, stellte er fest, und forderte das Ende der Debatte. Unterdessen war Höbusch in den Sitzungssaal zurückgekehrt und hatte sich über Okorafors Vorwürfe informiert. Seine Konsequenz: "Ich bitte den Livestream zu archivieren, damit ich gegebenenfalls juristische Schritte prüfen kann." Jetzt fühlte sich wiederum der Kontrahent herausgefordert. Doch dann schritt der OB ultimativ ein: "Ende der Debatte!"