Ingolstadt
Weltgästeführertag: Großes Interesse und mitreißende Darsteller

17.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr
"Gott zum Gruß!" Und ein dreifaches: "Luther irrt!" Helmut Fertsch gab am Samstag in der Hohen Schule vor großem Publikum einen hinreißenden Gegenreformator Johannes Eck. Am Weltgästeführertag traten weitere historische Persönlichkeiten auf: Marieluise Fleißer und Isabeau de Bavière im Herzogskasten, Mary Shelley (Autorin des "Frankenstein"-Romans) im Gasthaus Daniel, Adam Weishaupt, Gründer des Illuminatenordens, ebenfalls in der Hohen Schule, und Adolf Scherzer komponierte seinen berühmten Defiliermarsch im Barocksaal des Stadtmuseums. Alle Gästeführer spielten ihre Rollen mit Bravour und bekamen viel Applaus. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Mit diesem Andrang hatten die Gästeführer nicht gerechnet: Wie viele Besucher am Samstag das Spezialprogramm zum Weltgästeführertag sahen, lässt sich schwer schätzen, weil sie sich über vier Stationen verteilten; es waren wohl an die 200. Sie erlebten sieben mitreißende Darsteller.

Am Ende der Geschichte gab es Kaffee, Tee und Kuchen - gebacken und spendiert von den Ingolstädter Gästeführern. Die Besucher trafen nach und nach im Schlaraffensaal des Stadtmuseums ein, wo sie das gerade Erlebte in gemütlicher Runde besprechen konnten. Es lagen zweieinhalb an Eindrücken und viel Heiterkeit reiche Stunden hinter ihnen.

Das Spezialprogramm zum Weltgästeführertag begann mit einem Aufritt der Wittelsbacherprinzessin und späteren Königin von Frankreich Isabeau de Bavière (gespielt von Sabine Stautner) im Herzogskasten, heute die Residenz der Stadtbücherei . Einen Stock höher, in der Abteilung Schöne Literatur, klagte die Ingolstädter Schriftstellerin Marieluise Fleißer (Maria Luisa Görge) ihr Leid mit Bertolt Brecht; der Heros der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert muss ein ziemlich unangenehmer Mensch gewesen sein.

Zeitsprung in die Epoche der Reformation: Helmut Fertsch glänzte in der Hohen Schule als glühender Gegenreformator Johannes Eck, ein Lutherhasser vor dem Herrn. Riesenapplaus für den Gästeführer, der einmal mehr ohne Hänger seinen langen, komplizierten Text rezitierte. Einen Saal weiter, im einstigen Café in der Hohen Schule, debütierte Sebastian Knott als Historiendarsteller. Er gab einen wortgewaltigen und witzigen Adam Weishaupt, Gründer des sagenumwobenen Geheimbunds der Illuminaten. Im Kreuztor spielte Renate Zörkler charmant eine Ingolstädter Bürgerin aus der Herzogszeit, und im Barocksaal des Stadtmuseums flötete, trällerte und komponierte sich der Militärmusiker Adolf Scherzer (gespielt vom auch musikalisch sehr begabten Christian Wilhelm) seinem Geniestreich entgegen: dem bayerischen Defiliermarsch. Großer Applaus für alle sieben Darsteller.

Und Riesenfreude bei den Organisatoren. "Mit diesen Massen haben wir nicht gerechnet", sagte Andreas Freytag, der Vorsitzende des Vereins der Ingolstädter Gästeführer. "Es war unser Ziel, die Leute auf den Geschmack zu bringen. Man konnte ganz unverbindlich bei den Auftritten vorbeischauen und musste sich auch keine langen Vorträgen anhören. Vielleicht vertiefen einige der heutigen Besucher ja bald ihre Kenntnisse, in dem sie an einer unserer Stadtführungen teilnehmen." Damit ist nach diesen Auftritten wohl zu rechnen.