Ingolstadt
Weitblick Richtung Fernost

Dritter Chinatag: Ingolstadt bietet Plattform für Vertiefung von Wirtschaftskontakten

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

An der 4. Plenarsitzung der Chinesisch-Deutschen Industrieallianz in der Partnerstadt Foshan und in Taizhou hat Bürgermeister Sepp Mißlá †beck jetzt als Vertreter der Stadt teilgenommen. Die Allianz verbindet 30 Städte beider Länder, darunter Ingolstadt. Im November reist wieder eine Ingolstädter Delegation nach Foshan. - Foto: Stadt Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Der Bayerische Chinatag in Ingolstadt mausert sich zu einer Plattform für eifriges Netzwerken deutscher und chinesischer Unternehmer und Wirtschaftsfachleute. Bei der dritten Auflage gestern im Audi- Forum war insbesondere der Andrang von chinesischer Seite unverkennbar.

Nach ermunternden ersten Treffen in den vergangenen beiden Jahren kann das bei den Ingolstädter Wirtschaftskontakten nach Fernost federführende Entwickler- und Gründerzentrum (EGZ) mittlerweile schon Schwerpunkte setzen, die zu seiner Kernkompetenz zählen: Start-ups, also junge Unternehmen, die auf dem Sprung in den Markt sind, standen im Mittelpunkt dieses Chinatages.

Mit Zhou Qiang, Geschäftsführer der 2012 im EGZ gestarteten ZD Automotive GmbH, stand ein Vorzeigeunternehmer auf der Rednerliste in Audis Museum mobile: Seine auf digitale Dienstleistungen und Fahrassistenzsysteme spezialisierte Firma bringt es inzwischen auf 200 Mitarbeiter an fünf Standorten und will 2018 eine neue Zentrale im Interpark beziehen.

Zhous Botschaft an das knapp 200-köpfige Auditorium: Selbst als Chinese braucht man im Reich der Mitte dort ansässige Partner, um ein Bein auf die Erde zu bekommen. Wer sein Netzwerk rechtzeitig knüpfe, so der Unternehmer, dem stünde ein Markt ohne große dirigistische Hürden mit Kunden ohne die in Deutschland oft spürbare Zukunftsangst und Technologieskepsis offen. Andererseits, so Zhous Erfahrung, könne chinesischen Gründern wegen der hohen Qualitätsstandards und wegen des stabilen Arbeitsmarktes und der exzellenten Infrastruktur der Standort Deutschland nur empfohlen werden. Er selbst habe sich aus solchen strategischen Erwägungen heraus seinerzeit für Ingolstadt entschieden.

OB Christian Lösel, etliche Stadträte und EGZ-Chef Hannes Schleeh dürften das mit Freuden gehört haben. Lösel hatte die Besucher dieses dritten Chinatages bei seiner Begrüßung mit seiner persönlichen Einschätzung vertraut gemacht, dass "die Welt von morgen nicht mehr so stark vom Westen geprägt" sein werde, wie sie es bislang war. Die Ingolstädter Chinakontakte sind also nicht von ungefähr eines der Lieblingsthemen des Rathauschefs, der insbesondere die Städtepartnerschaft mit Foshan auf bestem Wege sieht und eine weitere Reise dorthin ankündigte (siehe unten).

Markus Eder, für die bayerischen Chinakontakte zuständiger Abteilungsleiter im Münchner Wirtschaftsministerium, betonte in seinem Grußwort, dass Bayern "die Bedeutung Chinas sehr früh erkannt" habe. Weil die Wirtschaftsstruktur des Freistaates mit einem Industrieanteil von inzwischen 26,5 Prozent (hoch wie in keinem anderen Bundesland, aber auch höher als in allen westlichen Industriestaaten) und einem ebenso soliden Anteil an mittelständischen Unternehmen großes Interesse an der Erschließung von Zukunftsmärkten nahelege, so Eder, sei die Orientierung nach China geradezu zwangsläufig. Man nehme im Übrigen den chinesischen Staatspräsidenten mit seinem Plädoyer für allseits freie Märkte auf dem jüngsten Davoser Wirtschaftsforum "beim Wort". Auch der stellvertretende Münchner Generalkonsul der Volksrepublik China, Cai Hao, hatte in seinem Grußwort betont, dass der Technologie- und Wissenstransfer zwischen Deutschland und China keine Einbahnstraße sein könne.

Wie dieses Thema inzwischen auch Teile des Profisports beschäftigt, verdeutlichte FCI-Geschäftsführer Franz Spitzauer: Der Zweitligist hat heuer bereits zum zweiten Mal Fußballcamps in China veranstaltet - mit dem Ziel der Talentsichtung und langfristig auch der Vermarktung chinesischer Nachwuchshoffnungen. Man habe hier offenbar frühzeitig den Fuß in die Tür zu einem gerade für kleinere Vereine interessanten Geschäft bekommen, so Spitzauer. Er gab unumwunden zu, dass der FCI hier für sich die einzige Möglichkeit sieht, den im deutschen Profifußball nötigen Etat langfristig zu sichern.