Ingolstadt
Weihnachtsgrüße aus dem Hühnerstall

Der langjährige Ingolstädter Marktmeister Hans Hagn findet DONAUKURIER von 1949 in seinem altem Schuppen

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Die Familie Hagn gehört zu den alteingesessenen Ingolstädter Familien. Hans Hagn war viele Jahre als städtischer Marktmeister im Einsatz. Auf seinem Grundstück im Westviertel tauchte jetzt die gut erhaltene Zeitung aus der Nachkriegszeit auf - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Dort, wo bei Hans Hagn daheim im Westviertel einst der Geräteschuppen stand, ist jetzt ein großes Loch. Als er vorige Woche seinen alten Schuppen abgerissen hatte, machte er einen historischen Fund.

Zwischen den Brettern steckte eine Ausgabe des DONAUKURIER vom 24. Dezember 1949. Dem Anschein nach diente die Zeitung als Isolierung. Wie diese dort hingekommen ist, ist leider nicht bekannt. Denn der Vater von Hans Hagn kaufte das Haus 1966. Wem es davor gehörte, ist unbekannt. Der langjährige Marktmeister geht davon aus, dass es um 1935 erbaut wurde. „Ich schätze, dass der Schuppen in der Nachkriegszeit entstanden ist“, sagt Hagn. Die Hütte musste jetzt einer neuen Einfahrt weichen. Der Schuppen diente früher vermutlich als Hühnerstall. „Die Öffnungen sahen sehr danach aus, und es würde Sinn ergeben, weil er isoliert war. Immerhin brauchen es Hühner im Winter auch warm.“ Das Dach bestand aus kleinen Metallreststücken, und die Holzbalken waren teilweise sehr kurz und zerstückelt. Alles hat den Anschein, dass die Hütte nach 1945 erbaut wurde, aus Resten und Trümmern.

Die Zeitung selber war gut eingebaut. Die Außenseite des Schuppens war mit Brettern und Balken versehen. Die Zeitung war zur Isolierung zwischen den Brettern und einem Schild, mit der Aufschrift Richtung Zeitung, auf der Innenseite des Hühnerstalls befestigt. Dieses Schild trägt die Aufschrift „Hier hilft der Marshallplan“. Der Marshallplan war ein wirtschaftliches Programm der USA, um Europa mit Lebensmitteln, Rohstoffen und Krediten wieder aufzubauen. Das Schild war so in der Hütte verbaut, dass es nicht zu erkennen war, bis Hagn sie abgerissen hat.

Der alte DK war nur in einen Karton verpackt. Etwas spröde und vergilbt ist die Ausgabe mittlerweile. Trotzdem ist die Weihnachtsbotschaft von Papst Pius XII. gut lesbar. Dieser richtete „einen Friedensappell an die Welt und verurteilte den kommunistischen Materialismus“, wie es im Hauptartikel der Ausgabe heißt. Ebenso sind Weihnachtsgrüße von Hans Ehard (CSU), dem Ministerpräsidenten von Bayern, und vom US-Präsidenten Harry S. Truman zu finden.

Der „Blick in die Heimat“ berichtet, dass es Diebstähle gab, zum Beispiel wurden einer Hausangestellten am Rathausplatz 50 Mark gestohlen und in einem Geschäft in der Ludwigsstraße wurde eingebrochen. Die Diebe wurden gefasst. Eine Überschrift lautet: „Weihnachtsgänse in großer Zahl“. Es konnten gar nicht alle Gänse verkauft werden. Oberbürgermeister Georg Weber (CSU) und Landrat Gerhard Kramer (CSU) senden Weihnachtsgrüße an die Bevölkerung. Ein großes Thema sind auch die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft, die zu Weihnachten entlassen wurden. Das Wetter ist an diesen Tagen neblig und trüb.

Mit dem DK war auch noch eine Ausgabe des „Ingolstädter Morgenblatts“ vom 28. Dezember 1949 in der Hütte verbaut. Dies war eine Tageszeitung, die von 1949 bis 1951 erschienen ist. Die Zeitung war ebenfalls vergilbt und spröde, aber genauso gut leserlich und das Kreuzworträtsel unausgefüllt. Eine Frage lautet: „In welchem Land ist es Frauen nicht gestattet, zu wählen“

Hagn wird die Zeitung aufbewahren: „Ich werde mir jetzt dann ein paar Tage Zeit nehmen und die Zeitung in Ruhe lesen. Mal schauen, was damals so Interessantes passiert ist.“