Ingolstadt
Wege zur Gemeinsamkeit

Schüler der Ickstatt-Realschule zeigen Tanztheateraufführung zum Thema Christentum und Islam

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Eindrucksvolle Aufführung: Im Kleinen Haus am Turm Baur präsentierten die Schüler der Ickstatt-Realschule am Samstag ihr Projekt mit dem Titel "J(T)ugend". Gestern gab es noch eine Schülervorstellung. - Foto: Kerestely

Ingolstadt (DK) Mit einem ehrgeizigen Projekt, einem Tanztheater zum Thema Christentum und Islam, hatte am Samstag die Freiherr-von-Ickstatt-Realschule im Kleinen Haus am Turm Baur Premiere. Unter dem Titel "J(T)ugend" präsentierten 23 Kinder und Jugendliche ein eindrucksvolles Stück.

"Alle Christen werden getauft! Die Muslime essen kein Schweinefleisch!" Die Darsteller, gekleidet in formlose, graue Mäntel, stoßen mehrere oberflächliche Aussagen über Religionen aus. Bis klar wird, dass daraus nichts anderes als Chaos entsteht. Dann ziehen die Schüler ihre Mäntel aus und verteilen sich gleichmäßig auf der Bühne. Nun fangen sie an, sich mit allgemeinen menschlichen Fragen zu beschäftigen, die für sie wichtig sind. Die Geschichte wird über Gestik, Tanz und Sprache erzählt.

Die Darsteller des Stücks sind Schüler der Realschule im Alter zwischen 11 und 15 Jahren. Das Szenario entwickelte Tanzpädagogin Sabine Schäffer, das Projekt entstand in Kooperation mit dem Stadttheater, dem Verein Künstler an die Schulen sowie der Kunst- und Kulturbastei. Es befasst sich mit den beiden großen, an der Schule vertretenen Religionen, dem Christentum und dem Islam. Trennende Elemente wurden herausgearbeitet, aber auch verbindende Werte und Tugenden aufgezeigt, sodass letztlich ein gemeinsamer Weg sichtbar wurde.

"Ich halte das Thema Werte für Jugendliche für sehr wichtig. Es gibt immer ein verbindendes Element", erklärt Schäffer. "Auf diese Weise kann man sich einander friedlich nähern. Wir haben uns auf sieben Tugenden beschränkt."

"Was ist Liebe? Was ist Mut? Was ist Gerechtigkeit" Diese Fragen stellen sich die Kinder. "Wir haben Angst vor Dieben, die unsere Sachen klauen können. Zum Beispiel Handys. Es gibt aber einen Dieb, der viel schlimmer ist: der Zweifel. Der hat schon viele Träume geklaut", stellt sich beim Thema Mut heraus. Und schließlich kommen die Schüler zu der Einsicht: "Gerecht ist nur derjenige, der anderen wünscht, was er sich selbst wünscht".

Für die jungen Darsteller war der Abend besonders aufregend, weil sie zum ersten Mal auf der Bühne eines Theaters standen. Die meisten hatten davor auch nicht getanzt. Darum war es eine gewisse Herausforderung, in drei Monaten, die sie für die Proben Zeit hatten, ein fertiges Stück hinzubekommen: "Wir haben natürlich unsere Techniken, weil wir schon jahrelang Jugendprojekte machen und wissen, was Laien brauchen", erzählt Choreografin Annette Taubmann. "Wir arbeiten viel mit Improvisationen und suchen Bewegungen aus, die keine spezielle Tanztechnik erfordern", sagt sie.

Obwohl es bei den Proben nicht immer leicht war, sind die beiden künstlerischen Leiterinnen Annette Taubmann und Sabine Schäffer sowie auch die Kinder und das Publikum mit dem Auftritt zufrieden. "Die Kinder haben ein richtiges Teamgefühl entwickelt", freut sich Taubmann. "Sie haben bemerkt, dass sie es nur gemeinsam schaffen können."