Ingolstadt
Was die "Generation Y" will

Audi-Vorstand Thomas Sigi über junge Menschen im digitalen Zeitalter

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Ein „Babyboomer“ auf dem Weg zur nächsten Generation: Thomas Sigi im Orbansaal - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Er ist bekennender „Babyboomer“, gehört also einer Generation an, die noch einen guten Eindruck machen musste bei Lehrern und Vorgesetzten und geschniegelt und gestriegelt mit den Eltern zum obligatorischen Sonntagsspaziergang aufgebrochen ist. Wer wie Thomas Sigi, Personalvorstand bei Audi, in den 1960er-Jahren geboren wurde, für den zählte das tadellose Betragen als Heranwachsender zum guten Ton.

Persönliche Freiheit, überzogenes Selbstbewusstsein und individueller Entwicklungsdrang schon in jungen Jahren konnten da freilich nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Ganz anders ergeht es da der sogenannten „Generation Y“. Junge Menschen also, die im Zeitalter der Digitalisierung aufwachsen und denen Prestige und eine ausgeprägte Führungsrolle im Beruf nicht alles bedeuten, wie Studien es belegen. Nur 42 Prozent der Internet-Jugend müsse demnach von Haus aus einen guten Eindruck machen, gar nur 26 Prozent sehen sich genötigt im elterlichen Haushalt mitzuhelfen. Stattdessen erleben sie Freiheit und Selbstverwirklichung in ihrer digitalen und schier grenzenlos erscheinenden Form, nutzen die entsprechenden Netzwerke vielfältig und arbeiten auch damit. Die „Generation Y“ hat „keine engen Leitplanken“ mehr, brachte Sigi es während seines Vortages zum Thema auf den Punkt.

Am Mittwochabend sprach das vielerorts geschätzte Audi-Vorstandsmitglied vor rund 150 Gästen auf Einladung des Bundes Katholischer Unternehmer und der Katholischen Erwachsenenbildung Ingolstadt im Orbansaal und referierte darüber, wie sich die Lebenswelten der jungen Generation mit den Ansprüchen der Wirtschaft – auch aus Sicht des Autoherstellers – in Einklang bringen lassen.

Die Unterschiede zwischen den Generationen seien teils zwar signifikant, räumte Sigi ein. Das heiße aber nicht, dass junge Menschen nicht leistungsbereit seien. Vielmehr suchen sie nach Sinnstiftung ohne hierarchische Ansprüche zu stellen und nach Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben. „Die Entlohnung muss nicht nur monetär sein“, so Sigi.

20 Prozent der Audi-Mitarbeiter gehören mittlerweile der „Generation Y“ an. „Das ist eine wesentliche Größe“, sagte er. Für Audi ein triftiger Grund, sich des Themas anzunehmen, eigene Untersuchungen anzustellen und Lösungen zu erarbeiten. Keinen großen Unterschied zu anderen Studien gab es demnach bei der Frage nach dem Feedback von Vorgesetzten. Sowohl die jungen auch als die älteren Mitarbeiter wünschten sich dieses zu 20 Prozent. Die Vorgesetzten wiederum nahmen nur zu 17 Prozent an, dass häufigeres Feedback erwünscht sei. „Wir glauben, dass die Generation Y das Feedback selbstbewusster einfordert“, schloss Sigi hieraus. Überraschend hingegen: 40 Prozent der Generation Y befürwortet zwar den Einsatz sozialer Netzwerke zur Kommunikation, ist sich aber auch dessen bewusst, dass diese Form des digitalen Austauschs missbraucht werden kann. 31 Prozent halten die sozialen Plattformen im Internet sogar für kritisch und glauben, diese sollten im Arbeitskontext besser nicht angewandt werden. 70 Prozent der jungen Akademiker gaben außerdem an, einen anderen Arbeitgeber aufzusuchen, sollten sie sich im Unternehmen nicht verwirklichen können. Bei den Nichtakademikern waren es nur 35 Prozent.

„Wir würden nicht behaupten wollen, dass die Generation Y keine Werte mehr hat. Ganz im Gegenteil“, betonte Sigi. So würde man bei Audi gerade in Vorstellungsgesprächen ganz gezielt die Frage erleben, wie die Haltung des Konzerns zu Themen wie Nachhaltigkeit, Ökologie und gesellschaftlicher Verantwortung sei. Seine Ansichten hierzu machte Sigi auch in der anschließenden Fragerunde deutlich. So merkte er unter anderem auch hinsichtlich steigender Mietpreise an, dass Audi darauf achten müsse in einem Maße zu wachsen, dass für die Region noch erträglich sei, betonte aber auch das soziale und kulturelle Engagement des Autobauers in Ingolstadt und der Umgebung, das man sich jährlich eine sechsstellige Summe kosten lasse.