Ingolstadt
"Was bringt das"

Bürgermeister übt Kritik am IFG-Auftritt auf der Immobilienmesse Expo real

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Lohnt sich der Aufwand? Seit Jahren ist die Stadt über ihre Tochtergesellschaft IFG auf der international beachteten Münchner Immobilienmesse Expo real präsent. Unser Foto entstand 2014 und zeigt OB Christian Lösel und IFG-Chef Norbert Forster am IFG-Messestand, der stets Teil eines größeren Auftritts der Metropolregion München ist. ‹ŒArch - foto: Pehl

Ingolstadt (DK) In München trifft sich in jedem Herbst die Immobilienwelt zur Expo real. Mit dabei seit Jahren: die Stadttochter IFG. Doch reicht für diesen Auftritt das Motto "Dabei sein ist alles"? Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) meint inzwischen offenbar: Nein.

Die Immobilienmesse in der Landeshauptstadt lief heuer vom 8. bis 10. Oktober, liegt also erst wenige Tage zurück. Als IFG-Chef Norbert Forster diese Woche im Beirat seiner Gesellschaft vom jüngsten Auftritt auf der international bespielten Schaubühne in Riem berichtete, war er wohl noch ganz gefangen von den Eindrücken, die er dort gewonnen hatte: "München ist eine andere Welt", entfuhr es ihm, und er berichtete, dass die IFG sich mit dem Gedanken trage, ihr "Flächenmanagement aktiv umzuschichten" und sich fürs neue Jahr hierzu auch einen "Werbeflächendialog", also wohl ein neues Marketingkonzept, vorstellen könne.

Bürgermeister Albert Wittmann, bis vor Kurzem noch als Finanz- und Liegenschaftsreferent ganz dicht am Thema dran, mochte Forsters Euphorie allerdings nicht teilen. Er frage sich angesichts der akuten Verknappung von vermarktungsfähigen öffentlichen Flächen im Stadtgebiet, welchen Profit Ingolstadt denn überhaupt noch aus seinen Auftritten bei der Expo real ziehen wolle, merkte Wittmann an.

"Ich kann einen Mehrwert nicht erkennen", so der Bürgermeister gewohnt deutlich. Da müsse sich die IFG schon mal fragen lassen, ob die Ausgaben für den Messeauftritt in vernünftiger Relation zu den Effekten stünden. Wenn man die Situation realistisch sehe, so der Bürgermeister weiter, könne man sich den Aufwand womöglich sparen: "Wir bieten da weltweit Flächen an, die wir nicht haben. Was bringt das"

Sich in München zu präsentieren sei so lange fragwürdig, wie man in der Stadt selbst die Anfragen von heimischen Mittelständlern zu Erweiterungsflächen kaum noch positiv beantworten könne. Ihn treibe vor diesem Hintergrund die Sorge um, dass irgendwann Ingolstädter Handwerksbetriebe nach auswärts abwandern könnten, so der Bürgermeister.

Norbert Forster gab immerhin zu bedenken, dass man aus marketingtechnischen Überlegungen heraus schon zu der Einschätzung kommen könne, bei der Münchner Messe dabei sein zu müssen. Man habe im Übrigen in den vergangenen Jahren den Aufwand für den Auftritt auf der Expo real bereits heruntergefahren. Forster: "Wir kommen von sehr hohen Kosten." Im Jahr 2012 habe man noch 66 000 Euro für den Messeauftritt aufgewendet, heuer sei man mit 39 000 Euro ausgekommen.

Ohnehin hat die IFG sich mit diesen Beträgen nie einen eigenen, separaten Stand geleistet. Vielmehr präsentiert man sich in der Messestadt Riem als Teil der Metropolregion München. Viel günstiger als zuletzt wird es wahrscheinlich auf einer Messe mit internationalem Charakter auch kaum gehen. Als "Auftrittsverbot" für 2018 war die Kritik des Bürgermeisters aber wohl noch nicht zu verstehen.