Ingolstadt
Was alles schiefgehen kann

Am Freitag fand der Auftakt der Kinderuni zum Thema automatisiertes Fahren an der Technischen Hochschule statt

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Ein kompliziertes Thema: Andreas Riener, Professor der Fakultät Elektrotechnik und Informatik an der Technischen Hochschule, brachte den knapp 200 Nachwuchsstudierenden der Kinderuni am Freitagnachmittag das Thema automatisiertes Fahren näher. \t - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Das neue Semester hat begonnen und - damit gibt es auch eine neue Auflage der Kinderuni, ein Projekt der Katholischen Universität und der Technischen Hochschule. Am Freitag erfuhren die Viert- bis Sechstklässler alles rund ums Thema automatisiertes Fahren - und welche Probleme es noch gibt.

Wenn ein Fahrzeug mit Autopilot die Entscheidung treffen muss, entweder fünf Menschen zu überfahren oder "nur" einen, wie würden wir es vorher programmieren? Eindeutig: Das Auto soll lieber den einen Menschen überfahren. So zumindest entschieden es gestern die jungen Teilnehmer der Kinderuni per Handzeichen, als Andreas Riener, Professor der Fakultät Elektrotechnik und Spezialist für autonomes Fahren, die Frage gegen Ende seiner Vorlesung aufwarf.

Doch wie sähe es aus, wenn das eine Unfallopfer der eigene Papa wäre? Plötzlich merkten die Kinder, mit welch schwierigen Entscheidungen die Ingenieure der selbstfahrenden Autos konfrontiert sind. Es wurde noch komplizierter: Wenn auf der einen Seite fünf Familienmitglieder, auf der anderen Seite der beste Freund überfahren würde, was würden die Kinder entscheiden? Mithilfe eines Comicvideos, bei dem das ethische Dilemma anhand eines Zuges und dessen Weichenstellung dargestellt war, erklärte Riener den fast 200 Nachwuchsstudenten eine der vielen Schwierigkeiten des autonomen Fahrens. Auch die technischen Möglichkeiten und gleichzeitig deren Einschränkungen, von GPS bis hin zur Fahrbahnbeschaffenheit und Witterung, waren Thema.

Für den Dozenten war es der erste Vortrag bei der Kinderuni, die jedes Jahr im Wintersemester stattfindet. Sie ist eine Kooperation der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI).

Dass es sich um ein komplexes Thema handelt, das für Kinder unter Umständen schnell trocken werden kann, war dem Experten am Rednerpult durchaus bewusst. "Es war sehr schwer im Vorfeld zu überlegen, was Kinder verstehen. Ich wollte das Thema nicht zu sehr trivialisieren, aber auch niemanden überfordern", reflektierte Andreas Riener im Anschluss an den Vortrag. Wenn es nach der neunjährigen Samara geht, hat der Professor allerdings alles richtig gemacht, denn die Gasthörerin zeigte sich begeistert: "Ich fand es sehr toll und spannend. Ich mache bei allen anderen Kursen der Kinderuni auch mit!"

Manche der Viert- bis Sechstklässler haben den großen Hörsaal vermutlich nicht ganz so enthusiastisch verlassen. Die ersten Köpfe rauchten bereits nach 20 Minuten - aber an einem Freitagnachmittag wäre selbst so manch ein erfahrener Student angezählt. Dass es im Uni-Alltag ab und zu mal länger dauert, durften die Kinder ebenfalls noch erfahren: "Wir überziehen ein paar Minuten heute, wie in den echten Vorlesungen auch", scherzte der Professor.

Die Plätze in Ingolstadt sind ausgebucht, zu den Vorlesungen in Eichstätt über optische Täuschungen, Werbung im Internet oder automatisiertes Fahren kann man sich noch anmelden. Informationen dazu gibt es online unter www.thi.de/kinderuni" class="more"%>. Wenn Kinder mindestens drei der vier Themen besucht haben, erhalten sie ein Diplom.