Ingolstadt (DK) Trotz der guten Konjunkturlage sind die Erwartungen der Metall- und Elektroindustrie (M+E Industrie) in der Region München-Nord Ingolstadt aktuell deutlich gedämpft: Grund seien das unsichere globale Umfeld und die drohende Tarifauseinandersetzung, erklärte Andreas Karl, Vorstandsmitglied des bayerischen Unternehmensverbands Metall und Elektro (bayme vbm) am Freitag vor der Presse in Ingolstadt.
"Sechs Prozent mehr Entgelt sind aus unserer Sicht überdreht", so Karl. "Der Teilentgeltausgleich überfordert unsere Betriebe und ist auch rechtswidrig, weil er zu Ungleichheit führt." Die IG Metall werfe damit das Grundprinzip - gleiches Geld für gleiche Arbeit - über den Haufen.
Kritisch äußerten sich bei dem Pressegespräch auch Vertreter regionaler Unternehmen. Thomas Stohwasser, Personalchef bei Conti Temic microelectronic, erklärte, die Gewerkschaftsforderungen gingen zu weit. "Die Arbeitskosten sind zuletzt deutlich gestiegen, das müssen wir im Auge behalten, denn wir müssen ja auch weiter investieren, um unsere Position zu halten." Ähnlich die Einschätzung zur Gewerkschaftsforderung von Michael Mißlbeck von MT Technologies Ingolstadt: "Das beraubt uns unserer Wettbewerbsfähigkeit."
Die Ertragslage in der Region ist sogar besser als im Freistaat insgesamt, ergab die aktuelle Umfrage unter den Betrieben: Rund 57 Prozent der Unternehmen hoffen auf eine Nettoumsatzrendite von vier Prozent und mehr. Doch der Fachkräftemangel bremse das Wachstum und führe schon bei heute bei 76 Prozent der Betriebe zu Einschränkungen in der Produktion, hieß es weiter. "Die Besetzung neuer Stellen wird immer schwieriger, obwohl wir ein attraktiver Arbeitgeber sind", so Stowasser. Conti Temic bietet zum Beispiel eigene Kita-Plätze und hilft bei der Wohnungssuche oder beim Umzug.
Aktuell liegt der Beschäftigungsstand jedoch auf Rekordniveau: In der bayerischen M+E Industrie sind 845.000 Menschen beschäftigt - der höchste Wert seit 26 Jahren. In der Region München-Nord Ingolstadt sind es aktuell rund 132.000 Beschäftigte.