Ingolstadt
Das Grauen nicht vergessen

Stadt und Armeemuseum erinnern 2014 umfassend an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren

13.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:26 Uhr

Bett an Bett: Das Reservelazarett nahe dem Hauptbahnhof – ursprünglich 1914 als Reichsbahn-Ausbesserungswerk gebaut, als solches aber nie genutzt – war während des Ersten Weltkriegs ständig überfüllt. Zahlreiche Verwundete kamen schon kurz nach Ausbruch des Krieges nach Ingolstadt. Repro: Bayerisches Armeemuseum

Ingolstadt (DK) Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs jährt sich 2014 zum 100. Mal. Das Bayerische Armeemuseum und die Stadt haben ein umfangreiches Programm zusammengestellt, um die Zäsur in der Geschichte zu beleuchten. Ein Schwerpunkt liegt auf lokalen, regionalen und bayerischen Bezügen.

100 Jahre Erster Weltkrieg, das klingt zeitlich und räumlich weit entfernt. Doch die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts hat nicht nur das Gesicht Europas verändert, sie ist auch für Ingolstadt ein besonderes Thema. Die ehemalige Landesfestung des Königreichs Bayern musste sich zwar nicht unmittelbar verteidigen, doch Stadt und Region bekamen die Auswirkungen schnell zu spüren.

Als erstes wurde die Geschossfabrikation in der Geschützgießerei (ehemaliges Gießereigelände) hochgefahren. Bald mussten immer mehr Frauen die Arbeit übernehmen, weil die Männer in den Krieg zogen. Im Neuen Schloss wurden Gewehre überarbeitet. Die Kriegsbäckerei im Proviantamt (heute Armeebibliothek an der Proviantstraße) lieferte in großen Mengen Brot für die Soldaten an der Front.

Die bayerische Armee kämpfte gleich zu Beginn des Krieges nahezu geschlossen in Lothringen und den Vogesen. 60 Prozent der Soldaten sind schon im August gefallen oder wurden verwundet. In jedem Ort der Region erinnern noch heute Gedenktafeln an die Gefallenen. „Der Krieg ist sofort in der Heimat angekommen“, fasst Tobias Schönauer vom Armeemuseum die Ereignisse zusammen.

Dazu gehörten auch die sehr schnell mit Verwundeten überfüllten Lazarette, die im 1914 eigentlich als Eisenbahn-Ausbesserungswerk gebauten Reservelazarett am Hauptbahnhof und in der Flandernkaserne (erst nach dem Krieg so benannt) eingerichtet wurden.

Nicht zuletzt diente das Fort IX bei Oberstimm (nach dem Zweiten Weltkrieg eingeebnet) als Unterkunft für Kriegsgefangene. In dem „Hochsicherheitstrakt“ war unter anderen der spätere französische Staatspräsident Charles de Gaulle, der bei Verdun in Gefangenschaft geraten war, einige Zeit untergebracht.

Auslöser des Ersten Weltkriegs war die Ermordung des Thronfolgers von Österreich-Ungarn am 28. Juni 1914 in Sarajevo. Österreich forderte Vergeltung von Serbien. Russland als Schutzmacht der Serben stand diesen zur Seite. Die komplizierten Bündnisverhältnisse führten dazu, dass jede Nation der Ansicht war, dem Verbündeten beistehen zu müssen. Die lokale Auseinandersetzung auf dem Balkan wurde so rasch zu einem europäischen und dann zu einem weltweiten Krieg.

Mit einem umfangreichen Programm erinnern das Bayerische Armeemuseum und die Stadt 2014 an die Tragödie. Die Broschüre mit ausführlichen Informationen ist ab kommender Woche erhältlich. Alle Veranstaltungen auch im Internet unter www.armeemuseum.de.