Ingolstadt
Vom "roten Platz" zum Bildungszentrum

Ausflug in die Gebäudelandschaft: Münster-Umfeld und Audi-Akademie Ziele der "Architektouren"

28.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Unterschiedlicher, aber auch interessanter könnten die Objekte der Wissbegierde kaum sein: hier der neu gestaltete „rote Platz“ um das Liebfrauenmünster, dort die nagelneue Audi-Akademie neben der Technischen Hochschule. Zwei von vielen Bauprojekten im Rahmen der „Architektouren“.

Seit 20 Jahren steht das letzte Juniwochenende in Bayern im Zeichen der Architektur. Im Rahmen der Leistungsschau „Architektouren“, initiiert von der Bayerischen Architektenkammer, wurden am Samstag und Sonntag unter dem Motto „Architektur hat Bestand“ insgesamt 284 Bauprojekte in ganz Bayern vorgestellt. Das Besondere an der Schau: Urheber und Bauleiter stehen für Führungen und Gespräche bereit. So auch in Ingolstadt in der neuen Audi-Akademie auf dem Gießereigelände und am Liebfrauenmünster, wo der Vorplatz einen neuen Pflasterbelag erhalten hat.

Die letzte Gestaltung des Münsterplatzes liegt mindestens 50 Jahre zurück. Viele Porphyrplatten waren lose geworden. Außerdem gab es fortdauernd Probleme mit parkenden Autos auf beiden Seiten des spätgotischen Kirchenbaus und keinen ausreichenden barrierefreien Zugang. Im Rahmen der Innenstadtsanierung wurde daher beschlossen, den Platz neu zu gestalten und zu pflastern, erläuterte Martin Spiekermann, Bauleiter des ausführenden Büros Irene Burkhardt.

Zielsetzung der Maßnahme: „Einen Bezug zur Stadt herzustellen und die Wege des früheren Friedhofs, der sich hier befand, wieder sichtbar zu machen“, sagte er. Die Nordseite sollte außerdem grüner werden. Beim Belag habe man sich aus Rücksicht auf die Farbgebung des Münsters, das mit Klinker- und Dolomitstein errichtet ist, für den Ziegel entschieden. „Auch wenn das selten ist in Oberbayern“, räumte Spiekermann ein. Durch die jetzt eingearbeitete Doppelstufe rund um den Sakralbau sei die Hemmung größer geworden, den Platz zu befahren. Um der Begrünung Genüge zu tun, wurden insgesamt 25 000 Krokusse, 600 Herbstzeitlosen sowie Kräuter gepflanzt. Die Umzäunung der Grünflächen ist noch provisorisch.

Erste Schäden gebe es an der Nordseite zu beklagen, wo eines der Gitter, die auf dem Sakristeikeller aufliegen, offenbar durch den Lieferverkehr Schaden genommen hat. Auch stellte die kleine Teilnehmergruppe erste Abplatzungen am Klinker fest. Dies müsse man weiter beobachten, meinte der Bauleiter hierzu. Eine Besonderheit konnten die Teilnehmer quasi erspüren: Auf der Nordseite ist bei einem der Bäume eine Wurzelbrücke unter dem Belag verbaut. Federt man dort mit den Beinen ab, gibt der Boden nach und schwingt. „An der Südwestecke soll noch ein Brunnen gesetzt werden“, so Spiekermann. Die Begeisterung darüber hielt sich jedoch in Grenzen. „Dann lieber ein großer Brunnen auf dem Rathausplatz“, fand eine Besucherin.

66 Meter lang und 33 Meter breit ist das Gebäude, in dem der Autohersteller täglich bis zu 250 Veranstaltungsteilnehmer betreut und unter anderem in der Persönlichkeitsentwicklung sowie in Sprachen ausbildet. Das neue Audi-Akademiegebäude, das von der städtischen Tochtergesellschaft IFG errichtet wurde, drückt dieses Bildungskonzept auch räumlich aus, erfuhren die etwa hundert Besucher, die am Samstagvormittag den beiden Führungen durch das Haus folgten, von Thomas Schulz vom ausführenden Architekturbüro Klein & Sänger aus München.

Die zentralen Seminarräume im Inneren des Gebäudes liegen auf fünf Geschossebenen an einem lichtdurchfluteten Atrium und sind über luftige Brückenstege an die zugehörigen Loungebereiche angebunden. Diese dienen vor und nach den Kursen, aber auch in den Pausen dem kommunikativen Austausch unter den Teilnehmern und bieten die direkte Versorgung mit kleinen Snacks und Getränken.

Für größere Veranstaltungen ist das Erdgeschoss vorgesehen. Hier sind neben dem großzügigen Foyer unter anderem ein großer Veranstaltungsraum, das Bistro mit Küche sowie mehrere Multifunktions- und Seminarräume untergebracht. Über flexible Trennwände können dabei für größere Veranstaltungen unterschiedliche Raumsituationen geschaffen werden. Die Seminarräume werden vierseitig von den Arbeitsräumen umschlossen. So ergeben sich sehr kurze und direkte Wege der Mitarbeiter zu den einzelnen Schulungsräumen.

Beeindruckt zeigten sich viele Besucher von den Ausblicken auf das Kavalier Dallwigk und auf das Neue Schloss, die von den oberen Etagen aus möglich sind und der breiten Öffentlichkeit unter normalen Umständen verborgen bleiben.