Ingolstadt
Vom Sinn der Arbeit

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm predigt in der Ingolstädter Matthäuskirche

01.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

"Etwas Sinnvolles tun": Für den evangelischen Landesbischof Bedford-Strohm bedeutet Arbeit Teilhabe an der Gesellschaft. - Foto: Hauser

Ingolstadt (rh) Einer "Romantisierung der Arbeit" möchte der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nicht das Wort reden. Und dass ein Arbeiter am Fließband vielleicht etwas weniger Erfüllung in seiner Tätigkeit empfindet als ein Prediger auf der Kanzel, "auf der ich gerade stehe", das ist ihm auch klar.

Dennoch nutzte der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland seine gestrige Predigt in der Matthäuskirche, um den Sinn der Arbeit herauszustellen. Die sei eben "mehr als nur ein Job, sondern auch Teilhabe an Gottes Schöpferwerk". Ausgehend vom zweiten Paulusbrief an die Thessalonicher zeigte der Landesbischof in seiner Predigt den Wandel des Arbeitsbegriffs auf. "Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen." Dieser Satz sei inzwischen in den allgemeinen Sprachschatz übergegangen. "Er wird heute oft gebraucht, um harte sozialpolitische Forderungen zu untermauern." Doch das habe Paulus ganz anders verstanden.

Für Bedford-Strohm sind die Worte des Apostels ein "Impuls zum Nachdenken": Welche Rolle spielt die Arbeit? Entscheidend sei nicht, was ein Mensch tue, sondern wie er selber seine Tätigkeit empfinde. "Zufrieden mit der Arbeit sind wir dann, wenn wir spüren, dass es etwas zum Gemeinwesen beiträgt." Das könne auch dadurch geschehen, "dass jemand die Toiletten sauber macht". Die meisten Menschen wollten einfach "etwas Sinnvolles tun".

Allein das Geld als Motivation für die Arbeit wird nach Ansicht des Landesbischofs "häufig überschätzt". Sinnerfüllte Tätigkeit bedeute Teilhabe an der Gesellschaft. "Deswegen ist Arbeitslosigkeit auch so schlimm." Bevor der Prediger zur DGB-Maikundgebung aufbrach (siehe dazu Bericht Seite 3), schloss er: "Alles Arbeiten braucht den Segen Gottes."