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Gesundheitsministerin übergibt Scheck an TeleMedAllianz – Bald erste Videokonferenz mit Foshan

21.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Austausch über den Monitor: Per Videokonferenz sollen ab Juni medizinische Fälle von Ingolstädter Medizinern und Kollegen im chinesischen Foshan diskutiert werden. Von der Funktionsweise überzeugten sich bereits Gunter Ochs, ärztlicher Direktor des Klinikums, (von rechts) und Michael Wenzl, Unfallchirurg am Klinikum Ingolstadt - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Bayerische TelemedAllianz besteht inzwischen im vierten Jahr: Von Ingolstadt aus werden im Freistaat Projekte rund um die Telemedizin gesteuert. Dafür überreichte jetzt Landesgesundheitsministerin Melanie Huml wieder einen Förderbescheid über rund 541 000 Euro.

Vor gut vier Wochen war Michael Wenzl, Unfallchirurg am Klinikum Ingolstadt, als Teil einer größeren Delegation in der chinesischen Partnerstadt Foshan – wo auch eine Kooperation mit dem dortigen Krankenhaus beschlossen wurde. Seitdem gab es mehrere Gespräche, und Mitte Juni soll es die erste richtige Videokonferenz geben, bei der sich die Ärzte über Fälle austauschen wollen. „Wir haben gesagt, vier bis fünf Fälle“, erzählte Wenzl bei der Übergabe des Förderbescheids am Mittwoch im Medi-IN-Park. Natürlich nur die – aus Chirurgensicht – besonders interessanten. „Wir wollen zeigen, so würden wir das gerne machen. Und auf der anderen Seite erfahren, wie es unsere chinesischen Kollegen angehen würden.“

Die Technik hatten sie in den vergangenen Tagen geprüft, am Mittwoch kam es sogar zur ersten Probe-Live-Schaltung zu den Kollegen nach Foshan, die Wenzl und Gunter Ochs, ärztlicher Direktor des Klinikums, führten. Die Generalprobe gelang – so dürfte dem Beginn der in Zukunft regelmäßig stattfindenden Konferenzen nichts mehr im Wege stehen.

Die Kooperation mit Foshan wäre sicher nicht vereinbart worden, gäbe es dort nicht auch ein Audi-Werk. Für Wenzl liegt der Nutzen auf der Hand: „Um den Mitarbeitern von Audi die Möglichkeit zu geben, über die Telemedizin auch die Meinung eines deutschen Arztes einzuholen.“

Die Digitalisierung hat nun auch die Medizin voll erfasst. Dass bei der Menge an sensiblen Patientendaten, die in Zukunft rund um die Welt geschickt werden sollen, auch der Datenschutz eine Rolle spielen muss, liegt auf der Hand. Natürlich achte man darauf, sagte Thomas Kleemann, EDV-Leiter des Klinikums. „Aber die Amerikaner haben dazu schon eine ganz andere Einstellung als die Europäer. Und bei den Chinesen kann ich es noch gar nicht sagen.“ Wenn man nun weltumspannende Kooperationen habe, mache das die Frage nach dem Datenschutz schon schwieriger. Kleemann betonte: „Das Wohl des Patienten ist wichtiger.“

Die Technik dafür zu entwickeln und sie zu verbreiten, kostet Geld. „Wir bemühen uns, die Telemedizin voranzubringen“, sagte TelemedAllianz-Geschäftsführer Siegfried Jedamzic. Dass das schon ein Stück weit gelungen ist, erklärte Alt-OB Alfred Lehmann, der den Oberbürgermeister Christian Lösel vertrat, in einem Grußwort. Für ihn ist Ingolstadt derzeit der „Mittelpunkt der Telemedizin“. „Das ist ein Gebiet, von dem viele nicht wissen, wie das läuft.“ Deswegen sei es gut, eine Organisation zu haben, die das in die Öffentlichkeit trage.

Der Meinung war auch Gesundheitsministerin Melanie Huml, die die Arbeit der TeleMedAllianz inzwischen weit über Bayern hinaus strahlen sieht. „Der Auftrag war sportlich, innerhalb von vier Jahren ein Institut aufzubauen“, sagte sie. Aber Jedamzic und sein Team hätten diese Aufgabe sehr gut gemeistert. Telemedizin sei vor wenigen Jahren noch Utopie gewesen, doch wenn man etwa in Stadt und Land gleichwertige Lebensbedingungen ermöglichen wolle, dann brauche man viel mehr digitale Technik. „Es geht nicht darum, dass wir eine gesichtslose Apparatemedizin schaffen“, sagte Huml. „Es soll nichts Menschliches ersetzen, sondern, zum Wohle der Menschen, unterstützen.“ Mit der richtigen Technik ließe sich laut Huml im Gesundheits- und Pflegesektor viel Zeit sparen, ältere Menschen könnten womöglich viel länger alleine zu Hause wohnen bleiben.

Die 541000 Euro, die Huml danach übergab, hat die TeleMedAllianz schon fest für kommende Projekte eingeplant. So soll eine Telemedizin-Akademie aufgebaut, der vierte Bayerische Tag der Telemedizin ausgerichtet, die Nutzung des eigenen Showrooms sowie die Unterstützung und Beratung weiterer Projekte finanziert werden.

Zum Schluss blickte Huml noch kurz auf Berlin. Dort wird gerade ein Bundesgesetz rund um den digitalen Wandel in der Medizin vorbereitet. Doch die Telemedizin komme da noch zu kurz, findet die Ministerin. „Da sind wir in Bayern schon weiter. Es nützt nichts, die schönste Technik, die auch hilfreich ist, zu haben, wenn es nicht möglich ist, dass auch finanziert zu bekommen.“