Ingolstadt
Gräben tun sich auf

Wirte an der Donaustraße ärgern sich über Kanalbauarbeiten, die bis Ende Juli dauern sollen

09.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:10 Uhr

In der Steuartstraße legt der Bagger zuerst los, dann gräbt er sich in die Donaustraße vor. Gestern liefen die Vorbereitungen. Die Wirte und Ladenbetreiber entlang der Absperrungen sind darüber gar nicht erfreut - am wenigsten über den Zeitpunkt der Kanalarbeiten. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Diese Woche beginnen an der Donaustraße und der Steuartstraße umfangreiche Kanalbauarbeiten, die bis Juli dauern sollen. Das ärgert Ladenbetreiber und Wirte dort; sie befürchten Verluste. Mitarbeiter der Kommunalbetriebe haben sich gestern mit ihnen getroffen, um sie zu beruhigen.

Der Bagger parkt schon am Einsatzort, die rot-weißen Absperrungen stehen. Bald starten die Kanalbauarbeiten an der Donau- und der Steuartstraße. Gestern Vormittag standen Wirte und Geschäftsleute, die hier Läden und Lokale betreiben, aufgeregt deutend mit Gesandten der Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) beisammen und erörterten die Lage. Die Anlieger sind sauer. Erst am vergangenen Donnerstag hatten sie erfahren, dass diese Woche die Arbeiten beginnen und die Steuartstraße (sie verbindet die Donau- und die Tränktorstraße) dafür drei Monate lang gesperrt wird, also bis weit in den Sommer hinein. Die Aufregung ist groß, ebenso der Ärger über die kurzfristige Ankündigung der langwierigen Arbeiten vonseiten der INKB. Gräben taten sich auf.

Die Wirte fürchten um ihr Terrassengeschäft. Müssen sie wegen der Bauarbeiten (der Mischwasserkanal wird ausgetauscht) draußen die Zahl der Tische reduzieren? Stören Bagger ihre Gäste? Und wie schaut es mit dem Zugang zu den Geschäften aus? Die Wirte und Ladenbetreiber haben natürlich Verständnis dafür, dass Kanalarbeiten nötig sind. Sie fragen aber: Warum bitte müssen die ausgerechnet jetzt erledigt werden? Von Mai bis Juli? Wenn alle draußen sitzen wollen? "Wieso bauen die den Kanal nicht im Herbst"

Einer der betroffenen Wirte ist Gino Iacobelli, der mit seiner Frau das Restaurant Da Gino e Patrizia in der Donaustraße betreibt. Auch er äußert sein Unverständnis über den Zeitpunkt der Arbeiten - und über die späte Information. "Wenn ich das im Februar gewusst hätte, hätte ich im Mai Betriebsurlaub genommen und erst im Juni geöffnet", sagt er. So aber zahle er auch ab Mai für die Nutzung der Außengastronomie auf den öffentlichen Flächen vor seinem Lokal, insgesamt 2000 Euro.

Thomas Schwaiger, der Vorsitzende der INKB, bekennt: Ja, es habe leider eine Kommunikationspanne gegeben. Sein Haus habe zwar den zuständigen Bezirksausschuss Mitte über die geplanten Arbeiten informiert, nicht aber die Anlieger. "Das war nicht so ganz superserviceorientiert." Das hole man gerade nach. "Da stelle ich mich vor meine Mitarbeiter. Wir werden umso mehr Engagement in die Feinabwicklung der Bauarbeiten stecken." Schwaiger kann die Wirte beruhigen: Ihre Außenflächen werden nur für wenige Tage beeinträchtigt, wenn nach und nach die Hausanschlüsse an die Reihe kommen. "Da wird punktuell aufgegraben", erklärt der Experte. "Aber die Hauptbaustelle wird in der Straße liegen. Das ist sicher kein schöner Anblick, und da werden auch Laster fahren - aber es muss halt gemacht werden", sagt Schwaiger. "Wir werden die Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten." Die Erneuerung des Kanals unter der Donau- und Steuartstraße ist Teil des Generalentwässerungsplans für die Altstadt.

Schwaiger schickte gestern Mitarbeiter in die Donaustraße. "Jetzt ist klar, was alles betroffen ist." Er erklärt auch, warum die Arbeiten nicht im Frühjahr oder im Spätherbst erledigt werden: Nach der Projektgenehmigung im Februar sei es "wegen der komplexen Verkehrsführung" zu einer kleinen Verzögerung gekommen. Dann sei die Maßnahme für den Zeitraum Mai bis Juli ausgeschrieben worden, "und daran sind die Firmen gebunden". Das ganze Projekt kurzfristig zu verlegen, gehe nicht so einfach. Und schließlich: Im Spätherbst wollen die INKB mit aller Kraft die Kanalarbeiten im Zuge der Sanierung der Fußgängerzone vorantreiben, "um das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden". Deshalb hätte er andere Aufgaben vorher gerne abgehakt, sagt Schwaiger - zum Beispiel die Donaustraße.

Gino Iacobelli ist damit nicht unbedingt zufrieden. "Nächste Woche ist definitiv kaputt. Und wenn die Archäologen was finden, bin ich am Ende - denn dann gibt's einen Baustopp." Und selbst wenn er die Außenfläche nach einer Woche wieder nutze könnte, gebe es trotzdem monatelang viel weniger Parkplätze im Umfeld sowie Baulärm und Dreck. "Das macht uns und den Gästen keinen Spaß", sagt der Wirt. Er rechnet mit Einbußen von 30 bis 40 Prozent. "Das ist sicher, da muss man kein Mathematiker sein."
 

Zeitplan der Kanalbauarbeiten

Nach Auskunft der Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) wird die Donaustraße im Verlauf der diese Woche startenden Bauarbeiten vorübergehend einseitig gesperrt – und die Tränktorstraße komplett. Für die Umleitung wird in dieser Zeit die Einbahnregelung in der Schutterstraße aufgehoben. Laut INKB werden die Arbeiten im ersten Bauabschnitt nur in der Steuartstraße erledigt. Diese werden im zweiten Abschnitt – voraussichtlich Anfang Juni während der Pfingstferien – auf die Donaustraße ausgeweitet. Sie wird stadteinwärts im Umfeld der Baustelle verengt. Es ist geplant, den zweiten Bauabschnitt mit dem Ende der Pfingstferien abzuschließen. Dann wird im dritten Bauabschnitt die Tränktorstraße kurzfristig an der Ecke Steuartstraße für Kraftfahrzeuge komplett gesperrt, jedoch bleibt sie weiter für den Fahrradverkehr frei. Mit dem vierten und letzten Bauabschnitt werden die Arbeiten in der Steuartstraße Ende Juli beendet. Fußgänger und Rettungsdienst könnten jederzeit passieren, so die INKB.