Ingolstadt
Auch Radler brauchen Komfort

Das vom Stadtrat verabschiedete Mobilitätskonzept will Randbedingungen verbessern

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Geschützt vor Wind und Wetter: Am Hauptbahnhof hat sich die Situation für die Fahrradfahrer inzwischen deutlich verbessert. Bahnkunden können ihre Zweiräder jetzt ordentlich und sicher abstellen. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Routinierte Radler sind zwar einiges an Unannehmlichkeiten gewohnt. Aber damit der Radverkehr in Ingolstadt weiter an Boden gewinnt, muss ein Mindestmaß an Komfort geschaffen werden. So steht es auch im Mobilitätskonzept, das vom Stadtrat einstimmig beschlossen wurde.

Zielvorgabe ist eine Steigerung des Verkehrsanteils in den nächsten sieben Jahren auf deutlich über 20 Prozent. Zu den angenehmen Randbedingungen für einen konsequent geförderten Radverkehr gehört das bequeme und sichere Parken, zumal die Zweiräder immer hochwertiger und teurer werden. Oder wie es im Mobilitätskonzept heißt: "Qualitativ hochwertige Abstellanlagen an allen relevanten Start- und Zielpunkten im Stadtbereich sind Voraussetzung für die Förderung der Fahrradnutzung."

Als relevante Punkte gelten in diesem Sinne die Altstadt ebenso wie "Schulen, Arbeitsplätze, Freizeiteinrichtungen und Wohnstandorte". Außerdem werden Bahnhöfe und wichtige Bushaltestellen genannt, an denen vom Rad auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen wird (Bike and Ride).

Um beim Bau neuer Wohnanlagen von vornherein die Belange der Radler besser zu berücksichtigen, hat die Stadt vor einem Jahr die Stellplatzsatzung geändert. "Wer sein Fahrrad erst mühsam aus dem Keller tragen muss, nutzt es im Alltag weniger häufig", schreibt das Fachbüro Inovaplan, von dem das Mobilitätskonzept stammt. "Attraktive Fahrradabstellanlagen sind bequem, trocken und ebenerdig zu erreichen. Sie schützen durch Beleuchtung und die Möglichkeit, das Fahrrad anzuschließen, vor Diebstahl." Ein Musterbeispiel gibt es inzwischen am Hauptbahnhof, wo die Stadt auf das jahrelange Fahrradchaos reagiert und einen komfortablen Parkplatz geschaffen hat.

Inovaplan schlägt vor, jährlich etwa 100 000 Euro in den Bau hochwertiger Abstellanlagen für 500 Fahrräder zu investieren. Am besten wäre die Kombination mit zusätzlichem Service, zum Beispiel Lademöglichkeiten für Pedelecs, Werkzeug und Luftpumpen sowie Schließfächer für Helm, Gepäck und Regenbekleidung.

Ganz am Anfang steht in Ingolstadt noch die Partnerschaft zwischen den Verkehrsträgern Bus und Rad. Bisher konnte sich der INVG-Aufsichtsrat erst zum einjährigen Testlauf auf der Buslinie 60 durchringen, wo das Fahrrad im Omnibus mitgenommen werden darf. Bei der Bahn geht es etwas leichter. Die Forderung im Mobilitätskonzept: "Im regionalen Schienenverkehr ist künftig die Fahrradmitnahme im ganzen Tarifgebiet jederzeit kostenlos zu ermöglichen."

Dieses Plus an Komfort ist nicht kostenlos zu haben. Genauso wenig wie die Förderung der E-Mobilität auf zwei Rädern. Durch Pedelecs werden auch längere Distanzen für Radler möglich, die sportlich nicht so durchtrainiert sind. Räder mit elektrischer Tretunterstützung werden immer häufiger zum Warentransport oder als Familienfahrzeug genutzt. "Die Stadt übernimmt eine Vorbildfunktion", so lautet die anspruchsvolle Idee von Inovaplan, "und fördert den Anteil an Pedelecs und Lastenrädern in der Fahrradflotte von Bildungseinrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten und Kindergärten sowie innerhalb der Verwaltung für Dienstfahrten." Ergänzend wird ein Schulungsangebot in Zusammenarbeit mit Polizei, Fahrradhandel und Vereinen vorgeschlagen, um Unfallrisiken beim Umgang mit Pedelecs zu verringern. Die Anschaffung einer Pedelec-Flotte wird im Konzept mit rund einer halben Million Euro veranschlagt.

Etwa 100 000 Euro würde es kosten, wenn die Stadt ein umfangreiches System mit Leihfahrrädern einführt. Ältere Radlfreunde erinnern sich vielleicht, dass es 1997 noch unter OB Peter Schnell einen Versuch mit gelben City-Rädern gab. Das von den Caritas-Werkstätten unterstützte Projekt fand allerdings ein trauriges Ende. Fast alle der 480 Fahrräder waren nach kurzer Zeit entweder gestohlen oder zerstört.