Ingolstadt
"Oberkante Unterlippe"

Der Parkdruck in den zentrumsnahen Wohngebieten wird zum großen Thema

30.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:02 Uhr

Enge Kiste: Das Problem der wuchtigen Autos auf knapp bemessenen Stellplätzen in den Tiefgaragen bleibt vorerst ungelöst.

Ingolstadt (DK) Wenn's um Parkplätze in der Innenstadt geht, werden nicht nur die Freien Wähler munter. Im IFG-Verwaltungsrat haben jetzt auch CSU und SPD signalisiert, dass ihnen an der kritischen Beobachtung und eventuell auch Nachjustierung der öffentlichen Parkraumbewirtschaftung liegt.

Die Stadttochter IFG ist für alle öffentlichen Stellflächen und Tiefgaragen in Ingolstadt zuständig. Ihr Vorstand berichtet den Aufsichtsräten regelmäßig über Neuerungen im Gefüge, am Montag zum Beispiel über die vorzeitige Beendigung der Sanierungsarbeiten in der Münstertiefgarage, die nun bereits Mitte Juli wieder öffnen soll.

Während der Sanierungsphase gibt es viele Ausweichparker auf dem Hallenbadparkplatz an der Jahnstraße - so viele, dass einige Stadträte sich wieder an die seinerzeit auf Eis gelegten Parkdeckpläne für dieses Areal erinnert haben. In einem CSU-Antrag, der IFG-Vorstand und Aufsichtsräten am Montag vorlag, stand die Bitte nach "Auslastungsbeobachtung" auf dem früheren Volksfestplatz an erster Stelle.

IFG-Chef Norbert Forster nannte - je nach genauem Standort - für ein mögliches Parkdeck das Potenzial von gut 300 oder gut 400 zusätzlichen Stellplätzen. Er sprach aber auch von "enormen Kosten", die ein solcher Schritt verursachen würde, und riet zum Abwarten. Man werde sicher bald sehen, wie sich die Auslastung nach Wiedereröffnung der Münstergarage einpendele. Entlastungseffekte erhofft man sich bei der IFG auch von der künftig größeren Tiefgarage an der Schlosslände, die bei Realisierung von Kongresszentrum und Tagungshotel von 400 auf 800 Plätze erweitert werden soll.

Ob ein größeres Angebot an teuren Tiefgaragenplätzen den in den Wohngebieten im direkten Umgriff der Altstadt verspürten Parkdruck durch auswärtige Arbeitnehmer und Besucher der Stadt wirklich mindern kann, ist eine ganz andere Frage. OB Christian Lösel liegt dieses Problem offenbar sehr am Herzen. Aus vielen Wohnstraßen hört er Klagen von Anwohnern, die vor ihren Haustüren kaum noch Parklücken finden. "Bis Oberkante Unterlippe ist da alles zu", schilderte der Rathauschef eigene Eindrücke.

Lösel sieht akuten Handlungsbedarf, die von zahlungsunwilligen Autofahrern verursachten Engpässe am Rande der Kernstadt zu beheben: "Wir müssen unsere Bürger schützen!" Wie, das sagte er im IFG-Verwaltungsrat noch nicht. Der OB sieht in der Beantwortung dieser Frage allerdings auch eine Aufgabe für den gesamten Stadtrat, nicht allein für das IFG-Aufsichtsgremium.

Bei dieser Gelegenheit möchte die SPD gleich auch das Gebührenmodell der IFG auf den Prüfstand stellen. Man wünsche sich eine Umstellung der Tagespauschale auf ein wirkliches 24-Stunden-Ticket und die Einführung eines halbstündigen Abrechnungstaktes in den Tiefgaragen, nannte Fraktionschef Achim Werner gleich konkrete Vorstellungen. Die Sozialdemokraten hatten das vor zwei Jahren bereits einmal vorgeschlagen. Die Idee war aber nicht mehrheitsfähig gewesen, weil die IFG sofort befürchtete Mindereinnahmen ins Feld geführt hatte.

Eine andere Hausaufgabe wird IFG-Vorstand Forster nun aber machen müssen: Der Verwaltungsrat wünscht sich eine Ausweitung der Kameraüberwachung in den Tiefgaragen. Zwar gibt es hier bereits etliche TV-Augen, doch soll die Beobachtung nach dem Willen vor allem der CSU-Aufsichtsräte künftig möglichst lückenlos sein, und die Polizei soll sich spontan aufschalten können. OB Lösel: "Die Bevölkerung wünscht sich mehr Sicherheit!"

Lange nicht beantwortet ist indes die Frage nach breiteren Stellplätzen für immer wuchtigere Pkw (SUV) in den Tiefgaragen. Man müsse da auch die Konsequenzen für die Gebühren prüfen und sich Gedanken über die Zufahrtsberechtigung zu solchen XXL-Plätzen machen, mahnte Norbert Forster. Nicht nur ihm schwanen da wohl bereits lange Debatten in künftigen Sitzungen.