Ingolstadt
Unternehmen im Wandel

Mittelständler sprechen über ihr Leben und die Herausforderungen der Zukunft

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Vier erfolgreiche Mittelständler haben am Donnerstag beim Unternehmertalk der Mittelstandsunion sehr persönliche Einblicke gegeben. Im Verlagshaus des DONAUKURIER erzählten sie von ihrer Karriere und ihren Unternehmen. Am Ende durfte jeder einen Wunsch an die Politik äußern.

Trotz der sommerlichen Temperaturen fanden sich am Donnerstagabend etwa 100 Zuhörer zum Unternehmertalk der Mittelstandsunion ein. Die Gäste von Moderatorin Dorothea Soffner waren Lydia Nißl, Geschäftsführerin des DONAUKURIER, Lena Snaider, Geschäfsführerin der Schreinerei Form Acht, Walter Hofmann, einer der Geschäftsführer der Hofmann & Wittmann-Gruppe, sowie Heinz Spörer, Vorstandsvorsitzender der Spörer Gesundheitsgruppe.

Zunächst stellte die CSU-Stadträtin Soffner der Gastgeberin Lydia Nißl, die sie wegen der großen Reichweite von DK und INTV zur mächtigsten Frau Ingolstadts erklärte, Fragen zu den Anfängen ihrer Karriere. Für sie habe schon früh festgestanden, dass sie keine Kinder haben, sondern Karriere machen wolle, sagte Nißl. "Der Aufstieg von der Bürokraft zur Geschäftsführerin, wie ich ihn geschafft habe, wäre heute nicht mehr möglich", gab Nißl zu. In ihrer Anfangszeit habe sie vor allem ihr Ehrgeiz motiviert, weiterzumachen. Was ihr an der Arbeit am meisten Spaß mache, fragte Soffner. "Ich liebe Zahlen", antwortete Nißl. Buchhaltung und Bilanzen seien deshalb für sie das Größte. Das gehe sogar so weit, dass sie bei allen Entscheidungen Soll und Haben abwiege.

Auf die Frage nach seinen Karriereanfängen antwortete Walter Hofmann, dass es bei ihm nie in Zweifel gestanden habe, dass er nach dem BWL-Studium in das Familienunternehmen, das die Geschäfte von einer Reihe von Autohäusern steuert, einsteigen würde. "Ich bin meistens gleich nach der Schule in die Firma gegangen", erklärte Hofmann seine enge Bindung an das Unternehmen, das sein Vater und sein Onkel gegründet hatten. Auch von seinem Sohn erwartete er, dass er in den Familienbetrieb einsteige.

Heinz Spörer, dessen Unternehmen Gesundheitstechnik herstellt, antwortete auf die Frage nach seinen Karriereanfängen ähnlich: "Ich habe mir nie die Frage gestellt, etwas anderes zu machen." Sein Vater habe noch einen patriarchischen Führungsstil gepflegt. Er habe dann nach dessen Ausscheiden das Unternehmen an die heutige Unternehmenskultur angepasst. Mittlerweile leite sein 37-jähriger Sohn hauptsächlich die Geschäfte.

Lena Snaider musste sich nicht entscheiden, ob sie in ein Familienunternehmen einsteigen soll oder nicht. Sie gründete 2011 die Schreinerei Form Acht unter anderem mit Krediten von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dennoch hätte sie sich mehr finanzielle Unterstützung gewünscht, da sie viele teure Maschinen anschaffen musste. Heute sei das Unternehmen, das in der Nähe von Allershausen produziert, auf Geschäftskunden spezialisiert.

"Unser Fokus liegt jetzt auf der Digitalisierung", verriet Snaider. Was denn der Unternehmensname bedeute, wollte Soffner wissen. "Form, weil wir Dinge in Form bringen. Die Zahl Acht steht für Nachhaltigkeit und Unendlichkeit", antwortete Snaider.

Auch der Fachkräftemangel war Thema beim Unternehmertalk. Snaider mahnte, das Image des Handwerks zu verbessern. Das bedeute, dass man als Handwerker mehr Geld verdienen müsse. Sonst würden sich die Nachwuchssorgen in Zukunft verstärken. Auch Spörer beklagte Schwierigkeiten, in Ingolstadt geeignetes Personal zu bekommen. "Vor allem der teure Wohnraum in Ingolstadt macht es schwierig, Fachkräfte zum Umzug zu bewegen", erklärte er. Ins gleiche Horn stieß Walter Hofmann: "Wir haben massive Probleme, in Ingolstadt Stellen zu besetzen."

Vom Fachkräftemangel leitete Soffner zum Thema soziale Verantwortung von Unternehmen über. Lydia Nißl sprach über ihr Engagement bei der "Vorweihnacht der guten Herzen". Im vergangenen Jahr habe man bei der Aktion 320 000 Euro an Spendengeldern eingesammelt. Auch die anderen Unternehmer fanden es wichtig, sich für benachteiligte Menschen zu engagieren. Demnach verschenkt Spörer Gesundheitstechnik an Bedürftige und Hofmann unterstützt die Caritas und das Rote Kreuz.

Zum Abschluss durften die Gäste noch einen Wunsch an die Politik äußern. Heinz Spörer sprach sich daraufhin für mehr staatliche Hilfe für ältere und behinderte Menschen aus. Lydia Nißl betonte, die Politik müsse die Nöte der Menschen ernster nehmen. Lena Snaiders Wunsch war, dass die Politik schnell Antworten auf den Fachkräftemangel finden solle. Das Schlusswort hatte Walter Hofmann, der sich weniger Bürokratie wünschte.