Ingolstadt
Die oft noch unbekannten Lebensretter

Ettinger Vorfall unterstreicht Bedeutung öffentlich zugänglicher Defibrillatoren Bislang keine umfassende Standortliste

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Hätte der Herztod eines 80-jährigen Rentners am Mittwochmorgen in Etting (DK berichtete am Freitag ausführlich) bei schnellerer Hilfe von Passanten vermieden werden können? Das wird wohl für alle Zeiten ungeklärt bleiben, aber der Vorfall und die mit ihm verbundenen Fragestellungen zeigen auf, wie wichtig es ist, eine in der Gesellschaft offenbar um sich greifende Kultur des Wegschauens oder reinen Zuschauens zurückzudrängen.

Als schließlich örtliche Mediziner und kurz darauf auch der Rettungsdienst (übrigens nicht, wie gestern berichtet, das BRK, sondern der Rettungswagen aus dem nahen Audi-Werk) zur Stelle waren, war es für den Patienten schon zu spät. Das hat auch insofern eine gewisse Tragik, als in Etting seit Kurzem unweit des Schauplatzes vom Mittwoch ein Defibrillator für die Notfallrettung bei Herzattacken (in der Filiale der Volksbank Raiffeisenbank) zur Verfügung steht. Das war allerdings kaum bekannt.

Standorte solcher leicht zu bedienenden selbsterklärenden Elektroschocker gegen Herzstillstände bzw. Herzkammerflimmern (siehe Kasten rechts) sind in aller Regel durch ein auffälliges grünes Hinweisschild mit einem Herzsymbol und einem darin eingebetteten stilisierten Blitzzeichen gekennzeichnet.

In den vergangenen Jahren haben vor allem Banken und größere Versicherungsgesellschaften oder andere Wirtschaftsunternehmen entweder in eigenen Vertretungen oder aber als Sponsoren für größere Vereine vermehrt automatische Defibrillatoren (AED) installieren lassen. In der Regel wird das auch lokal bekannt gemacht, doch geraten die Standorte in der Öffentlichkeit auch leicht wieder in Vergessenheit. Eine Übersicht über die in der Stadt zur Verfügung stehenden Defibrillatoren gibt es in Ingolstadt nach übereinstimmenden Auskünften der Berufsfeuerwehr und der Integrierten Leitstelle (ILS) für den Rettungsdienst bislang nicht.

Bei der Leitstelle sind allerdings die wenigen in zentralen öffentlichen Einrichtungen vorgehaltenen Geräte bekannt: Im Neuen Rathaus, in der Saturn-Arena, im Einkaufszentrum Westpark und im Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Eichstätt-Ingolstadt an der Straße Auf der Schanz gibt es Defibrillatoren, bei deren Nutzung sich eine direkte Telefonverbindung zur ILS aufbaut, sodass der Ersthelfer sofort Anweisungen durch einen Rettungsassistenten erhalten kann.

Steht kein Defibrillator zur Verfügung, ist die wichtigste Aufgabe für einen Ersthelfer bei einem Herz- und Atemstillstand die sofortige mechanische Einwirkung auf den Brustkorb des Patienten durch kräftige, regelmäßige Pumpbewegungen, am besten noch ergänzt durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung.

Nur bei Atemstillstand