Ingolstadt
Unter dem Wappen des Papstes

Franziskanerkirche seit 50 Jahren Basilika minor – Heimat des Ingolstädter Marianischen Messbundes

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Sogar ein Kaiser hat einmal die Franziskanerkirche besucht: Anfang 1314 weisen die Chroniken den Besuch von Kaiser Ludwig dem Bayer nach. Nach der Säkularisation 1802 wurde die Basilika im 19. und 20. Jahrhundert zunächst als Magazin und dann als Garnisonskirche genutzt. - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Seit genau 50 Jahren schmückt ein päpstliches Wappen das Portal der Ingolstädter Franziskanerkirche. Diese Auszeichnung war ihr mit dem Ehrentitel Basilica minor verliehen worden.

Zahlreiche hohe geistliche Würdenträger nahmen Ende August 1965 an den offiziellen Feierlichkeiten zur Erhebung als Basilica minor in Ingolstadt teil, darunter der Eichstätter Bischof und spätere Kardinal Joseph Schröffer.

Die Franziskanerkirche wurde als erstes Gotteshaus der Diözese Eichstätt am 2. Juni 1964 von Papst Paul VI. zur Basilika erhoben. Diese seltene päpstliche Auszeichnung wurde ihr zuteil, weil sie die Mutterkirche des Ingolstädter Marianischen Messbundes ist.

Diese Vereinigung ist im Jahre 1729 im hiesigen Franziskanerkloster gegründet worden und zählt über eine Million Mitglieder in aller Welt. Mit der „Schuttermutter“, dem Mariengnadenbild aus dem 14. Jahrhundert, ist die Franziskanerkirche immer geistiger Mittelpunkt des Messbundes geblieben. Das Archiv der weltumspannenden Vereinigung verzeichnet vier Päpste als Mitglieder, darunter Papst Paul VI. Der Messbund verpflichtet seine Mitglieder, jährlich eine heilige Messe für die lebenden und verstorbenen Angehörigen des Bundes zu feiern oder feiern zu lassen. Hauptfest des Messbundes ist Mariä Empfängnis am 8. Dezember. Am 8. Dezember 1945 hatte der damalige Eichstätter Bischof Michael Rackl die „Schuttermutter“ zur Patronin des Marianischen Messbundes erhoben. Seit dem Jahr 2010 befindet sich der Messbund in der Obhut des Bischofs von Eichstätt.

Derzeit befindet sich das Wappen von Papst Franziskus über dem Eingang. Zunächst besteht der kelchförmige Schild aus dem Wappen des Jesuitenordens auf blauem Grund – der Papst ist Mitglied der Jesuiten. In roter Schrift befindet sich darunter das für Jesus stehende, griechische Monogramm IHS, ein Stern sowie eine Lavendelblüte. Der Stern symbolisiert nach alter Tradition die Jungfrau Maria – die Mutter Gottes und der Kirche. Die Lavendelblüte wiederum repräsentiert den Heiligen Josef als Patron der Kirche.

Die Basilika selbst kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Geschichte der Ingolstädter Franziskaner beginnt mit dem Jahre 1275. Herzog Ludwig der Strenge schenkte damals dem Orden der Minoriten den Grund zur Erbauung einer Kirche und des Klosters. Die genaue Form des Baus für das frühe 14. Jahrhundert kann nur vermutet werden, wobei eine dendrochronologische Untersuchung des Dachwerks dessen Datierung auf die Zeit zwischen 1302 und 1304 erlaubt.

Ebenfalls im 14. Jahrhundert wurde auch der Chor umgebaut. Im 18. Jahrhundert erfolgte nach einem Brand die teilweise Umgestaltung des Inneren mit dem spätbarocken Hochaltar, wobei zahlreiche gotische Auszierungen entfernt wurden. Bereits 1621 zogen die Franziskaner in Kloster und Kirche ein. Seit Gründung der Uni Ingolstadt 1472 diente die Klosterkirche als Grabstätte der Professoren, aber auch der hohen Militärs der Stadt.

Mit der Wiedereinführung des Franziskanerordens in Bayern im Jahr 1827 durch König Ludwig I. bekamen diese im ebenfalls säkularisierten Augustinerkloster eine neue Bleibe. Nach der Zerstörung von Augustinerkirche und -kloster bei einem Luftangriff am Ende des Zweiten Weltkriegs erhielten die Franziskaner ihre alte Kirche zurück. Heute leben mehrere Kapuziner in der Franziskanerkirche, nachdem die Franziskaner ihre Niederlassung in Ingolstadt vor einigen Jahren aufgegeben haben.