Ingolstadt
"Unser Gehirn liebt klare Strukturen"

Der Verkehrspilot Philipp Keil zeigt auf, wie unter Stress richtige Entscheidungen getroffen werden

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Ein Freund von Checklisten: Pilot Philipp Keil. - Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Eine schwere Windstörung - nicht nur Verkehrspiloten können während des Flugs in eine solche Turbulenz und damit in eine absolute Stresssituation geraten. Auch im Alltagsleben eines jeden Berufstätigen gibt es im übertragenen Sinn solche Störungen, die ein überlegtes Handeln erfordern und in denen Panik oder eine impulsive Reaktion eher schlechte Ratgeber sind.

Wie es gelingen kann, sich wie ein Pilot nach einem bestimmten Handlungsmuster aus der drohenden Katastrophe zu manövrieren, das zeigte am Dienstagabend der erfahrene Flugzeugkapitän und Buchautor Philipp Keil in seinem Vortrag in der Reihe Kopfkino in der Eventhalle am Westpark vor zahlreichen Zuhörern auf. Keil kann auf über 8000 Flugstunden sowie tausende Starts und Landungen auf vier Kontinenten in beinahe allen Klimazonen blicken. 2009 erlebte er dann die Grenzerfahrung: Als ein Routineflug mit 190 Passagieren an Bord zu einem akuten Ernstfall wird - durch den plötzlichen Wechsel der Windrichtung verliert sein Flieger an Höhe -, bewahrt ihn das von der Nasa entwickelte "Crew Resource Management" vor der Katastrophe. "Es hat die Arbeit im Cockpit revolutioniert und hilft bei Stress, Ziele zu erreichen", sagte Keil und ging mit seinem Publikum eine Checkliste durch, die es jedem in ähnlichen Situationen ermöglicht, kühlen Kopf zu bewahren und in seinem eigenen "sterilen Cockpit" die richtige Entscheidung zu treffen. "Unser Gehirn liebt klare Strukturen", so Keil. Diese könne man sich mit derartigen Strategien schaffen.

Gleich drei Dozenten (dazu ein Musiker) waren in der Eventhalle zu Gast. Den Auftakt bildete der Kurzvortrag von Dominik Bartl über eine unkomplizierte zwischenmenschliche Annäherung. "Kennst du deinen G-Punkt", fragte der Flirt- und Persönlichkeitscoach und verband seinen Flirt-Crash-Kurs mit einem Exkurs hin zu mehr Selbstbewusstsein. Was dazu notwendig ist, erläuterte er anhand der von ihm erarbeiteten fünf G-Punkte, zu denen unter anderem der Glaube an das Unterbewusste (83 Prozent des menschlichen Gehirns würde daraus bestehen, so Bartl), das Verlassen der Komfort-Zone ("Verändern Sie die Macht der Gewohnheiten") und das Erkennen der eigenen Geilheit ("Leben Sie Ihr eigenes Leben, die Essenz des Lebens") gehören.

Ins offenbar bald alles beherrschende Zeitalter der Digitalisierung entführte Tobias Burkhardt. Bessere Computer, mehr Daten und klügere Algorithmen - sie bilden die Grundlage dafür, warum in fünf bis zehn Jahren jeder Gebrauchsgegenstand mit einem Chip ausgerüstet sei, so der Visionär und Querdenker. Demnach werde die Zahnbürste den Druck beim Putzen messen und ein kommunizierender Badezimmerspiegel teilt mit, dass die Zahnpasta zu Ende geht. Doch er gibt auch zu bedenken: "Die Software frisst unsere Jobs."

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Eric Damster. Der Entertainer und Songwriter machte anhand einfacher, aber plausibler Beispiele deutlich, dass Reichtum im Kopf beginnt und in erster Linie bereichern und nicht reich machen sollte. "Wenn Sie gerne Topflappen stricken, dann stricken Sie auf der Straße", sagte er. "Irgendjemand wird Sie darauf ansprechen oder Sie entdecken."