Ingolstadt
Und noch ein Dorf

Stadt plant Containersiedlung für 240 Flüchtlinge in der Nähe der Raffinerie – Stadtrat entscheidet heute

29.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Der dauerhafte „Notfallplan Asyl“ zwingt die Stadt Ingolstadt weiter zum Handeln. Ein zusätzliches Containerdorf soll im Nordosten auf dem früheren Miba-Messegelände an der Gunvor-Raffinerie errichtet werden und Platz für 240 Flüchtlinge bieten.

Der Stadtrat wird heute darüber entscheiden. Sozialreferent Wolfgang Scheuer hatte einen vergleichsweise ruhigen Abend verbracht, weil das Thema Flüchtlinge am Dienstag bei der Bürgerversammlung in Oberhaunstadt (siehe auch Seite 21) nicht explizit auf der Tagesordnung aufgeführt war. Um kurz vor 23 Uhr stand der städtische Asylexperte doch im Mittelpunkt, als sich eine Bürgerin nach den Plänen für den Stadtteil erkundigte. Acht Menschen würden bald in einem Mietshaus in Ober-/Unterhaunstadt untergebracht, antwortete Scheuer pflichtgemäß. Bisher sei hier – wie in Etting, das auch berücksichtigt wird – die Quote bei null Prozent. Alle müssten ihren Teil beitragen, sagte der Referent.

Der Druck auf Ingolstadt steigt wie auf alle anderen Orte und Regionen. Die Regierung von Oberbayern verlangt in ihrem Asyl-Notfallplan inzwischen, dass die Landkreise und Städte kurzfristig 300 statt bisher 200 Flüchtlinge aufnehmen, sobald sie aufgerufen werden, was bei Ingolstadt – wie berichtet – der Fall ist. Anfang August ist eine Meldung der Einsatzbereitschaft nach München fällig.

Ingolstadt will sich mit einem weiteren Containerdorf behelfen, berichtete Scheuer nun. „Wir müssen kurzfristig 240 Menschen unterbringen“, sagte er. Die Anlage soll auf dem städtischen Messegelände im Gewerbegebiet Nordost direkt an der Raffinerie entstehen. Vor einigen Jahren fand dort ein einziges Mal die Miba statt. Seitdem war das Gelände an Unternehmen verpachtet gewesen. Eine Kaufoption für das geteerte Areal soll zum Monatsende auslaufen. Offenbar wird sie nicht gezogen, sodass die Stadt wieder auf ihren Grund an der Marie-Curie-Straße zugreifen kann.

Der Stadtrat wird heute in seiner letzten Vollversammlung vor der Sommerpause (ab 14 Uhr im Neuen Rathaus) über den Plan des Sozialreferenten entscheiden. Erwartungsgemäß dürfte es grünes Licht geben.

Die Zeit drängt, weitere dauerhafte Unterkünfte für die geflüchteten Menschen aufzubauen. Die Notfall-Zeltstadt in Gerolfing ist mit rund 100 Asylbewerbern inzwischen voll besetzt. Im Aufbau befindet sich die zweite Zeltunterkunft vor dem Hallenbad Mitte, die ebenfalls für 100 Menschen ausgelegt ist. Beide Notwohnorte sind aber auf maximal zwei Monate ausgelegt, können im Herbst und Winter auf keinen Fall bewohnt werden. „Wir stehen auch bei den Gerolfingern im Wort“, sagte Scheuer.

Ein weiteres Containerdorf im Nordosten soll also eine dauerhafte Lösung sein. Es ist nach der Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern auf dem Sportpark-Parkplatz P3 an der Manchinger Straße das zweite in Ingolstadt. Zudem steht heute erneut eine andere Fläche auf der Tagesordnung des Stadtrates, zu der es bereits eine Art Grundsatzbeschluss gegeben hat. Das Grundstück zwischen Neuburger und Richard-Wagner-Straße direkt am Audi-Kreisel und dem Baseballfeld des TV 1861 ist für eine Flüchtlingsunterkunft vorgesehen. Schon bei der Entscheidung für die Zeltbauten in Gerolfing und am Hallenbad diskutierten die Stadträte über die Nutzung. Doch in Zelten an dieser verkehrsintensiven Stelle wollte niemand die geflüchteten Menschen leben lassen. „Dort gehen nur feste Bauten“, sagte Bürgermeister Albert Wittmann.

Hier bekommt die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft immer neue Aufgaben bei der dringend notwendigen Unterbringung von Flüchtlingen. Gestern befasste sich der Aufsichtsrat des städtischen Unternehmens im nichtöffentlichen Teil intensiv mit den geplanten Standorten am Audi-Ring, in der Gustav-Adolf-Straße und in der Marie-Curie-Straße, wo die GWG bauen und schnell konkrete Vorschläge liefern soll.