Ingolstadt
Überfallopfer hatte einen Waffentick

10.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Ingolstadt/Manching (hl) Der Überfall auf einen Manchinger Drogenhändler im Februar vorigen Jahres und seine Notwehrattacken auf die beiden Täter mit einem Samuraischwert fordern die 5. Strafkammer des Ingolstädter Landgerichts schwer.

Die Richter sind mit der Aufarbeitung des Vorfalls (DK berichtete wiederholt) ein ganzes Stück hinter ihrem ursprünglichen Zeitplan zurück, weil sich die Sondierung von Randereignissen, die in Bezug zum Tatgeschehen stehen oder stehen könnten, sehr aufwendig gestaltet. Es muss eine ganze Reihe von Zeugen vernommen werden, die in dem Geflecht aus Dealern und Konsumenten der Rauschgiftszene im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen sowie deren Bekannten Haupt- und Nebenrollen spielen.

Auch gestern hat die Kammer einige junge Leute vernommen, die am Rande mit den mutmaßlichen Tätern in Kontakt gekommen waren, darunter ein 22-Jähriger aus Rohrbach, der wegen seiner angeblichen Rauschgiftgeschäfte bereits eine (noch nicht rechtskräftige) Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten "kassiert" hat. Dieser mutmaßliche Zwischenhändler, so zumindest Mutmaßungen von Staatsanwaltschaft und Gericht - könnte vor dem Überfall auf den Manchinger von einem der Angeklagten für eine Beteiligung an dem erhofften Coup umworben worden sein. Auch dem Rohrbacher soll demnach mitgeteilt worden sein, dass bei dem Manchinger Dealer "bis zu 20 000 Euro" zu holen sein könnten. Der Zeuge beteuert jedoch, letztlich nicht in konkrete Überfallpläne eingeweiht gewesen zu sein; er habe von vornherein kein Interesse signalisiert.

Zur Sprache kam bei anderen Zeugenvernehmungen auch die durchaus gute Bewaffnung des Überfallopfers. Sein damaliger Mitbewohner, der aber beim Überfall nicht anwesend war, schilderte der Kammer, dass der Kumpel, von dessen Rauschgiftgeschäften er nichts gewusst habe, ein ganzes Arsenal an Hieb-, Stich- und Handfeuerwaffen besessen habe. Von diversen Messern bis zu Macheten und dem bewussten Schwert sowie von Schlagringen bis zu Schreckschusspistolen habe die Palette gereicht. Teils sei die Sammlung in einer Vitrine im Wohnzimmer präsentiert worden.

Nachdem er das Überfallkommando mit seinem Schwert in die Flucht geschlagen hatte, sollen den Manchinger allerdings derbe Gewissensnöte geplagt haben. Er habe Angst gehabt "jemanden umgebracht" zu haben, sagte ein Bekannter aus, der noch am Tatabend mit dem Überfallenen Kontakt gehabt hatte. Weil er offenbar befürchtete, sich durch den Waffengebrauch selbst strafbar gemacht zu haben, sei ihm die Beseitigung des Samuraischwerts wichtig gewesen. Er soll es dem Zeugen zufolge alsbald nachts bei Großmehring in einem Gewässer versenkt haben.