Ingolstadt
Überwältigende Premiere

Ingolstädter Weinfest erlebt bei seiner ersten Auflage einen riesigen Ansturm – Veranstalter und Winzer äußerst zufrieden

13.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:49 Uhr

Alle Plätze belegt waren an den Abenden des Weinfests auf dem Paradeplatz. Bei idealem Wetter ließen sich unzählige Weinliebhaber die edlen Tropfen aus Deutschland, Österreich und Italien schmecken - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Samstagabend, kurz vor 23 Uhr am Paradeplatz: Freie Sitzplätze im oder vor dem Zelt des Weinfests sind nicht vorhanden, und auch rundherum stehen in Scharen Besucher mit einem Weinglas in der Hand. Keine Frage: Das neue Weinfest hat eingeschlagen wie eine Bombe.

Einige Stunden vorher, gegen 17 Uhr: Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viele Weinliebhaber den Weg zum Paradeplatz gefunden hatten, hatte Veranstalter Jürgen Nüßler schon da ein sehr gutes Gefühl, begründet im hervorragend gelaufenen Freitag und im (bis Sonntagnachmittag) idealen Wetter, das dem Fest in die Hände spielt. „Um 18 Uhr ist die Bude voll“, prophezeite Nüßler und er sollte recht behalten. Denn „in Ingolstadt ist ein Weinpublikum da“.

Das haben auch die beiden österreichischen Winzer Johannes Eichler aus Herrnbaumgarten im Weinviertel nahe der tschechischen Grenze und Erich Berger aus Gedersdorf im Kremstal festgestellt. Sie beliefern schon seit Jahren Nüßler mit ihren Weinen. Die Nachfrage auf dem Fest nach ihren Tropfen liege „wesentlich über den Erwartungen“, sagt Berger bereits nach dem ersten Abend und bereut es nicht, dass er wegen des Weinfests in Ingolstadt den Start der Weinlese bei ihm zu Hause verpasst.

Sein Winzerkollege Eichler ist ähnlich begeistert vom Ingolstädter Publikum, hat aber zusätzlich noch einen weiteren Bezugspunkt zur Schanz: Seine Frau ist nämlich eine Ingolstädterin, wobei er über das Motorradfahren „zuerst die Stadt und dann meine Frau kennengelernt“ habe.

Unterdessen füllt sich das Weinzelt ebenso wie die Sitzgarnituren davor. Doch Winzer Berger hat immer noch Zeit für ein Kompliment an das Ingolstädter Publikum: „Viele fragen nach, was sie im Glas haben, und interessieren sich dafür, wie der Wein ausgebaut wurde.“ Das sei nicht überall so.

Damit scheint auch das Konzept von Nüßler aufzugehen. Denn er will „die Nähe zu den Winzern“ herstellen und damit bei den Weinfreunden für ein „Funkeln in den Augen“ sorgen. Nicht erst nach dem x-ten, sondern bereits beim ersten Glas.

Davon hatte Eichler bis zum frühen Samstagabend die meisten mit seinem Weißburgunder gefüllt, Berger besonders seinen Grünen Veltliner Lössterrassen mit dem berühmten „Pfefferl“ verkauft.

Auch deren deutsche und überraschenderweise auch italienische Winzerkollegen sind mit vielen Weißweinen zum Weinfest angereist. Ein Umstand, den Nüßler ganz einfach erklären kann. „Drei Viertel der Ingolstädter denken selbst beim Weißwein Richtung Süden“, hat er festgestellt.

Stunden später hat sich das alles etwas relativiert. Denn bei einigen Weinen – ob weiß oder rot – heißt es an den Verkaufshütten: Für heute ausgetrunken. Deshalb werden Weine, die laut Liste eigentlich nur in ganzen Flaschen verkauft werden sollten, nun auch glasweise angeboten.

Die Weinliebhaber wird diese Entwicklung möglicherweise sogar gefreut haben. Denn auf diese Art und Weise sind sie unverhofft in den Genuss einer „Nebenfrau in flüssiger Form, wenn man mal nicht so viel reden will“ – so nennt Winzer Berger seinen Wein – gekommen, die sie als 0,75-Liter-Einheit sonst vielleicht nicht getrunken hätten. Und haben so vielleicht sogar ein Glas mehr probiert als geplant.