Ingolstadt
Tunnel untergräbt den Koalitionsfrieden

Beim Verkehrsprojekt Donauquerung können Freie Wähler von der CSU keine Unterstützung erwarten

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

−Foto: DK-Grafik

Ingolstadt (DK) Dass sich OB Christian Lösel am Schluss der Debatte bei den Freien Wählern für deren Einsatz bedankte, hatte etwas geradezu Rührendes.

Dabei waren der FW-Fraktion am Donnerstag bei ihrem Thema vierte Donauquerung vom Koalitionspartner CSU soeben die Grenzen aufgezeigt worden. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause wollte die FW-Fraktion noch ein Zeichen in Form eines Beschlusses setzen: Im Westen Ingolstadts bleibt ein Korridor frei für einen Tunnel unter dem Auwald, der irgendwann später gebaut werden könnte. Diese Trasse soll möglichst weit entfernt – rund 400 Meter – von bestehenden oder geplanten Baugebieten verlaufen und die Möglichkeit eröffnen, „Straßen mit hoher verkehrlicher Leistungsfähigkeit anzubinden, insbesondere B16, Weicheringer Straße, Hagauer Straße, Gerolfinger Straße, Ochsenmühlstraße, B13 und Staatsstraße 2335“. So weit der Antrag der Freien Wähler.

Doch die Resonanz auf den FW-Vorstoß war nicht unbedingt vielversprechend. Dass SPD-Verkehrsexperte Anton Böhm von dem Donautunnel nichts hält, war zu erwarten und wurde von ihm noch einmal bekräftigt. Aber die deutliche Gegenrede aus der CSU-Fraktion überraschte dann doch.

Klare Worte fanden vor allem die Gerolfinger, die eine neue Straßentrasse, so sie denn realisiert wird, quasi vor der Haustür hätten. „Ich halte das für eine Schnapsidee“, sagte Hans Achhammer. Er sieht „keinen Bedarf, diese Trasse freizuhalten“. Denn: „Das kann man nie finanziell stemmen.“ Er erfreute die Freien Wähler und die anderen Stadtratskollegen mit dem Vorschlag: „Fahrt’s mit dem Fahrrad, dann geht’s schneller.“ Markus Meyer sieht „gigantische Kosten“ auf die Stadt zukommen, wenn sie diesen Tunnel bauen würde. Die stünden „in keinerlei Verhältnis zum erwartbaren Nutzen“ der Straße. „Ich lehne die Trassierung ab“, kündigte er an.

Das war noch lange nicht alles, was die CSU an Nein-Stimmen aufzubieten hatte. Dorothea Deneke-Stoll zeigte sich „skeptisch, was den Entlastungseffekt betrifft“. Sie brachte ein neues Argument zur Sprache. „Man weiß nie, was einen im Untergrund erwartet. Das kann bis zur Gefährdung der Grundwasserversorgung führen.“ Tatsächlich waren diese Bedenken in einem Gutachten des Ingenieurbüros Isar Consult vorgebracht worden.

Dort war von möglichen Risiken durch einen „unkontrollierten und potenziell sehr plötzlich eintretenden Tiefengrundwassereinbruch“ die Rede. Dieser oder gar ein „direktes Anbohren des Malmkarsts könnten große vorhabensbedingte Schäden, erhebliche Bauzeitverlängerungen, große Baukostensteigerungen und potenziell sogar temporäre oder permanente Tiefengrundwasseraustritte“ verursachen. Jedenfalls empfehlen die Gutachter beim Bau eines Tunnels „zwingend vorhergehende Detailerkundungen“.

Kein Wunder, dass Fraktionschefin Petra Kleine (Grüne) nach all den Wortmeldungen schon einen „ökologischen Schulterschluss“ mit der CSU gekommen sah, was natürlich auch Franz Hofmaier (ÖDP) „erfreulich“ fand. Christian Höbusch (Grüne) forderte schlicht und einfach: „Diese einmalige Landschaft müssen wir schützen – ohne Wenn und Aber.“

Einzig Georg Niedermeier (BGI) sicherte den Freien Wählern seine Unterstützung zu, sofern die Verkehrstrasse auch „als Basis für eine spätere Stadtbahn“ betrachtet werde. Markus Reichharts (FW) Appell konnte nicht viel ausrichten. Wer als Stadtrat „heute verantwortlich handeln“ wolle, müsse dem FW-Antrag zustimmen, sagte er. Wenn das Wachstum künftig weiter anhalte, gehe es nämlich nicht nur um Ingolstadt, sondern um ein Thema der gesamten Region.

FW-Fraktionschef Peter Springl lehnte das Angebot seines CSU-Kollegen Joachim Genosko ab, das Ganze in einen Prüfungsantrag abzuschwächen. „Das würde der Diskussion nicht gerecht werden“, erwiderte Springl, „wir würden uns der Lächerlichkeit preisgeben.“ So wurde die Abstimmung in die Fraktionen verwiesen. Robert Bechstädt (SPD) vermutete, dass es den FW ohnehin nur „um die Aufrechterhaltung eines Wahlkampfthemas“ gehe.