Ingolstadt
Tränen lachen zum Einstand

Die Ickstatt-Realschule begrüßte die neue Leiterin Johanna Mödl sehr herzlich und humorvoll

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Gut geschützt mit einem Geschenk vom Staat: Ernst Fischer, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Oberbayern, überreichte Johanna Mödl, der neuen Leiterin der Ickstatt-Realschule, gestern nach der Ernennungsurkunde auch noch einen Regenschirm. - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Die Ickstatt-Realschule hat eine neue Leiterin. Johanna Mödl, Nachfolgerin von Peter Riedl, wurde gestern mit einer unterhaltsamen Feier offiziell in ihr Amt eingeführt. Mödl geht ihre Aufgabe voller Freude und sehr leidenschaftlich an.

Wenn Frauen in Führungspositionen gelangen, sollte das heute eigentlich keiner eigenen Erwähnung mehr bedürfen, weil ein gleichberechtigtes Verhältnis der Geschlechter auf allen Ebenen der Arbeitswelt als anzustrebender Normalfall gilt. Wie gesagt: eigentlich, denn der Normalfall wird selten erreicht. Auch in den weiterführenden Schulen ist der Anteil der Frauen in den Rektoraten immer noch niedrig. In den Ingolstädter Gymnasien kommt auf fünf Oberstudiendirektoren nur eine Oberstudiendirektorin: Edith Philipp-Rasch im Reuchlin. Doch immerhin: Seit September werden alle vier Ingolstädter Realschulen von Frauen geleitet. Silvia Retzer (Fronhofer) und Camilla Hering (Gnadenthal) sind schon länger im Amt. In diesem Schuljahr traten Marion Chmielewski (Tilly-Realschule) und Johanna Mödl (Ickstatt-Realschule) ihre Führungsämter an. Die Ickstatt-Schulfamilie bereitete der neuen Direktorin gestern einen sehr herzlichen und überaus unterhaltsamen Empfang.

Was war das voriges Jahr für ein Geraune im Lehrerzimmer! Die Kollegen spekulierten voller Hingabe über die Frage: Wer wird Nachfolger von Direktor Peter Riedl? Man ahnte: Höchstá †wahrscheinlich wird es wieder ein Mann und ein Mathematiklehrer noch dazu. Unter dem Motto "Schmankerl aus der Gerüchteküche" spielten Rainer Siegert, Vorsitzender des Personalrats, und seine Kolleginnen Stefanie Bretting, Heike Socher sowie Katrin Zamorski mit Unterstützung der Elternbeiratsvorsitzenden Michaela Kuffer und der Schülersprecher die Ratschszenen aus dem Lehrerzimmer hinreißend nach. Die Zuschauer erfuhren interessante Interna. Etwa als Riedl verkündete: Es wird kein Mann und auch kein Mathelehrer. "Allgemeines Durchatmen im Kollegium!" Sondern eine Frau, Lehrerin für Deutsch und Geschichte, zuletzt Konrektorin in Weißenburg. Ihren neuen Kollegen habe sie sich gar in James-Bond-Manier vorgestellt: "Mein Name ist Mödl. Johanna Mödl."

Diese Steilvorlage ließen sich die Kollegen freilich nicht entgehen. Musiklehrer Alexander Berger, Leader der mitreißenden Schülerband, spielte auf dem E-Piano das legendäre 007-Thema. Beste Stimmung im Saal. Johanna Mödl hatte mit dieser Einlage nicht gerechnet und brauchte erst mal ein Taschentuch. "Aber nicht, weil ich weinen musste, sondern weil ich Tränen gelacht habe." Die Direktorin begrüßte ihre neue Schulfamilie euphorisch. Ingolstadt erlebe sie als eine Stadt, "die pulsiert, die viele Facetten und Kulturen hat, die viel bewegt - und damit ist diese Stadt eins zu eins das Abbild der Ickstatt-Realschule".

Ernst Fischer, der Ministerialbeauftragte für die Realschulen in Oberbayern, begrüßte Johanna Mödl staatstragend, aber dennoch sehr persönlich. Wer im Jahr 2016 eine Schulleitung übernehme, müsse wissen, was auf einen zukomme. Diese Aufgabe erfordere "Mut, Zivilcourage und Angstfreiheit vor Konflikten, denn egal, was passiert, der Schulleiter muss immer den Kopf hinhalten". Er habe auch dazu beizutragen, das Bild der Schule in der Öffentlichkeit wider alle Klischees und bösen Vorurteile positiv zu prägen. "Hier werden keine Ideale des 19. Jahrhunderts bewahrt. Die Schule ist eine sich immer wieder verändernde Organisation von Menschen", sagte Fischer. Und die sei am besten gelungen, "wenn die Kinder das Gefühl haben: Ich bin hier keine Nummer, sondern ein Mensch." So wie in der Ickstatt.

Kulturreferent Gabriel Engert erinnerte daran, wie viel die Realschule seit 2007 mitgemacht hat: Generalsanierung, Aufstockung - Baustellen schier ohne Ende. Die Stadt investierte zehn Millionen Euro. Dafür sei die Ickstatt jetzt eine der schönsten und am besten ausgestatteten Schulen der Stadt. Die Bücherei und der neue Innenhof seien "besondere Glanzstücke". Engert plädierte ferner für den Ausbau des Ganztagsunterrichts in allen Schularten, "weil das die notwendige Reaktion auf den Wandel in der Arbeitswelt ist". Trotz allem "werden aber die Eltern immer ein wichtiger Bestandteil des Schullebens bleiben".

Auch Konrektorin Andrea von Zweydorf und ihre Kollegen in der Schulleitung, Bianca Hoffmann und Markus Grab, begrüßten Johanna Mödl herzlich. Sie alle unterrichten gern in der Ickstatt-Realschule. "Ich bin stolz, ein Teil dieser Schule zu sein!", bekannte Bianca Hoffmann. Dann stimmte der Schüler-Lehrer-Chor ein frommes Lied an: "Möge die Straße uns zusammenführen."