Ingolstadt
Tiefkühlkost mit Anspruch

Stadt regelt Mittagsverpflegung für Schulen und Kitas neu – Namen der Anbieter stehen fest

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Der Klassiker: Spaghetti Bolognese werden in der Schülermensa der Canisiusstiftung immer gern gegessen. Arch - foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Veronika Peters hat Günter Wallraff gesehen. Die Undercover-Reportage des bekannten Aufklärers bei RTL über die Zustände in Großküchen entsetzte die Stadträtin – vor allem die unappetitlichen Speisen, die fragwürdige, vom „Team Wallraf“ entlarvte Produzenten in Schulen und Kindergärten liefern, schlugen Peters auf den Magen.

Kaum hatte Wallraff im Fernsehen sein dramatisches Schlusswort gesprochen – „Die Schwächsten der Gesellschaft werden billig abgespeist!“ – verfasste Veronika Peters, Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion, einen Brief an OB Christian Lösel, um ihre Besorgnis auszudrücken, denn die Mittagsverpflegung in den Ingolstädter Schulen und Kitas war zu diesem Zeitpunkt ausgeschrieben. Peters schickte einen Katalog mit Fragen zu den Qualitätskriterien der Stadt für das Essen und den Standards in den Küchen der Anbieter, die sich beworben haben.

Kultur- und Schulreferent Gabriel Engert gab darauf eine Erklärung heraus, in der er versichert, dass die Stadt mit keiner der in der Sendung „Team Wallraff“ genannten Firmen je zusammengearbeitet habe und das auch niemals tun werde. „Trotzdem möchten wir diese Gelegenheit nutzen, alle Interessierten transparent über die Vorgehensweise und die Qualität der Verpflegung in unseren Einrichtungen zu informieren“, schreibt Engert. Die Stadt Ingolstadt verpflege derzeit in ihren Kitas und im Rahmen der Schulverpflegung täglich rund 2000 Kinder. „Erklärtes Ziel hierbei ist es, qualitativ hochwertiges, gesundes und schmackhaftes Essen für Kinder anzubieten und gleichzeitig jedem Kind die Teilnahme am Mittagessen zu ermöglichen. Entsprechend den Gegebenheiten vor Ort und in stets enger Abstimmung mit den Einrichtungsleitern und Eltern vor Ort wurden deshalb in der Vergangenheit maßgeschneiderte Lösungen für die einzelnen Einrichtungen erarbeitet“, heißt es. Die Qualitätsanforderungen seien sehr hoch, betont Engert. Und er stellt fest: „Die Elternbefragungen zum Essen in unseren Einrichtungen lieferten deshalb in der Vergangenheit stets positive Ergebnisse.“

Allerdings hat die Lösung der Stadt, den Kindern in der Schule oder in der Kindertagesstätte aufgewärmte Tiefkühlkost zu servieren (das Verfahren heißt „Cook und Freeze“), Diskussionen und Widerspruch ausgelöst. Peters führte die Schar der Kritiker an. Sie plädiert für frisch gekochtes Essen und startete die Aktion „IN isst gut“. Doch es gelang ihr nicht, die Mehrheit des Stadtrats von ihrem Konzept zu überzeugen. In den städtischen Kindertagesstätten und Schulen wird es also weiter Tiefkühlkost geben.

Die Entscheidung, welcher Anbieter nach der europaweiten Ausschreibung für die Mittagsverpflegung den Zuschlag erhalten hat, ist mittlerweile gefallen. Der Stadtrat fasste den Beschluss in nichtöffentlicher Sitzung. Die Stadtverwaltung darf aber noch nichts bekannt geben, weil die Einspruchsfrist für die Firmen, die eine Absage bekommen haben, noch nicht abgelaufen ist. Erst im Juli wird der Beschluss veröffentlicht.

Wie derweil aus dem Umfeld des Stadtrats verlautete, haben die Apetito-Gruppe aus Nordrhein-Westfalen sowie die Firma Gourmet aus Österreich den Zuschlag erhalten. Auch das Ingolstädter Klinikum soll sich für die Verpflegung der Kinder beworben haben, fand im Stadtrat jedoch keine Mehrheit. Das Angebot der Küche sei zu teuer gewesen, hieß es.