Ingolstadt
Suchtprävention in der Turnhalle

Projekt "KlarSicht" klärt Schüler der siebten und achten Klassen über die Gefahren von legalen Drogen auf

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Gefährliches Suchtmittel im Großformat: Anhand riesiger Zigaretten-Modelle lernten Ingolstädter Mittelschüler im Rahmen der Aktion „KlarSicht“, warum legale Drogen krankmachen können - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Ein Teppich aus Fünf-Euro-Scheinen liegt auf dem Boden der Turnhalle ausgebreitet. Das Geld ist nicht echt. Es symbolisiert den Betrag, den ein Raucher pro Jahr für Zigaretten ausgibt, wenn er sich jeden Tag eine Schachtel kauft: Rund 1800 Euro.

An der Sir-William-Herschel-Mittelschule dreht sich an diesem Vormittag alles um legale Drogen und die Gefahren, die von ihnen ausgehen. Rund 300 Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Klassen aus vier Ingolstädter Schulen durchlaufen dort, wo ansonsten Sportunterricht gegeben wird, den sogenannten „KlarSicht-MitmachParcours“ zu Tabak und Alkohol. Eine Aktion im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ziel der spielerischen Kampagne mit interaktiven Lernstationen, die bundesweit bereits an über 360 Orten stattgefunden hat: jungen Menschen ein speziell für sie geeignetes Präventionsangebot zum Schutz vor der Sucht zu vermitteln.

90 Minuten dauert ein Durchgang. Sieben Stationen gilt es zu durchlaufen. Fünf davon werden bespielt. Das heißt, dass die Jugendlichen an ihnen selbst zu Aktionen aufgefordert sind. Sei es in Rollenspielen, Diskussionen oder mit eigenen Fragen. Beispielsweise beim sogenannten „Drunk-Buster“. Eine Rauschbrille, die einen Promillewert von etwa 1,3 bis 1,5 simuliert. Mit der den Blick vernebelnden Brille vor den Augen versuchen die Schüler eine gestrichelte Linie entlang zu gehen oder ihrem Gegenüber die Hand zu reichen. Gar nicht so einfach, wenn man offenbar betrunken ist. An einer anderen Station ziehen die Schüler aus einer riesigen Zigarettenschachtel überdimensionierte Glimmstengel hervor. Keine echten, versteht sich. Sie symbolisieren vielmehr Schlagwörter, die mit dem Rauchen zu tun haben: Kosten, Impotenz, Clique oder Tod. Rauchen verbreite einen „asozialen Geruch“, meint ein Mädchen in der Gruppe spontan.

„300 bis 400 Menschen sterben in Deutschland täglich an den Folgen des Rauchens“, informiert Jule Koehne vom KlarSicht-Team die jungen Leute. „Das ist gar nicht so cool“, findet daraufhin ein Junge aus der Gruppe. Die übergroßen Kunststoff-Zigaretten beeindrucken die Runde schon durchs bloße Hinsehen. Hält man sie in der Hand – was aufgrund ihres Umfangs fast nicht mehr möglich ist – wird dadurch unterschwellig auch deutlich, wie schwer es ist, Abhängigkeit wieder in den Griff zu bekommen.

Ein wenig überfordert wirken die jungen Leute, als das Thema Werbung zur Sprache kommt. Zwar klären die Moderatoren über die Wirkung der Werbung auf – als Beispiel dient eine bekannte Wodka-Marke und der prominente Sportler, der sich für die Reklame hergibt – der Widerspruch jedoch, dass mit legalen Suchtmitteln einerseits kommerzielle Motive verfolgt werden dürfen, andererseits aber als gesundheitsschädliche Drogen vor ihnen gewarnt wird, bleibt zumindest auf dieser kurzen Etappe des Parcours weitgehend ungelöst.

Die intensive Aufklärungsarbeit scheint ihre Wirkung dennoch nicht zu verfehlen: „Wir hatten noch nie so viele 18-Jährige, die noch keinen Alkohol getrunken haben“, konnte Projektleiter Sebastian Thiel, am Rande der Veranstaltung auf einem Pressegespräch vermelden.