Ingolstadt
Streitpunkt Stromtrasse

Der Landtagsfraktionschef Ludwig Hartmann diskutierte mit seinen Ingolstädter Grünen über die Energiewende

24.04.2015 | Stand 30.06.2016, 14:36 Uhr

Nur unter einer Bedingung ließ sich Ludwig Hartmann (Dritter von links) mit diesem Plakat fotografieren: Die trassenfeindlichen Symbole an den Seiten mussten weggeklappt werden - Foto: Schneider

Ingolstadt (DK) Atomkraftwerke abschalten, stattdessen Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen: In diesen Punkten war sich Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag, mit seinen Zuhörern einig. Viel weiter ging der Konsens bei seinem Vortrag „Energie, die nicht die Welt kostet“, zu dem die Ingolstädter Grünen am Donnerstag ins Weißbräuhaus eingeladen hatten, aber nicht.

Die geplanten Stromtrassen sorgten für so hitzige Diskussionen, dass Moderator Joachim Siebler, Kreisvorsitzender der Grünen, Mühe hatte, die Redeliste durchzusetzen.

Hartmann hatte zunächst die Fortschritte bei der Energiewende gelobt, seinen Angaben nach könnten die erneuerbaren Energien in Bayern dieses Jahr einen Anteil von 40 Prozent erreichen. Vor allem Sonnen- und Windenergie sei zukunftsträchtig, da unbegrenzt verfügbar. Beim Thema Windräder bestehe im Freistaat Nachholbedarf: „Das ist in Bayern landschaftlich vertretbar und die Standorte sind vorhanden.“ Hartmann bekräftigte das Ziel, bei der Energieerzeugung komplett auf fossile Brennstoffe verzichten zu können. Für heftigen Widerspruch sorgte allerdings seine Schlussfolgerung, dafür müsse das Netz ausgebaut werden. Hartmann äußerte zwar Zweifel, ob die Stromtrassen tatsächlich in dem geplanten Ausmaß notwendig seien, auch er wolle so wenige Stromleitungen wie möglich und Netzoptimierung komme vor Netzausbau. Dass aber generell neue Trassen benötigt würden, stellte er deutlich klar: „Wenn das Netz bis 2020 so bleibt, haben wir ein Problem. Hundert Prozent erneuerbare Energien geht nicht ohne Netzausbau.“

„Doch, es geht, man muss nur wollen“, widersprach einer der Zuhörer vehement. „Ich vermisse das grüne Gefühl von früher, dass man sagt: Das ist uns egal wie, wir wollen das“, kritisierte ein anderer Gast. Wie auch alle anderen Zuhörer, die sich zu Wort meldeten, präsentierte er sich als erbitterter Trassengegner. „Wir können den Strom regional machen“, sagte ein Ingolstädter. „Hundert Prozent dezentral wäre auch mein Wunsch, das geht aber nur draußen auf dem Land“, erwiderte Hartmann. In den Großstädten und in der Industrie könne man seine Energie eben nicht so einfach selbst erzeugen. „Wir müssen jetzt in etwas investieren, das uns mittel- und langfristig einen gewaltigen Vorteil bringt“, betonte Hartmann.

Obwohl der Landtagsabgeordnete immer wieder Zahlen zitierte, konnte er die Ingolstädter letztlich nicht überzeugen. Während Hartmann sich dabei immer wieder auf physikalische Grundsätze berief, die man nicht ignorieren könne, sahen viele der Zuhörer das Problem als ein politisches an. Als Fazit des Abends eignete sich schließlich ein Satz, den Hartmann schon zu Beginn geäußert hatte: „Energiepolitik ist wahnsinnig komplex.“