Ingolstadt
Strahlen des Bösen

Deutsches Medizinhistorisches Museum zeigt Ausstellung "Radiologie im Nationalsozialismus"

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Das Hakenkreuz der Nationalsozialisten war bis 1945 omnipräsent: Röntgenuntersuchung im Münchner Krankenhaus links der Isar in der Zeit des "Dritten Reichs". - Foto: Scherl/Deutsche Röntgengesellschaft

Ingolstadt (DK) Das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt widmet sich in seiner neuesten Ausstellung einem besonders dunklen Kapitel der deutschen Medizingeschichte. Von diesem Donnerstag, 22. Februar, an wird dort im Neubau neben der Alten Anatomie die Ausstellung "Radiologie im Nationalsozialismus" gezeigt.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Deutschen Röntgengesellschaft Berlin und des Ingolstädter Museums. 2010 beauftragte die Gesellschaft die Medizinhistorikerin Gabriele Moser (Universität Heidelberg) mit der Aufarbeitung der Geschichte der Röntgengesellschaft in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) trat mit Blick auf ihre gemeinsame Vergangenheit mit der Deutschen Röntgengesellschaft dem Projekt im Jahr 2012 bei.

Die Ausstellung "Radiologie im Nationalsozialismus € gibt einen Überblick über das Thema, zeichnet den verbrecherischen Einsatz der Röntgenstrahlung im Dienste nationalsozialistischen Rassenwahns nach und dokumentiert auch damit verbundene wissenschaftliche Karrieren. "Sie veranschaulicht aber auch die oftmals schwierige Bergung von Biografien verfolgter und ermordeter Radiologinnen und Radiologen zwischen 1933 und 1945", wie das Deutsche Medizinhistorische Museum in einer Mitteilung schreibt.

Für die Präsentation dort wurde die Ausstellung um den "Fokus Ingolstadt" ergänzt, der die Fragen der Wanderausstellung noch einmal aufgreift und auf einer Tafel sowie mit einer Medienstation erste Antworten darauf gibt, wie sich die jeweiligen Themen in der Ingolstädter Geschichte darstellen: "Wie war der Stand der Radiologie in Ingolstadt? Gab es auch hier jüdische Ärztinnen und Ärzte? Wie verlief ihr Schicksal? Wie gestaltete sich der Zugriff der Tuberkulose-Fürsorge auf die Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger? Gibt es Hinweise auf die Zwangsaufnahme von Tuberkulosekranken" Die Schau spürt noch mehr Fragen nach: "Wie viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt wurden im Zuge der Umsetzung des von den Nationalsozialisten erlassenen ,Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses' gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht? Wie lief dieses Verfahren ab, und in welchen Kliniken fand die Unfruchtbarmachung - durch Operation oder Strahlung - statt"

Die Text- und Bildtafeln werden durch Objekte aus der Sammlung des Medizinhistorischen Museums sowie Leihgaben aus dem Deutschen Röntgenmuseum in Remscheid ergänzt. Für internationale Besucher liegen in der Ausstellung englische Texthefte bereit.

Bei der Eröffnung der Schau in der Volkshochschule werden Vertreter der Deutschen Röntgengesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, des Ärztlichen Kreisvereins Ingolstadt-Eichstätt sowie der Kulturreferent der Stadt Ingolstadt Gabriel Engert Grußworte sprechen. Gabriele Moser, die wissenschaftliche Kuratorin der Ausstellung, führt in die Thematik ein. Abschließend berichtet Prof. Marion Ruisinger, die Direktorin des Medizinhistorischen Museums, von der Anpassung der Ausstellung für die Präsentation in Ingolstadt. Der Pianist Vardan Mamikonian (Ingolstadt/Paris) begleitet die Eröffnungsfeier mit Werken von Komponisten, die vom Nationalsozialismus als "entartete Musik" diffamiert waren.

"Radiologie im Nationalsozialismus": Die Veranstaltung zur Eröffnung beginnt am morgigen Mittwoch, 21. Februar, um 19 Uhr im Rudolf-Koller-Saal der Volkshochschule, Hallstraße 5, und ist öffentlich. Im Anschluss laden die Veranstalter zum Besuch der Schau ins Medizinhistorische Museum an der Anatomiestraße ein. Die Ausstellung läuft bis 9. September. Geöffnet ist sie täglich - außer montags - von 10 bis 17 Uhr.