Ingolstadt
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Die Nordumgehung ist fertig – aber politische Differenzen über die Verkehrspolitik bleiben bestehen

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Harmonie pur - zumindest für einen Moment: Gaimersheims Bürgermeisterin Andrea Mickel, Bauamtschef Lutz Mandel, Landrat Anton Knapp, Ingolstadts OB Christian Lösel und Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (von links) beim symbolischen Durchschneiden des Bandes - Foto: Abels

Ingolstadt (DK) Bei stürmischem Wind und leichtem Donnergrollen ist gestern auf einer Anhöhe zwischen Etting und Wettstetten die Nordumgehung Gaimersheim für den Verkehr freigegeben worden. Die „Bauherren“ Christian Lösel und Anton Knapp setzten bei ihren Reden unterschiedliche Akzente.

Ein Politiker, der beim jahrelangen Streit um das letzte Teilstück dieser Straße eine Hauptrolle gespielt hatte, zog es jedoch vor, der Veranstaltung fernzubleiben: Ingolstadts Finanzbürgermeister Albert Wittmann. Er hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder dafür starkgemacht, dass die Verkehrslast auf alle Schultern, auch die der Nachbargemeinden, verteilt werden soll – und damit letztlich bewirkt, dass der Weiterbau der 7,5 Kilometer langen Umgehungsstraße sich verzögerte.

„Die hohe Verkehrsbelastung ist ein Spiegelbild unseres Wohlstandes“, sagte OB Lösel gestern. Dafür profitiere man aber von einer florierenden Wirtschaft, einem großen Angebot an Arbeitsplätzen und guten Steuereinnahmen. Mit der Freigabe der neuen Umgehungsstraße, so prophezeite der Rathauschef, werde der „Druck im Norden ein Stück weit nachlassen“. Laut Prognosen werden hier täglich 10 000 bis 15 000 Fahrzeuge unterwegs sein. „Es hat länger gedauert, als wir alle gehofft hatten“, räumte der Politiker ein.

Die Nordumgehung sei ein „wichtiger, aber nur ein Schritt“ in der Verkehrsentwicklung. Das nächste Projekt werde der vierspurige Ausbau der Ostumgehung Etting sein.

Besondere Aufmerksamkeit der vielen Zaungäste bei der gestrigen Zeremonie fanden die abschließenden Bemerkungen Lösels zur Staatsstraße 2335. Es könne nicht sein, dass „eine bestehende Straße, die halbseitig gesperrt ist, nicht geöffnet wird“. Dies sei „geradezu ein Anachronismus“. Nicht nur Ingolstadt, sondern auch die umliegenden Gemeinden müssten ihren Beitrag zur Verkehrsinfrastruktur leisten, so Lösel.

Der Widerspruch des zweiten Redners, des Eichstätter Landrates, ließ nicht lange auf sich warten. Anton Knapp nutzte zwar seine Ansprache zu ausführlichem Dank an alle, die sich im Lauf der Jahre für die Nordumgehung Gaimersheim eingesetzt hatten, ließ aber keinen Zweifel an seiner Gegenposition beim Thema Staatsstraße 2335. Knapp bezog sich auf das gestrige Luftbild im DK, auf dem klar ersichtlich sei, „dass es eine echte Umgehungsstraße für Gaimersheim, Etting und Wettstetten ist“. Deshalb bestehe in Zukunft die Chance, „die Staatsstraße aus den Ortsdurchfahrten herauszunehmen und als Gemeindestraße zu widmen“.

Lutz Mandel, der Chef des staatlichen Bauamtes, sagte auf DK-Anfrage, dass die beidseitige Öffnung der Staatsstraße sehr wohl vorgesehen sei – allerdings erst nach dem Umbau des gefährlichen Verkehrsknotens im Osten von Wettstetten. Noch in diesem Jahr will das Amt dafür die Planfeststellung beantragen. Doch das ist erst der Beginn des Verfahrens.