Klassik-Open-Air im Klenzepark: ''Beethovens Fünfte ist wie Hardrock''

23.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr
Besuchermeer: Tausende lauschten beim Klassik-Open-Air im Rahmen der Audi-Sommerkonzerte im Klenzepark dem Orchester unter Leitung von Kent Nagano. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Tausende zogen am Freitagabend wieder Richtung Klenzepark, um sich - meist mit Decken, Rotwein und allerhand Essen ausgerüstet - auf der großen Wiese niederzulassen, sich mit Freunden zu unterhalten und natürlich klassische Musik zu genießen. Wir sprachen mit einigen Besuchern des Klassik-Open-Airs.

Inge und Ralf Braun aus Karlshuld haben das Konzert vergangenes Jahr "leider verpasst", wie sie sagen. "Deswegen haben wir es heuer im Kalender notiert und sogar unser Straßenfest für das Klassik Open Air verschoben", berichtet Inge. Auch ein Großteil der Familie ist im Klenzepark. "Wir haben sie zufällig getroffen", sagt sie. Jetzt warten sie auf gute Freunde, mit denen sie sich verabredet haben. "Die Atmosphäre hier ist einfach gigantisch"“, schwärmen die beiden. Mitgebracht haben sie Wasser, Gemüse mit Dip und Windbeutel als Nachspeise. "Unsere Freunde kümmern sich um den Wein, das Brot und Knabbereien", erzählt Inge. Die Musik sei ihnen aber auch wichtig. "Wir wollten heute unbedingt den Dirigenten und seine Frau erleben, die ein Solo spielt", sagt Ralf. Sie seien Klassik-Gernhörer und haben sich gezielt diesen Abend ausgesucht. "Denn große Freunde der Bläsermusik sind wir nicht so sehr", räumt Ralf ein.

Enno, Carmen, Daniela und Johann sind zwei Paare aus Neuburg, die heuer das zweite Mal beim Klassik Open Air dabei sind. "Letztes Jahr hat es mir nicht so gut gefallen, weil ich der Fahrer war", scherzt Johann. Dafür kann er sich heuer an dem Bio-Rotwein laben und den Abend in vollen Zügen genießen. Dazu gibt es Trauben, Käse, Salami, Garnelen und Baguettes sowie Gemüse aus dem eigenen Garten. "Und Schafskäse aus Anatolien", ergänzt Johann. Ob er Klassikfan ist? "Eigentlich Hardrocker, aber Beethovens Fünfte ist wie Hardrock", sagt er mit einem Augenzwinkern. In die Stadt will die Gruppe nach Ende des Konzerts nicht mehr. Das Feuerwerk ist ein guter Abschluss, findet Enno. Über die Vorfälle in München waren sie noch nicht informiert, haben das Handy seit zwei Stunden nicht benutzt. "Das überrascht uns total", sagt Daniela. "Aber wir trotzen solchen Dingen. Wir gehen trotzdem raus", ergänzt Enno selbstbewusst. Die gelöste Stimmung wollen sie sich heute nicht verderben lassen.

Eine ganze Nachbarschaft aus der Rankestraße hat sich mit einem wahren Buffet auf der Wiese niedergelassen. Wie jedes Jahr mit selbst gemachtem Schnaps, Wiener im Blätterteig aber auch kleinen feinen Snacks wie Dattel-Schinken-Spicker. Zu Trinken gibt es unter anderem Sekt, Rotwein und Gintonic. Insgesamt sind 14 Leute dabei. Wie jedes Jahr. Seit Beginn der Reihe. "Immer am gleichen Platz", sagt Alice. "Die Musik ist uns wichtig." Und Eva ergänzt: "Es ist eine gute Gelegenheit Klassik zu hören in dieser tollen Atmosphäre, auch wenn ich kein ausgesprochener Klassikfan bin." Neben all den Leckereien, zu denen auch Käsebällchen, gebratenes Huhn und Cevapcici mit Zaziki zählen, hat die lockere Truppe aus Ingolstadt traditionell auch einen dreiarmigen Kerzenleuchter dabei. "Der wird heute auch noch leuchten", verspricht Alice feierlich.

Evi Engelhardt aus Ingolstadt ist mit Tochter Nina, Enkelsohn Noah, Enkeltochter Amelie und Schwiegersohn Sven zum Konzert gekommen. "Wir sind jedes Jahr hier, weil die Atmosphäre so schön ist", schwärmt Evi. Außerdem finde sie es toll, dass Jung und Alt und so viele Kinder hier seien und sich jeder amüsiert. "Das ist Musik und Natur pur", ergänzt Sven überzeugt. Zu essen gibt es "Super-Sandwiches", wie Evi stolz sagt, aber auch Studentenfutter, Cevapcici, Obatzda mit Brezen und Muffins als Nachspeise. Ein Großteil ist schon vor Konzertbeginn verzehrt. "Schließlich wollen wir jetzt dann die Musik hören", sagt Evi und lacht. Und was ist für die Kinder heute das Größte? "Das Feuerwerk und dass wir mit der Familie zusammen sein können", findet Amelie. Als der Sprecher darüber informiert, dass das Konzert trotz der Vorfälle in München stattfindet, brandet Beifall auf. "Klatschen ist wie ein Band", sagt Evi gerührt. "Es zeigt, dass wir stärker sind. und dass das Gute siegen wird", fügt sie dann an.

Das geplante Feuerwerk zum Abschluss des Konzerts wurde aus Respekt gegenüber den Opfern des Anschlags von München abgesagt.