Ingolstadt
Sie müssen draußen bleiben

02.01.2010 | Stand 03.12.2020, 3:18 Uhr

Sing laut, sing stolz: Diesen Spruch beherzigen die ERC-Fans gerne. Doch aus der friedlichen Masse kristallisierten sich zuletzt immer mehr gewaltbereite Fans heraus, denen das Anfeuern der eigenen Mannschaft nicht genug ist. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Fall ist in seiner Dimension wohl einzigartig in der Geschichte des Ingolstädter Eishockeys und Fußballs. Elf Fans des ERCI haben an diesem Wochenende ein mehrjähriges Stadionverbot aufgebrummt bekommen, weil sie kürzlich organisiert auf Anhänger des FC-Lagers losgehen wollten.

Der Vorfall war bei der Polizei eine ganze Woche unter Verschluss gewesen, ehe er doch an die breite Öffentlichkeit gelangte. In Ruhe wollten die Beamten ermitteln, was sich Anfang November in der Gerbergasse vor einer Sportbar genau zugetragen hatte. Für die Polizei hat sich nun einwandfrei ergeben, wie Inspektionschef Ignaz Brunner auf DK-Anfrage bestätigte, dass es eine Gruppe von Fans des ERC war, die damals rivalisierenden FC-Anhängern an den Kragen wollte. Doch der Wirt und ein Kellner stellten sich in jener Nacht zum Samstag mutig in den Weg. Außerdem bekam die Polizei durch einen Informanten aus Fankreisen schnell Wind von der Sache und rückte mit acht Streifenwagen an, bevor es eine gröbere Auseinandersetzung geben konnte.
 
"Unsere Erstermittlungen sind abgeschlossen", sagte Brunner. Zu den bereits am Tatort festgehaltenen neun ERC-Fans seien noch zwölf Stück ermittelt worden, die damals flüchten konnten. Sie sind von der Polizei wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs, also Gewalt und Bedrohung mit vereinten Kräften aus einer Menschenmenge heraus, angezeigt worden. "Ob es einen Strafbefehl gibt oder es zu einer Verhandlung kommt, ist nun die Frage", so Brunner. Er rechnet fest mit einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft.
 
Dort ist der Fall gerade bei der Akteneinsicht, wie der stellvertretende Behördenleiter, Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle, dem DK bestätigte. Weitere Auskünfte könne er deshalb (noch) nicht geben.
 
Bereits zum Abschluss gekommen ist die Sanktion, die der ERC selbst dem ihm bekannten Teil dieser gewaltbereiten Fans zugedacht hat: Am vergangenen Wochenende übergab Marketingmanager Rudi Hofweber elf Stadionverbote an beschuldigte Fans, die ihm und Sportdirektor Jim Boni den Angriff auf die FC-Anhänger kürzlich bei einer Anhörung eingestanden hatten. Zehn, dem Lager der so genannten Ultras zuzurechnenden Fans dürfen für zwei Jahre nicht mehr zu einem Spiel des ERC in die Saturn-Arena kommen. Einer, laut Hofweber "ein Wiederholungstäter", sogar für drei Jahre. Bundesweite Stadionverbote dürften noch folgen. Darüber entscheidet der Dachverband Deutsche Eishockey-Liga in Kürze.

"Das wird denen sehr weh tun. Die sind zum Teil bei jedem Heim- und Auswärtsspiel dabei gewesen", sagt Hofweber. "Das soll aber eine deutliche Abschreckung sein. Die Maßgabe des ERC, das ist beim Beiratsvorsitzenden und in der Geschäftsführung deutlichst zum Ausdruck gekommen, spricht sich ganz klar gegen jegliche Form der Gewalt aus."

Dabei spiele es keine Rolle, wo sich der Angriff zugetragen habe. Selbst wie in diesem Fall fern der Saturn-Arena. "Wir können die Stadionverbote verhängen, weil sie als ERC-Fans zu erkennen waren", sagt Hofweber. Dazu gebe es sogar Urteile des Bundesgerichtshofes.

An diesem Wochenende saß der Manager nach eigener Aussage vor reumütigen Fans, die den Vorfall aber zuvor lange bestritten hatten. Erst als dem Verein die Polizeiakte vorlag, gestanden sie den Übergriff ein. "Sie haben durch die Bank zum Ausdruck gebracht, dass es ein riesengroßer Fehler war", sagt Hofweber. "Und sie haben uns in die Hand versprochen, dass es nie wieder passiert."

Deshalb bietet der Eishockeyklub eine Bewährungschance. Wer eine bestimmte Zahl von Sozialstunden bei ausgewählten Einrichtungen vernünftig ableistet, der kann das Stadionverbot verkürzt bekommen. Eine entsprechende Regelung finde auch das Amtsgericht gut, sagt Hofweber nach Rücksprache mit der Behörde. "Wir wollen dokumentieren, dass wir nicht den Stab brechen über diese zum Teil sehr jungen Leute." Vom Teenager bis zum Mittzwanziger reiche die Bandbreite.

Der ERC arbeitet dabei auch eng mit dem FC zusammen. Hofweber: "Da gibt es einen Konsens, dass wir gemeinsam gegen so etwas vorgehen."