Ingolstadt
Schlaglichter in die Zukunftswerkstatt

Wirtschaftsbeirat der Region informierte sich bei Audi über Assistenzsysteme und neue Antriebsformen

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Autos der Zukunft werden den Fahrern viel Arbeit abnehmen können. Auch Audi forscht am pilotierten Fahren - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Wohin will das Auto mit uns? Und werden wir überhaupt noch gebraucht, wenn sich unser Pkw dereinst von selbst durchs Verkehrsgewühl schlängelt? Fragen wie diese mögen dem einen oder anderen in den Sinn gekommen sein, als Audi-Techniker Donnerstagabend vor dem Wirtschaftsbeirat Bayern über ihre Zukunftsprojekte informierten.

 

In den Thinktanks der Autokonzerne wird schon lange nicht mehr nur über Design und Leistungsspektrum künftiger Fahrzeuge nachgedacht. Vielmehr interessieren dort auch gesamtgesellschaftliche und wirtschaftspolitische Entwicklungen sowie strategische Überlegungen, welche Veränderungsprozesse wann und wie nachhaltig einsetzen. Schließlich sollen die Modelle, die erst in fünf oder zehn Jahren auf den Markt kommen, marktgerecht und konkurrenzfähig sein.

Die Ingolstädter Sektion des Wirtschaftsbeirates Bayern, ein Zusammenschluss von Unternehmern und Führungskräften aus Industrie, Handel und Gewerbe, konnte sich am Donnerstagabend im Audi-Konferenzcenter an der Ettinger Straße zumindest ausschnittweise ein Bild davon machen, welche Zukunftsfragen die Automobilstrategen bewegen. Bezirksvorsitzender und Organisator Eduard Kastner (Wolnzach) hatte neben Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek auch mehrere Projektleiter aus der Technischen Entwicklung für Vorträge über pilotiertes Fahren, künftige Antriebsaggregate und über die immer wichtigere Vernetzung und Digitalisierung auch in der Automobilfertigung (Stichwort: Industrie 4.0) gewinnen können.

Direkten praktischen Nutzen und unmittelbare Erfahrbarkeit für den Autokunden werden in den kommenden Jahren wohl vor allem die Assistenzsysteme haben. Thomas Müller, bei Audi unter anderem für diesen Forschungssektor verantwortlich, berichtete vom sukzessiven Bedeutungsgewinn von Selbstfahreigenschaften in Serienfahrzeugen. Der Weg werde vom Stau- und Parkpiloten (in den nächsten zwei bis drei Jahren) über Autobahn- und Parkhauspilot bis hin zum Stadtpiloten führen. Folglich entdeckt die künstliche Intelligenz im Fahrzeug (geplant ist letztlich die Verarbeitung aller Sensorsignale in einer zentralen Recheneinheit) nach und nach ihre Umwelt. Zunächst wird sie Parklücken suchen (das kann sie heute schon), später dann das Auto allein durch Parkhäuser, durch den Autobahnstau und schließlich durch den Kreuzungsverkehr im Stadtgewühl steuern – wenn der Fahrer das denn will. Referent Müller machte klar, dass es für all dies nicht nur viel neue Technik braucht, an der die Autokonzerne auch gemeinsame Forschungsarbeit leisten, sondern auch verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen. Da sehen die Ingenieure also auch die Politik gefordert.

Im Vortrag über neue Energieformen für den Antrieb wurde die ganze Vielfalt von der E-Mobilität bis zur Brennstoffzelle skizziert. Referent Reinhard Otten machte seinen Zuhörern klar, dass hier viele Optionen auf dem Tisch liegen, derzeit aber noch keine Richtung den endgültigen Durchbruch verspricht. Audi habe aber bei allen Varianten den Fuß in der Tür und mit seinen Ideen zum Thema Zwischenspeicherung von Energie („Power to gas“) viel Beachtung in der Energiewirtschaft gefunden.