Ingolstadt
Ruperts langer Ruhestand

D-Day: Armeemuseum hat ein Erinnerungsstück an den 6. Juni 1944

11.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

Rupert wurde kurz aus dem Schlaf geweckt: Thomas Müller vom Armeemuseum zeigt die britische Fallschirmjägerpuppe, die den D-Day überlebte, weil sie wohl nie zum Einsatz kam - Foto: Hauser

Ingolstadt (hl) In der vergangenen Woche waren die Augen der Welt auf die Normandie gerichtet: 70 Jahre nach der Invasion der alliierten Truppen in Nordfrankreich wurde in Anwesenheit politischer Prominenz abermals an die größte militärische Landungsoperation der Geschichte erinnert.

In den Tagen danach ist Thomas Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bayerischen Armeemuseum, eher zufällig im Magazin des Hauses auf einen „Überlebenden“ des D-Days gestoßen, der in seinem Karton fast in Vergessenheit geraten war: Eine britische Fallschirmpuppe vom Typ Rupert, wie sie am 6. Juni 1944 zu hunderten hinter den deutschen Verteidigungslinien am Atlantikwall abgeworfen wurde, harrt seit Jahren ihrer Präsentation in einer möglicherweise irgendwann noch einmal anstehenden ständigen Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg.

Die Briten hatten in der Nacht vor der Landung rund 500 solcher aus grobem Leinenstoff zusammengenähter Puppen aus Flugzeugen abgeworfen, um den deutschen Truppen in der Normandie Fallschirmjägereinsätze an bestimmten Punkten vorzugaukeln und so Verwirrung bei den Wehrmachtseinheiten zu stiften. Die nur etwa einen Meter großen Ruperts waren am Nachthimmel kaum von wirklichen Soldaten zu unterschneiden und zudem mit Pyrotechnik ausgestattet, sodass bei der Landung gefechtsmäßige Knallerei und Leuchteffekte zu beobachten waren. Kinokennern ist Rupert auch aus einer kurzen Sequenz des bekannten Weltkriegsfilms „Der längste Tag“ aus den 60er Jahren ein Begriff.

Die Puppe, die seit einigen Jahren im Ingolstädter Armeemuseum ihr Dasein fristet, hat übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach keine Fronterfahrung. Es muss sich um ein überzähliges (Anschauungs-)Exemplar handeln, das 1980 in einem alten Hangar eines Feldflugplatzes in England gefunden und über ein Auktionshaus verkauft worden war. Dieser Rupert ist also wohl seit seinem ersten Tag im Ruhestand.